0703 - Jagd der Outsider
Versteck?"
„Wir sehen uns sofort diese Robotfabrik an. Wir müssen vor der Polizei dort sein."
„Ist das nicht zu gefährlich, Skalter?"
Er manövrierte vorsichtig den Gleiter aus der Parklücke heraus und nahm Kurs auf eine nach Süden führende Gleiterpiste. Der wartende Polizist warf ihnen einen langen Blick nach, wandte seine Aufmerksamkeit aber schnell wieder dem Funkgerät und dem Interkom zu.
„Noch gefährlicher wäre es, zusammen mit der Polizei dort einzutreffen. Ich bin bereit, für meine Arbeit zu sterben, aber ich bin kein Selbstmörder!"nickte Jermon.
„Ich auch nicht!" flüsterte er.
Weiße Wolken trieben über den türkisgrünen Himmel. Das helle Licht und die scharfen Schatten der Gebäude glitten über die Kabine des Gleiters. Die Wolken hatten leichte, orangefarbene Ränder. Die Maschine mit den beiden Saboteuren reihte sich in einen Flugkanal ein und wurde schneller, raste aber nicht auffallend schnell nach Süden. Einem Meister der Tarnung wie Skalter Mingus passierten solche Pannen nicht mehr. Die zweite würde seinen Tod bedeuten.
*
Die dramatischen Veränderungen in der Soziologie eines ganzen Planeten waren von der Mehrheit der Lebenden bereits vergessen; nur hin und wieder spielte die Erinnerung den Herrschenden einen Streich. Für sie war die Welt heute in Ordnung, die beste aller möglichen Welten. Sie wußten, daß es früher anders gewesen war, aber das war es auch vor Einbruch des Raumzeitalters, im Mittelalter oder in den prähistorischen Kulturen. Ein neuer Abschnitt hatte begonnen.
Jahrzehnte, nachdem die Erde und der Mond ihren Orbit um Medaillon eingeschlagen hatten, begann das Zeitalter der Aphilie.
Es wurde nur von den Kranken oder Immunen so bezeichnet, also von der verborgenen Minderheit, die echter Gefühle fähig war.
Aus den Umschichtungen, die allemal mit Gewalt stattfinden, waren feste Regeln geworden. Das anpassungsfähigste Wesen der Galaxis war der Mensch, und er hatte sich auch mit diesem seiner Fehler relativ schnell arrangiert. Und selbst unter diesem Zeichen kümmerten sich diejenigen ohne Liebe noch um ihre kranken und oft verbrecherischen Mitmenschen: sie suchten sie, um sie aus der Gesellschaft zu entfernen.
Und da alle primitiven Instinkte der Mehrheit geblieben waren, denn ohne ihren Besitz hätte die Menschheit auf der Erde nicht überlebt, war auch der Haß geblieben, der Neid auf jemanden, der so ganz anders war als alle anderen.
Deshalb jagte man die „Kranken".
Und aus diesem Grund wollte Reginald Bull ein spektakuläres Ereignis, das er. der Mehrheit vorführen konnte. Die Weichen waren gestellt. Die Hauptdarsteller kannten ihre Rollen, und der Schauplatz war bereit.
Und Daargun machte sich auf den Weg, um letzte Gewißheit zu bekommen...
7.
Crystal Talonghs Wohnung war inzwischen wieder so, wie sie vor dem Kampf mit Jocelyn ausgesehen hatte. Aber gewisse Teile der Terrasse und Winkel in den Wohnräumen hatten sich in eine Art Rüstkammer verwandelt; dort standen und lagen die Ausrüstungsgegenstände der beiden Saboteure.
Die Jagd war schneller geworden.
Das bedeutete, daß die Pausen kürzer und die Anstrengungen und die Aufmerksamkeit größer wurden.
Und es bedeutete unvorhergesehene Zwischenfälle.
Nachdem sie zurückgekommen und sich geduscht hatten, aßen sie schweigend und versuchten sich zu entspannen. Sie schliefen jetzt in verschiedenen Räumen. Crystal wurde von einem melodischen Türsignal geweckt. Die Tonfolge sagte deutlich, daß es sich um einen offiziellen Besucher handelte, also jemanden, der unten zum Eingang hineinspaziert, durch den Lift gekommen war und vor der Tür stand.
Crystal stand schnell auf, wickelte ihr Haar zu einem Knoten im Nacken zusammen und warf sich einen halbdurchsichtigen Morgenmantel über. Ein Blick nach draußen, ein zweiter auf eine Uhr - es war früher Nachmittag.
Die linke Hand griff zum Türöffner, die rechte legte sich auf den Schalter, der innerhalb eines Sekundenbruchteils die Waffen vor dem Eingang auslösen konnte, und auf dem Bildschirm sah Crystal vor der Tür, im hellen Licht der Scheinwerfer, einen Mann mittleren Alters. Er wirkte auf sie wie ein lebendes Skelett und stand vorgebeugt da.
Langsam öffnete sich die schwere Tür. Der Mann, in einen teuren Anzug gekleidet, eine schwere, blauschimmernde Waffe an der Hüfte, hob den Kopf und sah Crystal kalt und gelassen an.
„Sie sind Crystal Talongh!" Es war eine Feststellung.
„Richtig", erwiderte
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