0702 - Die Nacht der bösen Frauen
den dicken Staubwolken entwischt war.
»Was hast du vor?« fragte der Pfähler.
»Das kann ich dir sagen. Ich habe einen wahnsinnigen Durst. Und was löscht den Durst eines Mannes am besten?«
»Ein Bier«, erwiderte Marek mit strahlenden Augen.
»Genau richtig.«
Der Pfähler wunderte sich. »Seit wann bist du so scharf auf den Gerstensaft? Habe ich dich nicht noch als einen zweihundertprozentigen Teetrinker in Erinnerung?«
»Stimmt.«
»Und nun der Wechsel.«
»Ich bin eben flexibel. Außerdem ist ein kühles Bier bei diesem Wetter auch für mich am besten. Ich fühlte mich ausgetrocknet wie eine alte Lederhaut.«
»Frag mich mal.«
Sie gingen wieder in die Kneipe, an die sie keine besonders guten Erinnerungen hatten, denn dort waren die Polizisten schießend hineingeströmt, um sie zu verhaften.
Zuvor jedoch trat ihnen ein Uniformierter in den Weg. Es war Modini. Er hatte die Stelle des toten Luka eingenommen und fühlte sich in der Rolle überfordert.
»Haben Sie Ergebnisse?« fragte er.
Marek mußte verneinen.
Der Polizist senkte den Kopf, fluchte leise und erklärte den beiden Männern, daß er sich überfordert fühlte. Luka war ein hervorragender Beamter gewesen, ein Stratege, der alles im Griff hatte, aber er hatte gleichzeitig mit Informationen geknausert und viel für sich behalten, so daß Modini und seine Leute ziemlich auf dem Trockenen standen und nicht wußten, wie es weiterging.
»Wir haben unseren Kollegen oben in den Bergen gelassen.«
Modini wußte bereits Bescheid. Der Pilot hatte sich über Funk mit ihm in Verbindung gesetzt. »Aber einen Erfolg haben Sie nicht erringen können. Eine Spur, die…«
»Nein, wir nicht. Wir hoffen aber, daß John Sinclair Erfolg hat.« Marek berichtete davon, daß man dem Geisterjäger eine Leuchtpistole zurückgelassen hatte und daß Modini zwei Leute abstellen sollte, die die Berge beobachteten, denn wenn sich etwas veränderte und die Nacht bereits angebrochen war, wollte sich John Sinclair auf diese Art und Weise melden.
»Das ist aber gefährlich für ihn.«
»Stimmt.«
»Und ihr habt keine Angst um ihn?«
»Doch, sehr sogar. Aber was wollen Sie machen? Es ist eben seine Arbeit, die er zu erledigen hat, und Gefahren ist er gewöhnt. Es wird schon klappen. Trinken Sie auch ein Glas mit?«
Modini schüttelte den Kopf. »Ich werde später mal vorbeischauen.«
»Gut, tun sie das.«
In der alten Kneipe saßen nur Polizisten. Die Bewohner hatten sich zurückgezogen, sie trauten der einheimischen Macht nicht, auch nicht fast zwei Jahre nach dem Sturz des Regimes.
Die Männer litten unter der Hitze. Sie hatten die Köpfe der Hemden geöffnet und ihre Waffen in die Ecke gestellt. Mit stumpfen Blicken starrten sie zu Boden oder in ihre Gläser hinein. Sie waren fertig und ausgelaugt.
Nur das Summen der Fliegen klang überlaut, als Suko und Marek zur Theke gingen.
»Zwei große Krüge Bier«, bestellte der Pfähler. »Erstens kalt und zweitens vom besten.«
»Ich habe nur eine Sorte. Die kommt aus Pilsen.«
»Noch besser.«
Das Bier schäumte aus der Leitung und verteilte sich in den Krügen. Die Männer schauten zu, wie sich die Gläser mit dem herrlichen Gerstensaft füllten, schwiegen ebenfalls und hingen ihren Gedanken nach. Sie hatten sich so hingestellt, daß sie durch ein Fenster auf den Platz vor dem Bahnhof schauen konnten. So hatten sie das Zentrum unter Kontrolle.
Der Wirt schob ihnen die Krüge hin. »Auf eure Gesundheit und darauf, daß hier bald wieder alles normal wird.«
»Das walte Hugo«, sagte Suko..
Er und Marek tranken. Der Pfähler hatte mehr Routine als Suko. Er ließ den Gerstensaft in seinen Hals laufen, ohne richtig zu schlucken. Als er den Krug absetzte, war er zur Hälfte geleert, und Marek wischte sich den Schaum von den Lippen.
»Kinder, das hat gut getan. Es war einfach wundervoll. Ich bin begeistert«
»Ich auch«, sagte Suko.
Der Wirt aber grinste. Dann wollte er wissen, wie es nun weiterging und wie man den oder die Mörder jagen wollte.
»Wir wissen es nicht«, sagte Marek.
»Aber nicht doch. Ich habe gehört, daß es eine Frau gewesen sein soll. Stimmt das?«
»Möglich.«
»Immer die Weiber«, flüsterte der Mann. »Ich sage immer, man soll ihnen nicht trauen.«
»Ja, da hast du recht.«
Die nächsten zwei Stunden vergingen, und zwischendurch schaute Modini herein.
Er machte einen noch deprimierteren Eindruck und schimpfte darüber, daß ihm die Zentrale keine weiteren Leute mehr zur
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