Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
nicht hin und wieder auf die magischen Fähigkeiten des Jungdrachen hätte zurückgreifen wollen, hätte er ihn vermutlich längst schlachten und verwerten lassen.
    »Sonst schmerzt es immer wieder, wenn die Erinnerung daran kommt«, fuhr MacFool heiser fort.
    »Ich kümmere mich darum«, versprach Zamorra. Aber weniger, weil er dem Drachen helfen wollte, sondern um zu verhindern, dass der in Kürze wieder zu toben begann. Außerdem interessierte ihn selbst stark, was bei den Regenbogenblumen geschehen war, dass MacFool dermaßen ausflippte. Wieso hatte der das überhaupt gespürt und darauf reagiert?
    Der Magier entsann sich, dass Duval einmal angedeutet hatte, MacFool besäße eine besondere Beziehung zu Pflanzen. Vielleicht kam es daher, und weil zusätzlich auch noch der Faktor Magie im Spiel war - die Regenbogenblumen waren magisch, der Drache auch -, ließ sich der Vorfall damit erklären.
    Aber Zamorra wollte Gewissheit.
    Er nickte Rocco zu.
    »Versorgen Sie seine Verletzungen«, sagte er. »Er wird Ihnen nichts tun. Er weiß, dass ich ihn persönlich ganz langsam in kleine Scheibchen schneiden und diese ihm selbst zu fressen geben werde, wenn er Ihnen auch nur ein Haar krümmt. - Hast du verstanden, MacFool?«
    »Ich hasse dich«, zischte der Drache. Rauch quoll aus seinen Nüstern.
    »Ob du verstanden hast!«
    »Ja. Ich werde diesem zweibeinigen Säugetierchen nichts tun.«
    »Ach ja, Rocco«, fuhr Zamorra fort. »Das Blut… heben Sie es auf, ja?«
    »Wie Sie wünschen.« Der Italiener fragte nicht nach dem Warum. Vermutlich bekam er ohnehin keine Antwort.
    Zamorra entfernte sich.
    Drachenblut kann unverwundbar machen , dachte er. Das war etwas, das er erproben wollte. Vielleicht konnte es sich doch lohnen, den verdammten Drachen dem Metzger zu geben. Wenn es funktionierte…
    ***
    Die wirkliche Welt:
    Während Carsten Möbius und Michael Ullich sich auf ihre Aktion vorbereiteten, bereitete der Jungdrache Fooly sich auf etwas anderes vor.
    Ihn faszinierte Nicole Duvals Auto, dieses riesige weiße Heckflossen-Cadillac-Cabrio Baujahr 1959. Aber sie ließ ihn nie mitfahren. Sie hatte immer Angst, dass er Schäden anrichten konnte. Mit seinen Krallen das rote Sitzleder zerkratzen, oder durch sein Gewicht das Fahrzeug überladen… oder irgendwie Schmutz hineintragen…
    So ein Unsinn!
    Fooly würde es nie übers Herz bringen, dieses grandiose Auto zu beschädigen. Er liebte es, und er hätte die Seelen jener Unsichtbaren, die seinen Elter ermordet hatten, dafür verpfändet, einmal mitfahren zu dürfen oder das Fahrzeug gar selbst zu fahren.
    Jetzt aber wusste er, wie er es anstellen konnte.
    Und da Mademoiselle Nicole und der Chef momentan nicht anwesend waren, hatte er Zeit, seinen Plan vorzubereiten und in die Tat umzusetzen. Mit seiner Drachenmagie kein wirklich großes Problem; er staunte nur über sich selbst, weil er nicht schon viel früher auf diesen Gedanken gekommen war.
    Er verließ das Gebäude und watschelte auf seinen kurzen Beinen zur Garage hinüber, die in früheren Jahrhunderten Pferdestall gewesen war, aber so viele Pferdestärken, wie heute unter den Motorhauben der Autos lauerten, hatten damals in vierhufiger Form nie in dem Stall Platz gefunden.
    Fooly hatte die Stallgaragentür noch nicht ganz erreicht, als es ihn aus heiterem Himmel traf.
    Schmerz!
    Ein wahnsinnig machendes Gefühl von Zerrissenwerden, von Sterben und doch Leben, und es hatte etwas mit den Regenbogenblumen zu tun.
    Er schrie und tobte, versuchte gegen den Schmerz anzukämpfen.
    Und verlor den Kampf…
    ***
    Nur wenige Minuten vorher erreichten Möbius und Ullich das domartige Kellergewölbe mit den Regenbogenblumen. Unter der Kuppel schwebte auf unbegreifliche Weise eine künstliche Mini-Sonne, die den Blumen Licht spendete. Wer sie einst installiert hatte, wieso sie frei schwebte und weshalb sie nicht ausbrannte und verlosch, konnte niemand sagen.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Möbius entschlossen und trat zwischen die Blumen. »Wir brauchen nur konzentriert an Zamorra zu denken, das ist alles.«
    »Weiß ich. Hältst du mich für blöde?«
    Carsten grinste seinen Freund an. »Erwartest du darauf eine höfliche oder eine ehrliche Antwort?«
    »Gegenfrage: Bist du überhaupt in der Lage, eine Antwort zu formulieren? Mental meine ich, geistig, kognitiv…«
    »Schmeiß hier nicht mit so unanständigen Fremdwörtern um dich, sonst verklage ich dich beim fünfzehnten Senat des Bundesunterlassungsgerüchts wegen leidiger

Weitere Kostenlose Bücher