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0702 - Das dunkle Ich

0702 - Das dunkle Ich

Titel: 0702 - Das dunkle Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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sah den Schweiß, der über Nicoles Gesicht lief. Sie musste wirklich stark gegen die Magie gekämpft haben und tat das wohl auch jetzt noch. »Hör auf«, bat er. »Entspann dich. Es ist vorbei.«
    Aber es dauerte noch eine Weile, bis sie die Kontrolle über sich zurückgewann.
    »Weißt du, wo Zamorra jetzt ist?«, fragte sie nach einer Weile.
    Er wusste es nicht.
    ***
    Zamorra erwachte. Er erinnerte sich an den furchtbaren Druck, dem er unterlegen war. War er tot? Hatte es dieses Corr-Wesen geschafft, ihm den Kopf abzuquetschen? War er nur noch Geist, Seele, Bewusstsein, oder wie auch immer man es nennen mochte?
    Er musste tot sein.
    Gegen Corr-Magie hatte er ohne spezielle Abwehrmittel keine Chance.
    Aber - sah so das Jenseits aus?
    Eine düstere Umgebung, deren Hintergrund zu glühen schien - so etwas hatte er schon einmal gesehen. Aus der Ferne.
    In der Nähe bleichte ein Skelett.
    Und dahinter bleckte eine teuflische Kreatur die spitzen Reißzähne.
    Zarra…
    Sie streckte den Arm aus und hieb gegen den Totenschädel. »Ich wünschte mir, du würdest besser schmecken als er«, sagte sie.
    »Du hast ihn aufgefressen?«, keuchte Zamorra. Nicht nur des Entsetzens wegen, sondern weil er immer noch Probleme hatte, seinen Herzschlag und seine Atmung wieder in den Griff zu bekommen. Er unterlag zwar nicht mehr der Schwerkraft-Magie, aber er litt an ihren Folgen.
    Hier musste Zarra sich sicher fühlen, denn sie verzichtete darauf, ihre Corr-Magie weiter einzusetzen.
    Oder ist sie ebenso geschwächt ?, fragte Zamorra sich. Auch Dämonen verfügten nicht über unerschöpfliche Kräfte. Es fiel ihnen nur leichter, sie zu erneuern. Ein Blutopfer war dabei ungemein hilfreich, und wenn es sich bei diesem Opfer auch noch um einen Menschen handelte, war es optimal. Erfreulicherweise trauten sich nur wenige Schwarzmagier und Dämonen, aus dieser Not eine Untugend zu machen. Die Magier ohnehin nur in Ausnahmefällen, und die Dämonen wollten meist ihre irdischen Tarnexistenzen nicht aufs Spiel setzen. Denn es mochte schon durchaus sein, dass dem einen oder anderen die Polizei auf die Schliche kam.
    Man lebte nicht mehr im Mittelalter, wo kein Hahn krähte, wenn ein Mensch spurlos verschwand… und zur Not guckte man sich einen Sündenbock aus, möglichst eine reiche Witwe, die man rasch der Hexerei beschuldigte, um ihr das Verschwinden oder den Tod des Opfers anzulasten. Und die Scheiterhaufen loderten hell in jener dunklen Zeit…
    Sie grinste ihn mit ihren Vampirzähnen an.
    »Du bist mir ausgeliefert«, sagte sie. »Endlich habe ich den vor mir, der die Schuld an meiner Missgestalt trägt. Endlich kann ich mich rächen.«
    »Nein«, sagte Zamorra. »Das kannst du nicht. Ich stamme aus einer anderen Welt…«
    »Ich weiß. Ich fühle es. Etwas… anderes haftet dir an.«
    Zamorra stutzte. Ein solches Eingeständnis hatte er nicht erwartet.
    »Dann weißt du auch, dass nicht ich die Schuld trage«, sagte er. »Sondern mein Doppelgänger.«
    »Es ist mir egal«, erwiderte sie. »Ihr seid euch so ähnlich… vielleicht seid ihr sogar identisch.« Sie lachte auf. »Doktor Jekyll und Mister Hyde. Dann treffe ich auf jeden Fall den Richtigen, wenn ich zuschlage.«
    »Das bringst du nicht, Zarra«, sagte Zamorra. »In der Welt, aus der ich stamme, bist du als T'Carra ein wunderschönes, liebreizendes Wesen. Dort hast du dem Bösen abgeschworen. Du wirst geliebt, T'Carra. Warum willst du dir hier alles zerstören, was dir gehören könnte?«
    »Was gehört mir denn?«
    Er zwang sich zu einem Lächeln.
    »Freude am Leben. Liebe. Schönheit. Du musst sie nur richtig sehen. Alles ist ganz anders als das, was du hier tust und zu sein glaubst. Du kannst ganz anders sein, ich weiß es. Du kannst friedvoll und harmonisch sein, fröhlich - nicht voller Hass wie hier und jetzt. Und das, obgleich T'Carra in meiner Welt von wohl den gleichen Schicksalsschlägen getroffen wurde wie Zarra hier.«
    »Rede mich nicht dumm«, sagte sie. »Du bist ein Mensch, ich bin eine Corr. Uns trennen Welten. Du bist wie er. Er will dich haben, aber er braucht nur dein Wissen. Mit dem Rest von dir werde ich tun, was ich will.«
    Zamorra atmete tief durch.
    »Bring mich dorthin zurück, von wo du mich geholt hast«, bat er. »Dort kann ich dir vielleicht helfen. Gegen den, der dich knechtet.«
    Es war ein Schuss ins Blaue.
    Aus dem, was sie bisher geäußert hatte, konnte er schließen, dass sie nicht so ganz einverstanden mit dem war, was sie tun sollte, und vor

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