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0702 - Das Stummhaus

Titel: 0702 - Das Stummhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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grüne Licht erlosch.
    Es waren die üblichen Konzentrate, eine Flasche mit synthetischer Milch, eine Ration Kaffee und etwas Zucker.
    Er erschrak, als es an der Tür klopfte.
    Seit zwei Jahren hatte niemand mehr an seine Tür geklopft.
    Vorsichtig öffnete er. Vor ihm stand Kathleen Toaklander in ihrem alten Kleid, das sie lieber trug als die üblichen Hosen. Ihr Gesicht drückte Verwirrung und Angst aus.
    „Kervin, kann ich reinkommen? Es ist etwas passiert."
    Er ließ sie ein und schloß die Tür.
    „Setz dich, Kathleen, und beruhige dich. Was ist denn passiert?"
    Sie wartete, bis er ihr gegenüber Platz genommen hatte, dann zog sie einen bedruckten Plastikstreifen aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch.
    „Wir haben schon oft darüber gesprochen, Kervin, und nun ist es Wirklichkeit geworden. Weißt du, was das ist?"
    Obwohl Kervin es ahnte, schüttelte er den Kopf.
    „Nein. Woher soll ich es wissen?"
    „Es ist die Vorladung zum Stummhaus Nr. 23 in Melbourne, nicht weit von hier. Ich soll mich in zwei Tagen dort melden - und ich darf nichts mitbringen. Hörst du? Nichts!"
    Kervin versuchte ruhig zu bleiben. „Vielleicht braucht man dort nichts, weil alles vorhanden ist. Ich würde mir deshalb keine Sorgen machen, Kathleen..."
    „Keine Sorgen? Du wirst anders reden, wenn sie dich holen kommen."
    „Dich holt ja auch niemand. Du kannst dich frei bewegen und hingehen."
    „Oder auch nicht!" sagte sie mit eigenartiger Betonung.
    Er blickte sie forschend an, dann schüttelte er den Kopf und meinte: „Keine Dummheiten, Kathleen! Du kannst die Aufforderung nicht einfach ignorieren. Dann würden sie dich wirklich abholen, und wer weiß, was sie dann mit dir machen. Auch ich werde diese Einladung eines Tages erhalten, früher oder später. Mir tut es nur leid, daß wir uns jetzt trennen müssen. Ich hatte sonst keinen Menschen, mit dem ich sprechen konnte."
    So war es in der Tat. Außer der Tatsache, daß sie Nachbarn und alt waren, verband sie nichts. Aber sie sprachen miteinander, wenn es bisher auch immer Kervin gewesen war, der sie besuchte. Heute war Kathleen zum ersten Mal zu ihm gekommen.
    „Ich werde verschwinden!" sagte sie entschlossen und überhörte seine Warnung. „Im Norden und Nordwesten gibt es noch immer weite Landstriche, die wenig bevölkert sind, und im Nordosten haben Berge. Dort kann man sich verstecken. Lieber hause ich in einer Höhle, als daß ich in dieses Stummhaus gehe."
    „Warum hast du eine solche Angst, Kathleen? Was weißt du über die Stummhäuser?"
    „Nur das, was man sich erzählt. Es sind riesige Gräber, in denen wir verschwinden werden, denn noch niemals kehrte jemand aus ihnen zurück. Es weiß auch keiner, wer in ihnen arbeitet oder für die Insassen sorgt. Früher, vor knapp achtzig Jahren, bestand das Personal noch aus Robotern, aber sie wurden entfernt. Man flüstert sich zu, daß sie zu menschlich gefühlt hätten. Sie stammten noch aus der alten Zeit - du erinnerst dich?"
    „Als Sol noch unsere Sonne war - ja, ich erinnere mich."
    „Und als es noch Perry Rhodan gab, Kervin!"
    Er nickte. Mehr wußte er auch nicht zu sagen, außerdem war ihm im Grunde seines Herzens die alte Frau gleichgültig. Er würde in Zukunft eben ganz allein sein - das war es, was ihn bedrückte.
    „Rhodan ging auf eine Expedition und kam nicht zurück. Das ist vierzig Jahre her. Wer weiß, wo er geblieben ist. Vielleicht ist er schon lange tot. Er kann uns auch nicht helfen, denn vielleicht würde er ebenso werden wie Reginald Bull, der uns gnadenlos regiert. Nein, Kathleen, ich kann dir nur den einen Rat geben, dich in zwei Tagen beim dreiundzwanzigsten Stummhaus zu melden. Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, wir sehen uns wieder."
    Sie stand auf.
    „Das glaube ich nicht, Kervin."
    Als er wieder allein war, starrte Kervin auf die Straße hinab.
    Zwei Tage also blieben einem, wenn man die gefürchtete Vorladung erhielt. Und man durfte nichts mitnehmen, was einem gehörte. Man ging hin und verschwand für immer hinter den hohen Mauern.
    Zwei verdammt kurze Tage letzter Freiheit...
    Er schüttelte den Gedanken von sich ab. Wenn alles mit rechten Dingen zuging, hatte er jetzt noch fünf Jahre Zeit, ehe er an der Reihe war.
    Als die Sonne unterging, aß Kervin eine Kleinigkeit und legte sich halb ausgezogen auf sein Bett. Kathleen hatte sich nicht mehr gemeldet.
     
    *
     
    Als der Empfänger am anderen Vormittag zur ungewohnten Zeit den Eingang einer Sendung ankündigte, wußte Kervin,

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