0706 - Das Galgen-Trio
Apparat ab und traf seinen Butler in der großen Garage, die auch einen Zugang zum Haus hatte.
Der dunkle Mercedes-Kombi stand bereit. Von Sinclair war nichts mehr zu sehen. William hatte gut und richtig gehandelt. Als der Spanier einen Blick in den Fond warf, sah er dort die Decke liegen, die ein ungewöhnliches Wellenmuster aufwies, unter dem sich der Körper des Mannes schwach abzeichnete.
Der Butler lächelte. Er hatte bereits die Fahrertür geöffnet und wollte einsteigen.
»Noch Fragen, Sir?«
»Nein. Es war gut.«
»Dann werde ich vorgehen, wie beschlossen.«
»Das hoffe ich, William.«
»In zwei Stunden bin ich zurück, und Sinclair wird dann in der Luft sein. Die Sondergenehmigung habe ich dabei. Wir können in der Nacht starten.«
»Wo lädst du ihn um?«
»Am Airport.« William grinste. »Er ist eben ein besonderes Diplomatengepäck. Außerdem bekommt er noch eine Spritze. Und wenn er aufwacht, wird er den Sonnenaufgang sicherlich noch mitbekommen. Viele würden ihn dann um seine Lage beneiden.«
»Das denke ich.«
William stieg ein. Per Fernbedienung öffnete er das Garagentor, damit er freie Fahrt hatte.
Der Motor des Mercedes lief sehr leise. Er war so gut wie nicht zu hören, und das Abrollgeräusch der Reifen klang wie ein leises Summen. Mit unbewegtem Gesicht schaute Claus von Aragon dem davonfahrenden Wagen nach.
Er war zufrieden, sehr zufrieden sogar, deshalb wollte er sich einen Sherry genehmigen.
Mittlerweile hatte sein Butler bereits das Ende des parkähnlichen Grundstücks erreicht. Auch das große Tor aus Schmiedeeisen reagierte auf die Fernbedienung.
Alles war hier perfekt.
Und alles würde auch perfekt so weiterlaufen. Es hatte noch nie Ärger gegeben, was William sehr gefiel. Auf einen Mann wie Claus von Aragon konnte man sich eben verlassen. Man mußte nur tun, was er wollte. Wenn nicht, dann machte man am besten sein Testament, denn die Beziehungen des Spaniers reichten bis in die gefährlichsten Kreise hinein…
***
Etwas pfiff leise an mir vorbei.
Immer und immer wieder. Zuerst leise, dann lauter werdend und schließlich, als es mich erreicht hatte, verursachte es in meinem Kopf einen bösen Schmerz, den ich kaum ertragen konnte und der mich irgendwann aus meinem Zustand der Lethargie brutal hervorriß.
Ich öffnete die Augen.
Ich sah nichts, aber ich fühlte etwas, denn unter mir war der Boden weich, nachgiebig. Ich spürte etwas an meinen Fingern, das ebenfalls sehr nachgiebig war und anfing zu rieseln, wobei es noch gewisse Geräusche abgab, als würden dünne Regentropfen auf einen Untergrund fallen.
Ich wußte nicht, was es war. Mir kam nur in den Sinn, daß ich diese Geräusche als normal ansehen mußte, obwohl ich sie nicht einordnen konnte, weil ich noch nicht richtig erwacht war.
Verdammt, wo war ich?
Ich hatte keine Ahnung. Ich wußte nur, daß man mich in der letzten Zeit weggeschafft hatte.
Aber wohin?
Mein Ohr brannte, als wäre es mit Säure begossen worden. Der Hals war taub, er schien überhaupt nicht mehr da zu sein, so daß mein Kopf direkt auf der Schulter saß. Hinzu kamen die harten, stechenden Schmerzen hinter meiner Stirn. Sie blieben zwar gleich, waren aber trotzdem verschieden, denn die schossen wie silbrige Blitze durch meinen Kopf und vollführten dort einen harten Tanz, als wollten sie alle kleinen Höllentore öffnen, um die Peiniger herauszulassen, damit sie in meinem Kopf eine neue Heimat fanden.
Schlafen, dachte ich! Nur lange schlafen, und so schnell wie möglich vergessen. Nur nicht aufstehen, die Schmerzen einfach ignorieren. Vielleicht waren sie nach dem Schlaf verschwunden.
Aber das war mir nicht möglich. Irgendwo in meinem Hirn befand sich ein Motor, der angestellt worden war, der mir sagte, daß es keinen Sinn hatte liegenzubleiben, daß ich mich erheben mußte, und ich spürte zudem auf dem Rücken eine ungewöhnliche Wärme, als würden Sonnenstrahlen durch ein Brennglas fallen und sich dabei auf eine bestimmte Stelle meines rückseitigen Körpers konzentrieren. Es war ungewöhnlich, und der Motor in meinem Innern lief auch weiterhin auf vollen Touren. Er sorgte dafür, daß ich den anderen Zustand überwand, mich ein wenig zur Seite drehte und dabei wieder das ungewöhnliche Rieseln hörte. Ein Geräusch, von dem ich nicht wußte, wo ich es hinstecken sollte.
Die Bewegung, auch wenn sie noch so langsam war, tat mir nicht gut, denn Schmerz war wie ein böses Tier, das einfach zubiß, als wollte es meinen Kopf
Weitere Kostenlose Bücher