0707 - Geheimbund Dunkler Gral
wenn einer von Ihnen Dummheiten macht«, bekam Sinclair senior zur Antwort.
Das Interesse der Geheimbündler galt mehr ihm als Suko. Und der wusste, dass er handeln musste, um die Lage zu seinen Gunsten zu kippen. Er hielt das Taschentuch mit der linken Hand gegen sein Gesicht gepresst, die rechte war frei.
Und die rutschte unter die dünne Sommerjacke.
Dort befand sich der Stab.
Suko berührte ihn und rief nur ein Wort.
»Topar!«
Fünf Männer »vereisten« von einem Augenblick zum anderen: Nicht aber Suko, der Träger des Stabs. Er war derjenige, der sich als einziger bewegen konnte, er schnellte plötzlich in die Höhe. Vergessen war seine Stirnwunde, vergessen war das daraus noch immer quellende Blut, er musste jetzt unheimlich schnell sein, denn es blieben ihm nur fünf Sekunden, und dis. Lage zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Er riss den Geheimbündlern die Maschinenpistolen aus den Händen, schleuderte und trat sie weg. Bei dreien schaffte er es glatt und sicher. Als er die vierte Waffe anfasste, war die Zeit um.
Suko stand vor dem Mann, und der wiederum starrte ihn an wie einen Ölgötzen.
Ein Griff, und er hatte die Waffe, sprang damit zurück, schwenkte die MPi in einem Halbkreis und rief mit nicht einmal allzu lauter Stimme: »Keine Bewegung!«
Die vier Geheimbündler waren wie vor den Kopf geschlagen oder aus all ihren spekulativen Träumen hervor gerissen. Sie begriffen die Welt nicht mehr, und ihre Gesichter erinnerten dabei an lächerlich gewordene Masken.
»Ganz ruhig«, sagte Suko und wandte sich an den pensionierten Anwalt. »Heben Sie die Waffen auf und behalten Sie eine für sich. Ich fühle mich wohler, wenn wir sie ins Kreuzfeuer nehmen.«
»Und ich mich auch«, sagte Horace F. Sinclair mit einer Stimme, in der die satte Zufriedenheit mitklang…
***
Die Trennscheibe war binnen einer Sekunde nicht mehr vorhanden.
Es hatte ein Schlag mit der Faust ausgereicht, um sie auseinander platzen zu lassen.
Weg, vorbei, ein Regen von Splittern und größeren Glasstücken war in das Restaurant gefegt.
Der namenlose Engel hatte freie Bahn!
Er ging, hielt den Kelch mit seiner geschwärzten Klaue fest, ging weiter, trat einen mit Salaten gefüllten Kreisel rücksichtslos zur Seite und erwischte eine Kellnerin, die sich nicht schnell genug entfernen konnte, mit einem Ellbogenstoß.
Die junge Frau fiel zu Boden und rutschte noch ein ganzes Stück weiter.
Eine Lampe ging zu Bruch, als die Riesin mit dem Kopf dagegen stieß. Splitter rieselten auf die Gestalt nieder wie Schnee.
Die Gäste wussten nicht, was sie von diesem Besuch halten sollten.
Sie waren in die Höhe gesprungen, und es gab keinen unter ihnen, der den Engel nicht mit schreckensstarrem Gesicht angestrahlt hätte.
Er war wie von Sinnen, schlug mit einer Hand auf Tische und Stühle, zerschmetterte Porzellan, Gläser und verteilte Essensreste in dem Raum.
Die Riesin lief Amok.
Sie hatte verloren, sie fühlte sich von der Hölle und den Menschen verlassen, und sie wollte auf ihre Art und Weise Rache nehmen. Im Visier hatte sie den Oberkellner oder Geschäftsführer des Ladens.
Der Mann war von einem fallenden Tisch zu Boden gerammt worden und versuchte, aus der Gefahrenzone zu kriechen.
Er kam nur so weit, bis sich die Person bückte.
Eine freie Hand reichte ihr aus!
Sie zerrte ihn hoch wie ein zappelnder Fisch. Der Mann schrie, und diese Schreie hörte auch ich, als ich mich durch die verdammten Scherben wühlte und das Restaurant betrat.
Ich konnte ihm trotzdem nicht helfen.
Wie einen Gegenstand, den keiner mehr haben wollte; schleuderte die Riesin ihn fort.
Er flog weit durch die Luft, krachte auf die Theke, wo er sich drehte, Gläser abräumte und mit dem Kopf gegen ein dort stehendes Bierfass prallte.
Bewegungslos blieb er liegen.
Plötzlich waren die Rufe verstummt. Für einen lang erscheinenden Moment breitete sich lähmendes Entsetzen aus.
Und in diese unnatürliche Stille hinein erklang meine Stimme. »Ich glaube, es reicht jetzt!«
Ein Satz nur, der aber von allen gehört worden war, denn die Blicke der Gäste richteten sich auf mich.
Ich war schon ziemlich weit gekommen, und diesmal hielt ich mein Kreuz in der rechten Hand.
Für mich war es in diesem Augenblick die ultimative Waffe, um gegen den abtrünnigen Riesenengel bestehen zu können.
Es war nicht der erste Engel, der auf der anderen Seite stand und gegen ihn kämpfte. Ich hatte vor kurzem noch Raniel gegenübergestanden und konnte mich auch sehr
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