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0708 - Verliebt in eine Tote

0708 - Verliebt in eine Tote

Titel: 0708 - Verliebt in eine Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Truhe?« fragte er.
    Tommy Li lächelte vor seiner Antwort. »Man sagt, sie wäre vom Teufel persönlich aufgestellt worden.«
    »Das kann ich mir sehr gut vorstellen.«
    »Deshalb hüte dich, sie zu öffnen.«
    »Finde ich da etwa den Teufel?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Aber du solltest mit allem rechnen, Suko.«
    »Das tue ich auch. Und auf den Teufel bin ich gespannt. Er gehört zu meinen besonderen Freunden.«
    Suko wollte keine Zeit mehr verlieren. Zudem war die Dämmerung auf dem Weg, den Tag zu verdrängen. Zu dunkel durfte es auf keinen Fall werden, denn im Zwielicht verschwammen die Konturen.
    Er breitete seine Arme aus und ignorierte auch die Schmerzen in seinem Kopf. An den seitlichen Kanten konnte er das Oberteil anfassen, sammelte noch einmal seine Kraft - und stemmte den Deckel hoch.
    Es war nicht so einfach. Zwischen Deckel und Unterteil schien sich eine klebrige Schicht zu befinden, die eine Trennung einfach nicht gestatten wollte.
    Aber Suko gab nicht auf.
    Mit einem letzten Schwung wuchtete er den schweren Holzdeckel an, der nicht zur anderen Seite hinüberkippte. Im rechten Winkel zum Unterteil klemmte er fest.
    Suko schaute in den Sarg.
    Er hörte Tommys Schritte, wie der junge Mann um den Sarg herumlief, um neben Suko stehenzubleiben.
    Beide sahen das leere Unterteil.
    Aber beide betrachteten auch die Innenseite des Deckels. Es war ein Spiegel.
    Und in ihm zeichnete sich das Gesicht des jungen Mädchens ab.
    ***
    »Das ist sie, das ist Joanna! Das ist einfach wundervoll für mich, sie zu sehen. Einmalig und schön…«
    Er war wie aus dem Häuschen, völlig aufgeregt.
    Suko sah die Sache gelassener. Er mußte zugeben, daß vom Gesicht der Person eine Faszination ausging, die auch an ihm nicht spurlos vorüberging.
    Sie hatte etwas Ätherisches und gleichzeitig Faszinierendes an sich. Es war kein Gesicht wie bei einem Menschen. Es gab keine Farbe, auch die einzelnen Umrisse waren flach, nicht dreidimensional, doch es verfehlte seine Wirkung nicht, denn von ihm ging ein Strom aus, der auch Suko berührte.
    Er traf ihn wie ein magischer Impuls, ein Schock, der sich allein gegen ihn richtete.
    Unbeweglich, wie eine dünne Pinselzeichnung starrte ihn das Gesicht an. Mit wunderbaren Augen, die wie kostbares Glas wirkten und sogar einen gewissen Blick besaßen, der das Innere eines Menschen durchforsten konnte. Auch Suko hatte den Eindruck, als würde ihm der Blick auf der Seele brennen.
    Er sagte nichts, aber er spürte die andere Macht. Er merkte, wie ihm der Schweiß ausbrach, und er stellte fest, daß er immer stärker in die Abhängigkeit dieses Gesichts geriet, so daß er die Gefühle eines Tommy Li und der anderen jungen Männer sogar verstehen konnte.
    Das Gesicht war wirklich einmalig und auf seine eigene Art und Weise nicht produzierbar. Auch war es schwer, sich vorzustellen, daß es dem Teufel Untertan war.
    Suko beugte sich tiefer. Er tat es genau in dem Moment, als sich im Gesicht die Augen und der Mund bewegten. Joanna zwinkerte und lächelte ihm zugleich zu.
    Eine Aufforderung, der Suko nicht widerstehen konnte. Tommy Li hatte ihn beobachtet. Wie aus einer meilenweiten Ferne hörte er die Stimme des Halbchinesen. »Was tust du da, Suko? Welchen Frevel begehst du? Du darfst nicht zu ihr. Nein, das ist…«
    »Sei ruhig!«
    Suko konnte keine andere Antwort geben. Dieser Ausdruck hatte ihn zu stark in seinen Bann geschlagen. Er war aufgeregt, wie ein Schuljunge vor der Prüfung. Sein Herz schlug schneller, und er mußte sich eingestehen, daß auch er sich in eine Tote verliebt hatte.
    Oder in einen Geist, denn von einem Körper sah er nichts. Im Unterteil der Sargtruhe entdeckte er nur den hellrot schimmernden Stoff mit seinen weißen Streifen.
    Er wollte nicht an ein Wunder glauben, aber nichts anderes passierte hier mit ihm.
    Das Gesicht bewegte sich auch an seinen Rändern. Bisher hatte sich nur der Mund verzogen, plötzlich aber bekam die Spiegelfläche einen seltsamen und unheimlichen Glanz. Sie wurde dabei etwas matter, als würden sich in ihrem Innern winzige Körner bewegen, um eine andere Position einzunehmen.
    Das genau war auch nötig, denn das Gesicht konnte nicht länger von der Spiegelfläche gehalten werden.
    Es wollte und mußte hinaus!
    Und Joanna kam.
    Suko trat einen Schritt zurück, er richtete sich auch wieder auf, denn er wollte dieser Toten keinesfalls im Wege sein. Sie verließ die Innenfläche des Truhendeckels, und das Gesicht schwebte als ätherisches Etwas

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