0704 - Vampir-Zyklopen
Lebzeiten schon viele magische Geheimnisse gekannt hatte. Und dieses Wissen war ihr nicht verloren gegangen, wie Nicole nun schmerzhaft feststellen musste.
Die Signadora ließ die Dämonenjägerin mit einem einzigen Blick erstarren. Doch bevor ihre Vampirzähne Nicole gefährlich werden konnten, hatte Zamorra die geheimnisvollen Hieroglyphen auf der Oberfläche seines Amuletts verschoben.
Ein halbes Dutzend silbriger Blitze jagte kurz hintereinander in den Körper der Alten!
Sie verging auf der Stelle, wurde von ihrer schwarzmagischen Existenz erlöst.
Zamorra biss die Zähne zusammen. Die Signadora hatte große weißmagische Kenntnisse gehabt. Der Vampir, der ihr Blut hatte trinken können, musste ganz besonders stark sein.
Doch einstweilen hatte der Parapsychologe andere Sorgen. Er musste seine Gefährtin aus ihrer Erstarrung lösen.
Nicole stand auf dem Flur wie eine Schaufensterpuppe, seit der bannende Blick der Signadora sie getroffen hatte.
Zamorra überlegte, wie er den Bannfluch am schnellsten lösen könnte. Dieses Problem beschäftigte ihn so stark, dass er für einen Moment unachtsam wurde. Als er die Warnung von Merlins Stern bemerkte, war es schon zu spät.
Da war der Vampir schon auf seinen Rücken gesprungen!
***
Zamorra reagierte reflexartig.
Zwar verfügte die Blutbestie über enorme Kräfte, wie alle ihre Artgenossen. Doch der Parapsychologe wendete einen Judowurf an, der den Vampir über Zamorras Kopf und Schultern hinweg zu Boden knallen ließ.
Der Vampirjäger erkannte nun, wer gerade sein Blut hatte aussaugen wollen.
Es war der alte Priester!
Zamorra zog die Augenbrauen zusammen. Es war immer besonders hart, wenn ein Blutsauger einen Gottesmann infizierte, der doch eigentlich gerade für den Kampf gegen das Böse gewappnet war.
In Zamorras Augen ein weiterer Beweis dafür, dass hier ein sehr mächtiger Blutsauger sein Unwesen trieb!
Doch dieser Frage konnte er sich später widmen. Jetzt musste Zamorra alle seine Kräfte konzentrieren, um die nächsten Minuten zu überleben.
Schon war der Priester wieder vom Boden hochgeschnellt. Die matten Bewegungen des alten Mannes gehörten der Vergangenheit an. In seiner unnatürlichen Vampir-Existenz war er reaktionsschnell und stark wie ein junger Sportler.
Die klauenartige Faust des ehemaligen Priesters schoss vor!
Zamorra wurde durch den gewaltigen Stoß gegen die blutbeschmierte Flurwand geworfen. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg. Er fühlte sich, als seien alle seine Rippen gebrochen.
Der Vampir in der schwarzen Soutane stürzte sich nun auf Zamorra.
Kurz bevor sich die Krallen in Zamorras Hals bohren konnten, aktivierte der Dämonenjäger Merlins Stern.
Die silbernen Blitze trafen den Blutsauger aus nächster Nähe. Zamorra warf noch einmal einen Blick auf die gewaltigen Fangzähne, die im Oberkiefer des ehemaligen Geistlichen gewachsen waren.
Dann verging die Kreatur, wurde von ihrer unnatürlichen Existenz befreit.
Zamorra fühlte sich leer und ausgebrannt. Der Priester und die Signadora hatten tapfer gegen die Vampirbrut gekämpft. Und nun waren sie ihr selbst zum Opfer gefallen. Wieso hatte Denise Mercier entkommen können? Hatten die Doluzen sie vielleicht absichtlich entkommen lassen? Gehörte das zu ihrem Plan?
Immer stärker wurde in Zamorra das Gefühl, im Zentrum einer teuflischen Intrige zu stehen. Einer Intrige, die er selbst noch nicht durchschaute…
Der Parapsychologe kümmerte sich jetzt um das Nächstliegende. Nämlich, seine Lebens- und Kampfgefährtin aus ihrer Erstarrung zu befreien.
Zamorra überlegte kurz. Dann sprach er eine uralte sarazenische Zauberformel, mit der man schwarzmagische Bannflüche wieder aufheben konnte.
»… Ajatka brak ma tulzi quareeb…«
Nicole begann zu blinzeln. Ihre Nasenflügel bebten. Dann verzog sich ihr schöner Mund zu einem dankbaren Lächeln.
»Das war ein absoluter Horror, Chef. Ich konnte alles wahrnehmen und hören, aber selbst noch nicht einmal den kleinen Finger rühren. Und als Hochwürden dich dann angegriffen hat…«
Sie erschauderte, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt. Die mutige Dämonenjägerin hatte schon ganz andere Abenteuer bestanden.
»Offenbar haben andere Doluzen das Dorf überfallen, während wir in der Grotte waren«, sagte Zamorra mit düsterer Miene. »Es muss also wirklich mehrere Höhlenausgänge geben. Wenn wir nicht sofort…«
Er unterbrach sich. Denn nun hörte man Geräusche auf dem Kirchplatz. Zamorra und Nicole
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