0701 - Draculas Blutgemach
komme da nicht mit.«
»Magie«, murmelte ich.
»Ja – aber welche?«
Ich konnte ihm deshalb keine Antwort geben, weil ich es auch nicht wußte. Statt dessen drehte ich mich um und nickte Suko zu.
Der wußte, was ich vorhatte.
Wir bückten uns gemeinsam und hoben den ersten starren Körper auf. Wir legten ihn wieder zurück. Es war irgendwie würdiger, als ihn auf dem Kellerboden liegen zu lassen.
Die zweite Leiche folgte, und Frantisek Marek kümmerte sich um die Eisstangen.
Auf seinem Gesicht war die Gänsehaut nicht gewichen. Er machte sich Gedanken und sprach auch mit sich selbst, aber eine Lösung konnte er nicht finden.
Meine Hände waren eiskalt geworden. Ich rieb die Flächen gegeneinander und wollte wissen, weshalb Luka so emotional reagiert hatte.
»Ich weiß es nicht«, sagte Marek und warf ihm einen schrägen Blick zu. »Vorstellen könnte ich mir, daß für ihn eine ganze Welt zusammengebrochen ist. Er hat bisher in seinen Grenzen gedacht, die von irgendwelchen Vorschriften geschaffen waren. Nun muß er erleben, daß es noch andere Dinge gibt, und darüber kam er nicht hinweg. Ist wenigstens meine Ansicht. Ich weiß nicht, wie ihr denkt.«
»Ähnlich«, sagte Suko.
»Und welche Erklärung habt ihr für das plötzliche Erscheinen und das Verschwinden der Hexe?«
Da hatte er uns genau auf dem falschen Fuß erwischt, denn eine konkrete Antwort konnten wir ihm nicht geben. Wir schauten ziemlich dumm aus der Wäsche, und Marek setzte noch ein Pfund drauf.
»Wenn ihr euch damit herausredet, daß es Magie gewesen ist, dann ist mir das zu wenig.«
»Stimmt.«
»Also, John?« Er lächelte mir zwinkernd zu. »Ich bin nur ein simpler Vampirjäger, mehr nicht. Ihr aber habt fast die gesamte Bandbreite des magischen Spektrums beackert. Ihr müßt eine Erklärung haben, enttäuscht mich nicht.«
»Kennst du dich nicht bei Hexen aus?« fragte ich.
»Weiß ich nicht.«
»Sie kann jedenfalls mehr, als wir angenommen haben«, sagte Suko. »Sie kommt wie ein Blitz und verschwindet ebenso schnell. Das ist auch für Hexen nicht normal, finde ich.«
»Da hast du recht. Aber woran liegt’s?«
»Wir kennen sie auch nicht.«
Marek staunte Suko an. »Sag nur, daß du sie heute zum erstenmal gesehen hast.«
»Ja, das ist so.«
Marek wollte dem Inspektor nicht glauben, deshalb schaute er mich an. »Stimmt haargenau.«
»Dann seid ihr bisher einem Geist oder einem Phantom hinterhergelaufen?«
»Stimmt.«
Der Pfähler bekam Kulleraugen. Seine nächste Frage klang sogar ernst. »Habt ihr nachgelassen?«
Die Situation war nicht zum Lachen, trotzdem mußten wir dies tun. »Nachgelassen? Nein, das glaube ich nicht. Du hast selbst einen Teil unserer Entwicklung mitgemacht. Die Fälle sind subtiler geworden, verstehst du? Es ist nicht mehr allein die Jagd nach irgendwelchen Vampiren, Zombies oder Werwölfen. Wir bekommen die gesamte Bandbreite der Magie präsentiert, daran läßt sich nichts ändern.«
»Wie diese Hexe.«
»Richtig.«
Marek überlegte. »Nur gut, daß wir Zeit gehabt hatten, miteinander zu reden, so weiß ich wenigstens, wie sie entstanden ist. Sie zog sich die Haut ab, und eine junge Frau alterte ihretwegen. Ein Austausch, sie hat die Kraft und die Jugend in sich aufgenommen, sie ist erstarkt, sie ist jetzt mächtig geworden, sie…«
»Ist aber nicht unbesiegbar«, sagte ich.
Marek wollte mir nicht zustimmen. »Ich weiß es nicht. Denk nur mal an ihr Erscheinen. Sie kam wie aus dem Nichts, und sie verschwand wieder wie ein Schatten, wenn du das Licht anknipst.« Seine Stimme nahm einen sehr ernsten Klang an. In der relativen Leere des Kellers klang sie bedrückend und unheimlich. »Mit ihr werdet ihr noch viel Spaß bekommen, aber sie will nicht allein bleiben. Sie will Mallmann suchen, um sich an die Seite eines möglicherweise noch stärkeren Partners zu stellen. Das kann verdammt gefährlich werden. Da bleibt euch nichts anderes übrig, als nur zu heulen.«
»Oder zu kämpfen!« sagte Suko.
Marek mußte lachen. »Sag mir nur, wie du gegen eine Gestalt ankämpfen willst, die plötzlich erscheint und ebenso schnell wieder verschwindet. Das ist nicht normal, das ist der reinste Spuk, das ist…«
»Es muß einen Grund haben«, unterbrach ich ihn.
»Klar und welchen?«
»Weißt du ihn, Suko?«
»Nein, noch nicht. Aber ich zermartere mir das Gehirn, und ich weiß auch, daß ich eigentlich dicht vor der Lösung des Falles stehe, aber da ist noch ein Schleier, den ich nicht lüften
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