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0702 - Das Stummhaus

Titel: 0702 - Das Stummhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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abnehmen?"
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Das tun sie nicht, weil sie meist staatlich angestellt sind. Sie würden die Altersration aufs Spiel setzen - und wahrscheinlich kämen sie dann früher ins Stummhaus, als ihnen lieb wäre. Nein, keine Sorge, Kervin. Und im übrigen werden wir marschieren, wenn niemand hält."
    Sie hielten sich dicht am Rand der Straße, so daß man sie sehen konnte.
    Zwei alte Leutchen, die einen Ausflug in die nächste Siedlung unternahmen - das gab es.
    Hinter ihnen lag eine schimmernde Leuchtkuppel über dem Horizont. Das war Melbourne, die Stadt, die sie nun für immer verlassen wollten. Sie wies ihnen den Weg, denn sie lag nun genau im Süden. Sie aber wollten nach Norden, um später nach Osten oder Westen abzubiegen. Das hing von den Umständen ab.
    Kervin gewöhnte es sich ab, ständig nach hinten zu sehen, wenn sich einer der Transporter näherte. Kathleen kümmerte sich überhaupt nicht um sie und tat so, als gäbe es sie gar nicht.
    Sie redete, um ihn abzulenken, und berichtete von Dingen aus ihrer Vergangenheit, die ihn nicht im mindesten interessierten.
    Gegen Mitternacht hörten sie, daß einer der Transporter sein Tempo herabsetzte, und als sie zur Seite blickten, sahen sie, daß er anhielt. Automatisch glitt das Seitenfenster der Kabine herab.
    Ein Kopf kam heraus. Das Gesicht selbst war kaum zu erkennen.
    „Ziemlich spät für einen Spaziergang, he...?"
    Kathleen blieb stehen.
    „Ist kein Spaziergang. Wir wollen zu Verwandten. Terence, wenn Sie das Kaff kennen.
    „Warum nehmen Sie da nicht den öffentlichen Gleiter?"
    „Wir lieben noch die Romantik, mein Freund."
    „Ich nehme Sie mit, wenn Sie etwas Geld haben."
    „Haben wir, und das Laufen sind wir auch leid. Fahren Sie überhaupt nach Terence?"
    „Kommen da vorbei und setzen Sie ab. Wieviel zahlt ihr?"
    Kathleen begann mit ihm zu feilschen und wurde mit ihm handelseinig. Sie durften in die hintere Kabine klettern, in der sogar ein schmales Bett stand. Die beiden Transportbegleiter kassierten ihren Lohn und ließen den Transporter wieder anlaufen.
    Eine Glasscheibe trennte die beiden Kabinen.
    „So, das hätten wir geschafft, und teuer war es auch nicht.
    Immerhin sind wir in wenigen Stunden mehr als zweihundert Kilometer von Melbourne entfernt."
    Kervin versuchte, Kathleens Optimismus zu teilen.
    „Leg dich hin und schlaf ein wenig", sagte er.
    „Habe nichts gegen ein Nickerchen, Kervin. Aber es ist Platz genug. Du kannst dich auch hinlegen. Auf dumme Gedanken wirst du ja wohl kaum noch kommen."
    Er grinste schwach und war froh, die Augen schließen zu können.
    Er hatte heute mehr erlebt als in den vergangenen zwanzig Jahren.
    Das machte wirklich müde. Das gleichmäßige Geräusch des fahrenden Trucks schläferte ihn ein.
     
    2.
     
    Es kostete die Männer einige Überwindung, gleichgültig zu bleiben, als das Mädchen sie in der dunklen Gasse Melbournes ansprach: „Sie wünschen sexuelle Befriedigung, meine Herren...?"
    Sie war ein hübsches Mädchen, aber die staatliche Programmierung hatte sie wohl für diesen Job ausgesucht.
    Trotzdem sagte der eine der beiden Männer unvorsichtig: „Wie wäre es denn mit ein bißchen Liebe, Schwester?"
    Das Mädchen starrte ihn an, als hielte sie ihn für verrückt. Dann aber entspannte sich ihr Gesicht. Sie lächelte nachsichtig.
    „Gehört wohl zu den Altmodischen, was?"
    „Wir haben keine Zeit", versicherte ihr der zweite Mann und schob seinen Gefährten weiter. „Und Geld haben wir auch nicht."
    „Dann zieht weiter", empfahl sie und verschwand in einem Hauseingang.
    Ein Stück weiter sagte der Mann, der zuletzt gesprochen hatte: „Das war unvorsichtig, Vester. Wie kannst du nur dieses Wort erwähnen, das uns allen so heilig ist?"
    „Es rutschte mir so heraus, Hart. Soll nicht mehr vorkommen."
    „Das darf es auch nicht, oder sie schnappen uns schnell. Es ist verdammt schwer, den Aphiliker zu mimen. Aber wir sind trainiert, vergiß das nicht! Und wir haben einen Auftrag."
    „Schon gut, Hart, ich vergesse es nicht. Aber das Mädchen war ziemlich nett. Schade um sie. Wir könnten sie bei uns gebrauchen."
    „Wir können nur Immune gebrauchen, Vester. Komm schon und vergiß die Kleine. Wir müssen ein Hotel finden."
    Sie befanden sich am Rand der City, wo es genug mittelklassige Hotels gab. Ihre positronisch gestanzten Ausweise waren in Ordnung. Dafür sorgte schon die Organisation Guter Nachbar, kurz OGN genannt. Ihr Sitz war in Borneo, wo es auch im Jahr 3580

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