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0702 - Das Stummhaus

Titel: 0702 - Das Stummhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hände ins Wasser tauchte und sich dann das Gesicht wusch. Auch die Haare wurden der Prozedur unterzogen, und schon Minuten später verschwanden die Falten aus der Haut, und die Haare schienen plötzlich zu wachsen, bis sie ihre ursprüngliche Dichte zurückerhalten hatten.
    Vester verjüngte sich zusehends.
    Der Verwalter beobachtete den Vorgang in stummer Fassungslosigkeit, blieb aber gehorsam auf dem Stuhl sitzen.
    Er sah ein, daß er diesem Mann, wer immer er auch sein mochte, nicht gewachsen war.
    „Und nun zieht auch die Ausrede mit dem alten Mann in Uniform nicht mehr", sagte Vester schließlich zu ihm. „Kommen Sie, wir wollen keine Zeit verlieren. Machen Sie jetzt keinen Fehler, und vergessen Sie nicht, daß ich genauso wie Sie daran interessiert bin, spurlos und für immer zu verschwinden. Niemand wird je erfahren, daß Sie einen Insassen zuviel im Stummhaus beherbergten."
    Der Verwalter erhob sich und führte Vester in eine Kleiderkammer, die auf der anderen Seite des Ganges lag. Zehn Minuten später gab er vom Büro aus den Befehl, die Ausgangstür zu öffnen.
    Das geschah elektronisch, aber Vester bemerkte aus den Augenwinkeln heraus den Wärter, der die Anlage bediente.
    Neben dem Verwalter ging er durch das Tor, das sich sofort hinter ihnen wieder schloß.
    Er hatte lebendig das Stummhaus verlassen.
    „Und jetzt?" fragte sein Helfer.
    „Jetzt gehen wir noch ein Stück, bis ich sicher sein kann, daß Sie nicht eine neue Schweinerei vorhaben. Eigentlich sollte ich Sie für eine Weile unschädlich machen, aber ich baue auf Ihren logischen Verstand und Ihre Vernunft. Sie haben gar keine andere Wahl, wenn Sie sich nicht selbst schaden wollen."
    Sie kamen an dem Hotel vorbei, in dem er und Hart gewohnt hatten. Er fragte sich, ob man Jasmins Leiche schon gefunden hatte. Hart war sicher wieder in Borneo, und wenn er Glück hatte, würde er es ebenfalls schaffen.
    Ihr Verbindungsmann, die Sekretärin, konnte ihm weiterhelfen ...
    Die Straßen wurden belebter, obwohl es schon spät in der Nacht war. Der Verwalter, ganz mit seinen Problemen beschäftigt, erschrak, als Vester fragte: „Wo wohnen Sie?"
    „Oh - nicht weit von hier. Warum?"
    „Dann gehen Sie jetzt weiter, und drehen Sie sich nicht mehr um. Ich werde Ihnen ein Stück unbemerkt folgen und Sie beobachten. Machen Sie keine Dummheiten. Sie werden nicht wissen, wann ich verschwinde und wohin. Ich kann auch morgen noch in Ihrer Nähe sein, denken Sie daran."
    Der Verwalter nickte und setzte sich in Bewegung.
    „Ich weiß, wann etwas gut für mich ist und wann nicht", sagte er zum Abschied.
    Er ging auf die andere Straßenseite und näherte sich mit gemessenen Schritten seiner Wohnung, die in einem mittleren Block lag. An der Haustür angelangt, drehte er sich trotz der Warnung um und versuchte, seinen Verfolger zu entdecken.
    Er sah einige Leute, aber der Gesuchte war nicht dabei.
    Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Aufatmend betrat er das Haus und fuhr mit dem Lift nach oben.
    Ihm war, als habe er eine Zentnerlast zurückgelassen.
    Vester war dem Verwalter nur wenige Meter gefolgt und dann in eine Seitenstraße abgebogen. Ohne Geld konnte er die Nacht nicht in einem Hotel verbringen, aber die Sekretärin fand er nicht vor dem anderen Tag, denn er wußte nicht, wo sie wohnte.
    Aber er hatte Glück.
    Ein junges Mädchen gewährte ihm Unterkunft.
    Er begann allmählich daran zu glauben, daß er es bis Borneo schaffen würde - trotz der vorherrschenden Aphilie.
     
    ENDE
     

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