0702 - Die Nacht der bösen Frauen
Etwas ragte aus ihrer Faust, eine Waffe, ein spätmittelalterlicher Zackendolch mit einer mittelbreiten Klinge.
Mit der Waffe stieß sie zu.
Einmal nur, aber unheimlich wuchtig!
Suko hatte nichts gesehen, weil der breite Rücken des Polizisten die Fremde verdeckte. Sie trat sofort zurück, ging dem Ausgang zu, und nach einer Sekunde beschleunigte sie ihre Schritte. Plötzlich rannte sie hinaus, ohne von den anderen aufgehalten zu werden.
Auch Suko hatte sie mit dieser Handlung überrascht. Er schaute auf den Polizisten, der noch vor ihm stand, dessen Gesicht sich aber in eine Maske aus Schmerz und Angst verwandelte. Es war furchtbar für ihn, er röchelte, er riß den Mund auf.
Hellrotes Blut sickerte hervor…
Dann kippte er nach vorn. Er wäre über einen Tisch gefallen, hätte zudem noch Stühle umgerissen, doch Suko war schneller und fing den Mann auf. Zugleich mit den anderen sah er die Waffe.
Sie steckte tief in der blutenden Rückenwunde!
***
Lähmende Stille - Entsetzen… Angst.
Selbst Suko war überrascht. Er dachte aber sofort an das geheimnisvolle Mädchen, das es geschafft hatte, die Gaststätte so schnell wie möglich zu verlassen.
Eine kalte Haut hatte sich auf seinen Rücken gelegt. Er mußte schlucken, legte den Mann zu Boden, hörte die anderen beiden Polizisten schreien, die dabei aufsprangen und auf ihren Kollegen zurannten, dessen Blick bereits gebrochen war.
Suko huschte auf die Tür zu. Er bewegte sich noch schneller als die Mörderin.
Nichts zu sehen.
Die Mörderin hatte es geschafft, sich zu verstecken. Der Platz lag unter der Wolke aus Staub, in die Sonnenstrahlen hineinfielen und ihn an manchen Stellen leicht vergoldeten, so daß er wirkte wie ein gelb schimmerndes Mehl.
Wo steckte sie?
Suko wollte auch nicht fragen und schon jetzt ein Chaos erzeugen, er ging wieder zurück in das Lokal, wo die beiden Uniformierten neben dem Toten hockten, schwiegen und mit leichenblassen Gesichtern ins Leere starrten.
Einer weinte sogar…
Frantisek Marek hatte sich einigermaßen erholt, obwohl es ihm noch immer nicht gutging. Jedenfalls saß er nicht mehr. Er stand gekrümmt, sein Gesicht war verzerrt, und er schaute Suko an, als ob dieser ihm die große Lösung verraten konnte.
Nur der Wirt sprach. »Es war sie… verdammt… es war sie. Die muß das Messer gehabt haben, die…«
Suko drängte die Polizisten zur Seite. Er befahl ihnen, nach Modini zu suchen.
Als sie nicht gingen, vielleicht hatten sie auch nichts verstanden, herrschte Marek sie an.
Da verschwanden sie.
Suko schaute sich den Toten an, und er interessierte sich besonders für dessen Rückenwunde, aus der der Dolchgriff ragte. Die Klinge war nicht ganz im Körper verschwunden, einen Teil konnte Suko sehen, und er schüttelte den Kopf.
Es war tatsächlich ein Zackendolch, der dem Polizisten das Leben geraubt hatte. Eine Klingenseite sah aus wie eine Säge mit großen Zähnen. Sie erinnerten an Dreiecke und zwischen ihnen befand sich jeweils ein ziemlich großer Zwischenraum. Wer diesen Dolch in den Körper bekam, hatte kaum eine Überlebenschance!
Wer trug denn heute noch einen Zackendolch?
Das wollte Suko nicht in den Kopf. Er sah, wie sich Marek neben ihm bückte.
»Grübelst du über die Waffe nach, Suko?«
»Genau.«
Marek schaute sich den Dolch von allen Seiten an. Er prüfte genau und murmelte etwas vor sich hin, das Suko nicht verstand und deshalb nachfragte.
»Es - ist eine alte Waffe, mein Freund.«
»Wie alt ungefähr?«
Marek runzelte die Stirn und hob seine Augenbrauen. »Ich würde sagen, einige hundert Jahre. Das sieht man, der Dolch ist nicht nachgemacht worden, das Ding ist echt.«
Suko nickte. Er fragte: »Und das Mädchen?«
Marek zeigte sich irritiert. »Was meinst du damit?«
»Nichts, vergiß es.«
Das vergaß der Pfähler nicht. Er sprach nur nicht mehr darüber und erhob sich. Gekrümmt ging er zu einem Stuhl und ließ sich darauf nieder. Der Wirt hinter der Theke war noch immer vom blanken Entsetzen gezeichnet. Er schlug einige Kreuzzeichen und schaffte es dabei auch, zwei mit Schnaps gefüllte Gläser zu leeren.
»Wie war das mit dem Mädchen?« fragte der Pfähler.
Suko ließ seinen Handrücken über die schweißnasse Stirn gleiten. »Ich weiß es auch nicht, aber mir ist da eine Idee gekommen. Der Dolch ist alt, und ich frage mich, ob das Mädchen nicht auch alt sein könnte, obwohl es so jung aussah.«
»Das mußt du mir erklären.«
Suko kam nicht dazu. Er hatte von Assunga
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