0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Verfügung gestellt hatte.
»Die brauchen Sie auch nicht«, sagte Suko, wobei Marek wieder einmal den Übersetzer spielte.
»Warum denn nicht? Wir müssen eine große Suche veranstalten, da wird es sicher…«
»Nein. Das hier ist nicht mit normalen Maßstäben zu vergleichen«, erklärte der Inspektor. »Sie alle hier werden sicherlich noch umdenken müssen. Das glauben Sie mal.«
»Wieso denn?«
Es hatte keinen Sinn, dem staunenden Modini etwas über Magie, Hexen- und Teufelskult zu erzählen, er hätte es möglicherweise geglaubt, aber nicht nachvollziehen können, so beließ es der Inspektor bei einigen Ausreden und hatte sowieso den Eindruck, als würde ihm der Polizist nicht einmal zuhören.
Er trank sein Bier und ging dann. Einige seiner Leute nahm er mit. Nur mehr drei Polizisten blieben zurück, sie sollten die anderen dann später als Wache ablösen.
Die Luft war nie klar. Im Licht der rötlichen Abendsonne waren die feinen Staubschleier zu sehen, die den Ort von einem bis zum anderen Ende überzogen hatten.
Unter dem Schatten des Bahnhofsvordachs saßen ebenfalls Polizisten und schauten ins Leere.
Plakac sah aus, als läge der Ort in einem tiefen Schlaf. Aber das täuschte, die Menschen waren schon wachsam. Sie hielten sich nur in den Häusern verborgen und warteten ab.
Als Suko sich den Schweiß von der Stirn wischte, sagte Marek: »Keine Sorge, die Nacht wird etwas kühler. Und hier in den Bergen sowieso.«
»Das glaube ich auch. Ich hoffe nur, daß John Sinclair sie ebenfalls hier erlebt.«
Marek hob die Schultern. »Wird sich noch alles herausstellen. Dieser Ruinen-Pavillon da oben kannst du mir mal sagen, Suko, ob er voller Magie steckt?«
»Das nimmt John an. Schließlich hat Assunga den Ort ausgesucht, um John zu töten. Sie warf ihn in die Grube, wollte ihn so pfählen, wie es damals der Blutgraf getan hatte. Aber es klappte nicht. Ich kann mir vorstellen, daß sie noch einen zweiten Versuch unternimmt.«
»Dann ist John gewarnt.«
»Richtig.« Suko trank einen Schluck Bier. »Darauf setzen wir ja alle hier.«
»Und warum sind wir nicht dort oben?«
»Das weißt du doch.«
Marek schüttelte den Kopf. »Je mehr Zeit vergeht, um so größer wird bei mir der Verdacht, daß wir einen Fehler gemacht haben. Ich kann dir keinen Beweis liefern, aber das Gefühl ist einfach da, wenn du verstehst.«
»Durchaus.« Suko drehte sich, um besser nach draußen schauen zu können. »Assunga weiß aber auch, daß hier unten ebenfalls zwei Menschen lauern, die nicht gerade Freunde von ihr sind. Ich glaube sogar, daß sie versuchen wird, auch hier ihre Spuren zu hinterlassen. Das kann im schlimmsten Fall Tote geben.«
Marek nickte. Dann sagte er, und er preßte es durch den fast geschlossenen Mund: »Ich wünsche mir, daß sie hier erscheint. Ich wünsche es mir, und ich würde dann meinen Pfahl nehmen und ihn durch ihren Körper rammen. So hart, daß er an der Rückseite wieder austritt. Und dann will ich zusehen, wie sie stirbt. Das hat nichts damit zu tun, daß ich die Gewalt liebe, aber ich habe mir vorgenommen, das Böse auszurotten. Das fängt bei den Vampiren an, macht auch vor Hexen nicht halt, und wo es endet, weiß ich nicht.«
»Klar, so denken wir auch.«
»Aber Assunga ist zu schlau«, fuhr Marek fort. »Ich spüre es in meinen alten Knochen. Die ist hinterrücks, die ist gemein und gefährlich. Die schlägt zu, wenn du nicht daran denkst, und dann bist du verloren, dann ist es aus. Ich denke da an die Bewohner und auch an die Polizisten. Verdammt, sie wissen ja gar nicht, was läuft. Vielleicht ahnen sie etwas, aber sie können es nicht in die Reihe bekommen, finde ich.« Er hatte sehr leise gesprochen, damit der neugierige Wirt nichts mitbekam.
»Ich gebe dir recht.«
»Mehr nicht?«
Suko lächelte. »Doch, ich mache dir einen Vorschlag. Wie wäre es denn, wenn wir uns in Plakac ein wenig umschauen. Nicht die schlechteste Idee - oder?«
Marek runzelte die Stirn. »Meinst du, daß wir hier Patrouille laufen sollen?«
»So ähnlich.«
»Ja, ich bin dafür.« Er wollte schon zahlen, aber Suko holte bereits Geld aus der Tasche.
Er bekam noch etwas zurück, mußte warten, weil der Wirt in der Kasse nachsuchte.
Dabei schaute Suko aus dem Fenster. Marek hatte sich gedreht, stand mit dem Rücken zur Theke und blickte in das Lokal hinein. Deshalb bekam er nicht mit, wie sich Sukos Gesicht staunend verzog, denn er hatte eine junge Frau gesehen, die bereits dicht vor dem Lokal
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