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0709 - Das Seelenschwert

0709 - Das Seelenschwert

Titel: 0709 - Das Seelenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgeflammt war.
    Noch genauer schaute sie hin.
    Der Junge merkte dies, aber er sagte nichts. Er stand da, gab sich locker und lächelte sogar.
    Dann fragte er etwas, das Glenda nicht verstehen konnte. Sie hatte auch nur Augen für das Gesicht, das ihr fremd war und ihr trotz allem bekannt vorkam.
    Sehr bekannt sogar…
    Schweiß hatte sich auf ihrem Nacken gebildet.
    In langen Bahnen rann er den Rücken hinab. Einige Male holte sie tief Luft, die Welt drehte sich vor ihren Augen.
    Es gab keinen Zweifel, auch wenn er jünger aussah. Viel jünger sogar.
    Aber die Gesichtszüge, die Augen, der Schwung des Mundes, die Wangen, das war alles das gleiche.
    Wenn auch nicht so ausgewachsen, aber im Prinzip schon gut zu erkennen. Der fremde Besucher war ihr plötzlich nicht mehr so fremd.
    Sie kannte ihn, ja, sie kannte ihn.
    Für Glenda Perkins brach in diesen Augenblicken eine Welt zusammen.
    Denn der Junge, der ihr an diesem Morgen einen Besuch abgestattet hatte, hätte eigentlich im Nebenraum als ausgewachsener Mann im Büro sitzen müssen.
    Das war Suko!
    Als Glenda Perkins zum Telefonhörer griff, um John Sinclair zu alarmieren, schaffte sie es kaum, den Hörer festzuhalten. So durcheinander war sie plötzlich…
    ***
    Wir hatten Glendas Nachricht gehört, waren ebenfalls blaß wie die Leinwand geworden, und ich hatte trotz allem den Truhendeckel noch in die Höhe gehievt.
    Es konnte stimmen.
    Der Spiegel war leer.
    Kein Suko, kein Kind, einfach gar nichts. Nur die leere, leicht matte Spiegelfläche, die für meinen Begriff überhaupt nicht in den Deckel hineinpaßte.
    Uns hatte nichts mehr in den Tiefen des Kellers gehalten. Wir waren nach oben gefahren, ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Im Lift hatten wir uns angeschaut, und die Gänsehaut, die ich bei Sir James sah, lag auch auf meinem Gesicht.
    Wenn es stimmte, was uns Glenda mit zitternder und kaum zu verstehender Stimme mitgeteilt hatte, war das eine Sache, die ich einfach nicht überreißen konnte.
    Ich wehrte mich innerlich dagegen, mußte aber zugeben, daß der Teufel es geschafft hatte, mit mir zu spielen. Er diktierte seine Bedingungen, er besaß das Seelenschwert, und ich dachte daran, was Sir James Powell gesagt hatte.
    Für uns war es ungemein wichtig, dieses verdammte Schwert in die Hände zu bekommen. Erst dann konnten wir den Höllenherrscher unter Druck setzen und ihm unsere Bedingungen diktieren. Alles andere hatte überhaupt keinen Sinn.
    Wie zwei Roboter gingen wir durch den Gang. Unsere Gesichter wirkten künstlich und abweisend. Da regte sich kein Muskel.
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals vor der Tür des Vorzimmers so gezögert zu haben. Da hatte sich eine Mauer aufgebaut, die ich erst überwinden mußte.
    Sir James erging es nicht anders. Er hatte aus der Innentasche seines Jacketts ein Tuch hervorgeholt und wischte damit permanent über sein Gesicht, als wollte er die Furcht vor dem Kommenden vertreiben und schlichtweg abputzen.
    »Wie werden Sie reagieren?« fragte er mich.
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Den Spiegel hat er verlassen, jetzt ist er hier. Also hat das Seelenschwert seine Funktion erfüllt. Einmal hat es Suko zu einem Schatten degradiert, zum anderen aber…«
    »Es hat zwei Seiten, Sir.«
    »Genauer bitte.«
    »Ich gehe davon aus, daß wir diesen Jungen, dieses Kind, falls es Suko wirklich ist, nicht als schlecht ansehen sollten. Möglicherweise haben wir das Schlechte, das Böse schon vernichtet. Aber ich will mich da um Himmels willen nicht festlegen.«
    »Sie könnten recht haben.«
    »Okay, packen wir es.« Ich wollte das Vorzimmer als erster betreten, dagegen hatte Sir James etwas. Er war es, der die Tür öffnete und sie behutsam nach innen drückte.
    Ich hätte mich am liebsten hinter dem Rücken meines Chefs versteckt, das war nicht möglich. So ging ich dann als zweiter in den mir so bekannten Vorraum und erlebte ein Gefühl, als würde ich einen fremden Ort betreten, an dem ich mich erst orientieren mußte.
    Dabei war alles normal.
    Glenda saß hinter ihrem Schreibtisch. Ich sah die Maschine, auch den Computer mit dem angeschlossenen Monitor, ich sah die Besucherstühle, den Aktenschrank, ich sah eigentlich alles. Es mußte mir vertraut sein, und ich sah Glenda, die wie eine Figur aus Stein hinter ihrem Schreibtisch saß und nach vorn schaute.
    Da stand der Junge.
    Er blickte uns an. Er war ungewöhnlich gekleidet. Diese Umhänge trugen zumeist die Mönche in einem asiatischen Bergkloster.
    Das alles

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