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0709 - Das Seelenschwert

0709 - Das Seelenschwert

Titel: 0709 - Das Seelenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jedoch interessierte mich nur am Rande. Viel wichtiger war der Junge selbst.
    Auch für uns gab es keinen Zweifel.
    Vor uns stand Suko als Kind!
    ***
    Es hatte einige Zeit gedauert, bis es uns gelungen war, den Schock zu verdauen. Obwohl wir eigentlich darauf vorbereitet gewesen waren, fiel es uns doch verdammt schwer.
    Selbst Sir James Powell hatte es die Sprache verschlagen, und wir waren irgendwann in meinem Büro gelandet, wo sich der Junge genau auf den Stuhl gesetzt hatte, der ihm eigentlich gehörte. Nur eben als Erwachsenem und Inspektor. Ich saß ihm gegenüber. Es war unbegreiflich, einfach verrückt. Ich schaute nicht mehr gegen das mir so bekannte Gesicht meines Freundes und Kollegen, sondern auf die jungen, noch weichen Züge eines Kindes, das aber Suko war. Daran gab es keinen Zweifel.
    Wir hatten versucht, mit ihm zu reden. Es war uns nicht gelungen, denn er sprach kein Englisch, und wir mußten bei seiner Sprache passen. Sir James telefonierte vom Vorzimmer aus herum, um jemand aufzutreiben, der des Chinesischen mächtig war, wobei wir ebenfalls Glück haben mußten, denn es gab in dieser Sprache zahlreiche Dialekte.
    Ich wußte aus den Erzählungen meines Freundes, daß er in einem Kloster aufgewachsen war. Dort hatte er seine Ausbildung bekommen, bevor er dann in die Dienste eines Landsmanns eingetreten war, der sich letztendlich als Gangster entpuppte.
    Bei der Jagd auf diesen Boß hatte ich Suko kennengelernt und gespürt, daß er anders war als die übrigen Mitglieder der Bande. Er war einfach zu naiv gewesen und war in den Job hineingerutscht. An seinem Sinn für Gerechtigkeit hatte er aber nichts ändern können, und deshalb stellte er sich auf meine Seite.
    Von da an war er praktisch akzeptiert worden, und man hatte ihn später sogar in den Yard aufgenommen.
    Wir hatten unheimlich viel zusammen erlebt und auch zusammen gelitten. Es waren Gemeinsamkeiten gewesen, die ich nicht einmal aufzählen konnte, aber letztendlich hatten wir es immer wieder geschafft, aus diesen Fallen zu entwischen.
    Und jetzt saß er vor mir.
    Mein Freund Suko als Kind.
    Er hielt ein Glas umklammert, in dem sich Orangensaft befand, trank mit langsamen Schlucken und bewegte dabei seine Augen, weil er so viel wie möglich mitbekommen wollte.
    Es war für beide Seiten schlecht, daß wir uns nicht verständigen konnten. So verließen wir uns auf die Beobachtungsgabe. Ich stellte fest, daß sich »Suko« nicht einmal unwohl fühlte. Dem Blick seiner Augen nach zu urteilen, war er neugierig, er saugte jede Einzelheit aus dem Raum auf, trank dabei und stellte das leere Glas auf den Schreibtisch zurück.
    Glenda war froh, etwas sagen und tun zu können. Sie sprach den Jungen an. »Möchtest du noch ein Glas?«
    Der lächelte.
    Glenda machte ihm mit Zeichen klar, was sie wollte und Suko begriff sofort.
    Er lächelte und nickte.
    Glenda verließ das Büro. Es war so still, daß ich das Schaben des Hosenstoffs hörte, wenn sie sich bewegte. Sie schien froh zu sein, etwas tun zu können.
    Ich raufte mir die Haare, natürlich nur im übertragenen Sinne, ich wollte dem kleinen Suko kein Schauspiel bieten und ihm nicht zu erkennen geben, wie ratlos ich im Endeffekt war. Ich steckte in einer Situation, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte!
    Da drang der helle Sonnenschein durch das Fenster. Er gab dem Büro einen freundlichen Anstrich und füllte es bis in den letzten Winkel hin aus.
    Und trotzdem umfing mich der kalte Horror. Diese eigentlich normale Szene empfand ich schlimmer, als würden vor mir einige Monster stehen, die mich bedrohten.
    Mir lagen unzählige Fragen auf der Zunge, aber was nutzte es, wenn wir nicht dieselbe Sprache redeten.
    Hoffentlich gelang es Sir James, einen Dolmetscher zu finden.
    Zuerst kehrte Glenda zurück. Sie hatte eine Flasche Saft mitgebracht.
    Das Glas war von außen beschlagen, und die daran hängenden Tropfen sahen aus wie helle Tränen.
    Suko schaute hoch, als Glenda zu ihm kam. Mit ihr zusammen lächelte er, schaute zu, wie der Saft als gelber Strahl aus der Flaschenöffnung in das Glas floß und es bis zum Rand füllte. »Da, das wird dir guttun«, sagte sie und stellte die Flasche ab.
    Suko sagte etwas.
    Das Wort danke kannte ich und verstand es auch. Es war für mich so etwas wie ein Funken der Hoffnung, als ich es hörte und atmete zunächst tief durch.
    »Ob er Hunger hat?« fragte Glenda.
    Auf den Gedanken war ich noch nicht gekommen. »Kann sein.«
    »Ich werde es ihm später klarmachen.

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