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0702 - Das Stummhaus

Titel: 0702 - Das Stummhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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natürlichen Tod im Stummhaus Nr. 23 von Melbourne leben ...
     
    9.
     
    Den Unterschied zwischen Tag und Nacht konnte er nicht feststellen, denn er besaß keine Uhr und das Licht ging nicht aus.
    Ein Fenster gab es nicht in dem Einzelzimmer.
    Trotzdem mußte er so schnell wie möglich fliehen, wenn er eine Chance haben wollte. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hatte der Verwalter schon alles in die Wege geleitet, ihn zu beseitigen.
    Aber wie sollte er fliehen? Er hatte nicht einmal einen Löffel oder gar ein Messer, das er in ein Werkzeug verwandeln konnte.
    Er hatte nur seinen Sender, und der war nutzlos.
    Er lag auf dem Bett, als die Tür geöffnet wurde und ein uniformierter Wärter ihm seine Ration durch den Spalt schob, ehe er einen Gedanken zur Flucht fassen konnte. Eine Sekunde später war die Tür wieder verschlossen.
    Er betrachtete den Karton mit der Ration und unterdrückte das Hungergefühl. Viel schlimmer war der Durst, der sich jetzt bemerkbar machte. Doch er widerstand der Versuchung, aus der Plastikflasche zu trinken.
    Er glaubte nun, daß der Verwalter ihn vergiften wollte. Das war die einfachste Methode, sich seiner für immer zu entledigen. Eine ärztliche Untersuchung würde es nicht geben. Er war einfach gestorben und würde im Konverter verschwinden.
    Kervin Caughens aber würde weiterleben...
    Einen Vester Brackjon hatte es nie gegeben.
    Er ignorierte seine Ration, schob den gefüllten Karton jedoch unter sein Bett. Während der Nacht, das wußte er von den anderen Alten, gingen viele der Wärter nach Hause. Auch der Verwalter.
    Vester hätte jede Wette darauf abgeschlossen, daß er heute im Dienst blieb.
    Er lag auf seinem Bett, die Augen geschlossen, und wartete.
    Wenn jemand kam, so konnten es nur der Verwalter und ein Arzt sein, die seinen klinischen Tod feststellten. Der Abtransport zum Konverter würde offiziell erfolgen können, während der Verwalter und der Arzt ihre bürokratische Pflicht beim Computer erfüllten - der mit einer Null gefüttert wurde.
    Die Null war er, Vester Brackjon, Agent der OGN.
    Zwei oder drei Stunden vergingen, ehe etwas geschah.
    Das positronische Sicherheitsschloß gab den Sperriegel frei, und die Tür öffnete sich. Vester lag in seinem Bett auf dem Rücken, die Augen halb geschlossen. Er hielt den Atem an und rührte sich nicht, als er den Verwalter erkannte, der in der Tür stehengeblieben war und ihn betrachtete. Er war allein.
    Vester wollte warten, bis er ins Zimmer kam, um ihn dann zu überwältigen, aber er zögerte zu lange. Der Verwalter hatte sich wohl nur davon überzeugen wollen, ob sein teuflischer Plan geglückt war, denn er drehte sich um und ging wieder.
    Aber er ließ die Tür geöffnet. Wahrscheinlich wollte er nur den Arzt holen, um in den Besitz des alles legitimierenden Totenscheins zu gelangen.
    Vester hörte seine Schritte leiser werden, dann glitt er vom Bett und sah hinaus auf den Korridor. Es war niemand zu sehen. Aber eine der Türen war nur angelehnt, und dahinter hörte er Geräusche.
    Vorsichtig spähte er durch den Spalt und erkannte den Verwalter; der gerade dabei war, die Wähltaste des Visiphons zu drücken.
    Hastig trat er ein.
    „Ich würde das an Ihrer Stelle nicht tun!" warnte er leise und eindringlich. „Bleiben Sie stehen - ja, ganz ruhig. Sie haben wohl gedacht, ich lasse mich freiwillig vergiften?"
    Der Verwalter war vor Schreck erstarrt und sah den Totgeglaubten an wie ein Gespenst. Seine Hand löste sich langsam vom Visiphon und ballte sich zur Faust.
    „Vergiften...?"
    Vester nickte.
    „Ich kenne Ihren Plan, Sie brauchen nicht zu leugnen. Aber wir werden den Plan ändern. Sie geben mir eine der Uniformen, und dann werden Sie mich aus der Anstalt herausbringen und ein Stück des Weges begleiten. Also los, bewegen Sie sich - aber vorsichtig. Haben Sie eine Waffe?"
    Der Verwalter schien seine erste Überraschung überwunden zu haben. Immerhin konnte er schon wieder den Kopf schütteln.
    „Wie wollen Sie aus dem Tor kommen? Ein alter Mann in Uniform - das ist unmöglich! Geben Sie auf!"
    „Sie werden sich wundern, wie schnell ich wieder jung bin.
    Setzen Sie sich auf den Stuhl und bleiben Sie dort." Vester ließ Wasser in das kleine Becken an der Wand. Unter einem Fingernagel hervor holte er ein winziges Stück Plastik, zerquetschte es und warf es ins Becken. Das Wasser verfärbte sich. „Sie sind Zeuge eines einmaligen Verwandlungsakts."
    Er ließ den Verwalter keine Sekunde aus den Augen, während er die

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