0708 - Verliebt in eine Tote
hatte seinem Körper und dem Kreislauf nicht gutgetan.
Er fühlte sich wie ein starres Brett, dem man nur erlaubt hätte, Atem zu holen.
Auch dabei mußte er vorsichtig sein und durfte seinen Kopf nicht zu stark bewegen, dann wiederum hätten die Messer tiefer in seine Haut geschnitten.
Der Bewacher kehrte zurück, flüsterte mit seinem Kumpan, bevor er sich neben Suko kniete.
Er nickte.
»Was soll das?« fragte Suko. »Wir sind gleich da.«
»Wie schön. Und dann?«
»Wirst du sehen.«
»Ich weiß. Ihr wollt mich aus dem Ding hier hinauswerfen - oder?«
»Sogar mit Fallschirm.«
»Danke. Wie großzügig.«
»Ja, wir trauen dir viel zu.«
»Ihr oder Li Choung?«
»Auch.«
Suko wollte das Gespräch fortsetzen, wollte nach den Gründen fragen und auch danach, wie es weiterging, wenn er gelandet war, aber die schwiegen, als hätte jemand ihre Lippen mit Eisenbügeln verschlossen.
Sie hatten ihre Befehle, und sie würden sich eher töten lassen, als nur einen Millimeter davon abzuweichen.
Suko kannte das, und er kannte auch seine Landsleute. Sie waren eben anders als die Europäer. Treu bis in den Tod und bis zur Selbstaufgabe.
Beide blieben nicht mehr auf ihren Plätzen. Sie bewegten sich durch die Maschine, sprachen auch mit dem Piloten, verglichen wieder ihre Uhren und traten schließlich an Suko heran.
»Welche Ehre. Ihr beide?«
Sie sagten nichts, lösten nur das Gitter an Sukos rechter Seite und hoben ihn an.
Der Inspektor geriet ins Schwitzen. Er dachte dabei an sein tödliches Halsband, hielt den Kopf unnatürlich schief, schaffte es nicht ganz. Der Druck der Spitzen verstärkte sich, neue Blutstropfen quollen aus den Wunden und näßten die Haut.
Er schwor sich, es diesen Kerlen irgendwann heimzuzahlen, aber noch konnte er nichts tun.
Sie schleiften ihn auf den Ausstieg zu. Dann rahmten sie ihn ein, standen so dicht, daß er ihren Körpergeruch wahrnehmen konnte. »Wir haben jetzt unser Ziel erreicht. Das Flugzeug wird nur einmal kreisen. Wir werden dich von deinen Fesseln befreien und dir auch das Halsband abnehmen. Dann wirst du springen.«
»Sonst noch was?«
»Ja, natürlich. Du wirst die Leine ziehen und dich nach der Landung umschauen. Ich bin sicher, daß du dein Ziel auch erreichen wirst. Ganz sicher sogar.«
»Was ist es denn?«
»Ein kleiner Ort, mehr nicht. Eine Siedlung.«
»Toll. Ihr kennt euch gut aus. Finde ich da diesen Tommy Li, von dem mir Choung erzählt hat?«
»Er nimmt es an.«
»Dann hätte er selbst hinfahren können.«
»Nein, es ist nicht unser Gebiet. Es gibt dort Dinge, die dich interessieren werden. Du wirst hingehen und mit Tommy Li Kontakt aufnehmen. Anschließend wirst du ihn davon überzeugen, daß es besser ist, wenn er nach London zurückkehrt. Mehr brauchst du nicht zu tun. Alles weitere erledigen wir später.«
»Ich kann es kaum erwarten.«
»Du solltest nicht spotten.«
Der zweite Mann hatte ein Messer gezogen. Zuerst zerschnitt er die Stricke an Sukos Füßen, und der Inspektor überlegte bereits, wie es ihm gelingen könnte, die beiden zu überwältigen. Noch behinderte ihn die Halskrause. Zudem hatte der Sprecher eine Waffe gezogen und drückte die Mündung seitlich gegen Sukos Stirn.
»Nur zu deiner eigenen Sicherheit, mein Freund. Man hat viel über dich gehört.«
»Das meiste ist gelogen.«
»Abwarten.«
Der zweite Mann säbelte an seinen Handfesseln. Suko bekam jeden Ruck mit, als die Stricke zerschnitten wurden. In den Handgelenken und Armen breitete sich das gleiche Gefühl aus wie in den Beinen. Es war ein Kribbeln und Brennen, denn nun konnte sich das Blut wieder frei und ohne Stau bewegen.
Blieb die teuflische Halskrause.
Suko stand noch immer steif da, als hätte er einen Ladestock verschluckt, und bewunderte die Künste des Piloten, der es schaffte, die Maschine derartig ruhig zu halten.
Der Mann mit der Waffe hatte seine Gedanken erraten. »Der Pilot ist gut, nicht wahr?«
»Exzellent.«
»Das mußt du auch sein, mein Lieber. Sonst hat es dich gegeben, wäre doch schade um dich, oder?«
»Ich werde mich bemühen.«
Der zweite öffnete den Ausstieg. Die Luft fegte in die Maschine, als käme sie aus einem Staubsauger. Sie schüttelte Suko durch, wirbelte die Haare hoch. Zwei Hände hatten Mühe, ihn zu halten. Sie drückte auch gegen seine Augen, in die Tränen hineinschossen.
An seinem Nacken klickte etwas.
»Der Ring ist offen.«
Der Waffenträger hatte gesprochen, und sein Kumpan sagte nichts.
Dafür handelte
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