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0700 - Aphilie

Titel: 0700 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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läßt, aus welchem Motiv heraus handelst du da?"
    „Ich weiß nicht", antwortete er erheitert „Gute Erziehung?"
    „Auch das. Aber ich wette, in den meisten Fällen macht es dir sogar Spaß, dem andern den Vortritt zu lassen. Ist das nur ein Resultat der guten Erziehung? Oder spricht hier nicht wirklich der gute Mensch aus dir? Der Mensch, meine ich, der Nächstenliebe empfindet?"
    „Worauf willst du hinaus? Daß sie sich in Zukunft an den Mittagstischen um die Roastbeef-Platte streiten werden?"
    „Natürlich! Und nicht nur das! Die zahllosen Kleinigkeiten, die heutzutage das Leben erleichtern ... sie werden alle wegfallen.
    Der Mann, der aus eigenem Antrieb einem ändern hilft, eine schwere Last zu tragen. Die Frau, die beim Besteigen des Rohrbahnzuges einem gebrechlichen Menschen den Vortritt läßt.
    Das Kind, das einem andern ein Stück Süßigkeit schenkt. Und so weiter... und so weiter. Und weißt du was?"
    „Was...?"
    „Es wird Mord und Totschlag geben! Um die Hilfe beim Lasten tragen. Um den Vortritt beim Einsteigen in den Rohrbahnzug. Um das Stück Süßigkeit. Und ihr werdet Gesetze machen müssen, die selbst die lächerlichste Kleinigkeit regeln. All die Dinge, die die Menschen auf Grund ihrer Nächstenliebe jetzt noch ohne Aufsicht und ohne Aufforderung tun, werden von den Gesetzen geregelt werden müssen, wenn nicht auf der Erde das absolute Chaos entstehen soll. Ihr werdet Gesetze machen müssen, wie lang Hundeleinen sein dürfen, wann Hunde ausgeführt werden und wie laut sie bellen dürfen. Wie viel Taschengeld Eltern ihren Kindern geben und wie viel Arbeit die Kinder im Haushalt leisten müssen. Wer als erster in die Rohrbahn einsteigen darf und wie viel Platz man auf einer Sitzbank beanspruchen kann. Gesetze, wie oft und wie gründlich man sich waschen muß, um dem Nachbarn nicht durch unangenehmen Körpergeruch auf die Nerven zu fallen, und Gesetze, wie viel Deodorierflüssigkeit man in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt verwenden darf, damit der Staat oder die Stadt die Behälter nicht alle fünf Minuten neu auffüllen muß ..."
    Sie lachte bitter auf, und dann sagte sie noch: „Und wenn ihr alle Gesetze gemacht habt, dann werdet ihr feststellen, daß ihr trotz all eurer Roboter nicht in der Lage seid, die Einhaltung der Gesetze auch zu überwachen. Und an irgendeiner Stelle wird das Chaos schließlich doch über die Mauer eurer Gesetze kriechen und sich unter den Menschen breit machen."
    Perry Rhodan saß still vor dem Fenster und starrte in die aufsteigende Nacht hinaus. Und tief in seinem Herzen regte sich die Furcht, daß Orana mit ihren Ängsten womöglich recht haben könne.
     
    *
     
    „Es gibt deutliche Anzeichen dafür, daß die Regierung begonnen hat, auf unsere Tätigkeit aufmerksam zu werden", sagte die sachliche Stimme aus dem finsteren Hintergrund des Saales. „Wir müssen daher damit rechnen, daß in Kürze Aktionen gegen uns stattfinden werden."
    Sie hatten sich wieder versammelt, wie vor wenigen Tagen, auf den Ruf des Bruder-eins hin, in demselben halbdunklen Saal, in dem sie sich immer trafen und von dem sie nicht wußten, wo er sich befand. Und wie immer bei solchen Gelegenheiten gab es auch diesmal nur einen einzigen Redner: den Bruder-eins, der sich dort hinten irgendwo in der undurchdringlichen Finsternis befand und den niemand sehen konnte.
    „Wir brauchen uns wegen dieser Aktionen nicht zu sorgen", fuhr er fort. „Die Regierung weiß nicht, an welcher Stelle sie zu suchen hat. Außerdem verfügen wir über Beziehungen, die uns über die Pläne der Regierung rechtzeitig informieren werden.
    Trotzdem aber rückt durch diese Entwicklung der Tag, an dem wir die Macht ergreifen, noch näher. Es gilt, daß wir von jetzt an in jeder Sekunde bereit sind zuzuschlagen. Der Befehl dazu wird von mir ausgehen. Ihr kennt den Kode, und ich muß darauf bestehen, daß im entscheidenden Augenblick jeder genau so handelt, wie es in unserem Plan vorgesehen ist."
    Er schwieg und ließ seine Worte in ihre Bewußtseine einsinken.
    Dann fuhr er fort: „Eine organisatorische Änderung ist notwendig. Bruderfünfzehn hat andere Funktionen übernommen und kann daher das vierte Regiment in der Hauptstadt nicht mehr befehligen.
    Deshalb wird Bruder-einundzwanzig auf diesem Posten eingesetzt."
    Sie nahmen es schweigend zur Kenntnis. Es kümmerte niemand, was aus Bruder-fünfzehn geworden war.
    „Unter uns", begann Bruder-eins von neuem, „gibt es Wissenschaftler, auch Biologen und

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