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0709 - Märchenfluch

0709 - Märchenfluch

Titel: 0709 - Märchenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Bild heraus, das Sinn ergab, wenn man denn bereit war, den Begriff »Sinn« auf unkonventionelle Weise zu definieren.
    Das Papier, auf das Amory Stagg geschrieben und gezeichnet hatte, war höchstwahrscheinlich aus dem Holzschliff von Bäumen des nahen Waldes hergestellt worden. Der als verflucht galt, seit Urzeiten schon. Irgendetwas, dessen Ursprung, wenn auch vielleicht nur im weiteren Sinne, durchaus dämonisch sein mochte, hatte sich vermutlich vor Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden dort eingenistet. Eine genaue Klärung dieser Frage war wohl kaum möglich und vermutlich auch nicht erforderlich. Die Antwort ließ sich vielleicht in den Legenden der Abnaki finden.
    Worum es sich bei diesem Etwas auch handelte, es wurde durch die Verarbeitung des Holzes sicher nicht ausgemerzt. Das hieß, es steckte auch in dem Papier, das daraus gewonnen wurde. Durch den »Kontakt« mit Amory Staggs morbiden Jugendphantasien mochte es zu einer, wie auch immer gearteten, magischen Reaktion gekommen sein, die sich damals in der Animation des gezeichneten Wolfes geäußert hatte. Wahrscheinlich hatte auch das Blut, das Stagg als Tuscheersatz verwendete, eine förderliche Wirkung gehabt.
    In all den Jahren seitdem war nichts geschehen, bis die heftigen Regenfälle der vergangenen Woche auch diesen Keller überschwemmt hatten. Das Wasser hatte das Papier aufgeweicht und sozusagen »befreit«, was darin gefangen war. »…und das Resultat kennen wir ja«, schloss Zamorra, nachdem er seine Theorie offen gelegt hatte.
    »Im Prinzip nicht schlecht«, befand Nicole. »Nur, wenn diese ominöse Macht in das Papier übertragen wurde, warum kam es dann nicht zu viel mehr unerklärlichen Vorfällen im Zusammenhang damit? Immerhin wurde damals doch massenweise Papier produziert, und die Rohstoffe gewann man vermutlich größtenteils aus diesem Wald.«
    »Wer sagt denn, dass es nicht zu weiteren Merkwürdigkeiten kam?«, stellte Zamorra die Gegenfrage. »Vielleicht nicht in dem Ausmaß wie im vorliegenden Fall. Aber ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass es in Betrieben, die das hier hergestellte Papier verarbeiteten, vermehrt zu Unfällen kam. Bei entsprechenden Recherchen stieße man eventuell auf Ereignisse, die in dieses Muster passen.«
    »Oder…« Nicole überlegte einen Moment. »Three Trees!«
    Zamorra erinnerte sich. »Miss Lucinda erwähnte diesen Begriff, als sie uns vom Fluch des Waldes erzählte. Das soll der Ort gewesen sein, von dem aus die Abnaki den bösen Zauber unter Kontrolle hielten.«
    »Genau. Gesetzt den Fall, es handelte sich dabei tatsächlich um drei besondere Bäume, wäre es dann nicht denkbar, dass, unwissentlich, einer dieser Bäume unter anderem zu dem Papier verarbeitet wurde, das Mr. Stagg in der Mühle kaufte?«
    »Auch kein übler Gedanke«, räumte Zamorra ein.
    Stagg, der bislang schweigend zugehört und wahrscheinlich die Hälfte nicht verstanden hatte, zog die Stirn kraus. »Das wäre aber ein arger Zufall!«
    Zamorra lächelte milde. »Glauben Sie mir, Mr. Stagg, ich habe schon ärgere erlebt.«
    Er winkte ab. »Abgesehen davon spielt es wohl ohnehin keine große Rolle. Wir müssen uns vielmehr Gedanken darüber machen, wie wir dieser Sache hier Einhalt gebieten können.«
    »Nichts leichter als das!«, erwiderte Stagg. »Wir fischen einfach das Papier und sämtliche Fetzen aus dem Wasser und vernichten das ganze Zeug!«
    Er stand schon mit einem Fuß im Wasser, um sich ans Werk zu machen. Doch Zamorra hielt ihn zurück.
    »So einfach ist das leider nicht, Mr. Stagg.«
    Der alte Mann sah ihn verwundert an. »So? Wieso denn nicht?«
    Zamorra holte tief Luft. Es war ihm klar, dass er den alten Mann mit der folgenden Erklärung überforderte. Himmel, es fiel ihm ja selbst schwer, es zu begreifen! Und er hatte praktisch ständig mit solchen und ähnlichen Dingen zu tun. Aber manchmal musste man sie eben einfach akzeptieren, ohne ihre ›Funktionsweise‹ groß zu hinterfragen.
    »Selbst wenn keinerlei Absicht dahintersteckte, ist hier«, Zamorra machte eine umfassende Geste, »etwas entstanden, das im weitesten Sinne als ›selbstständige Welt‹ zu bezeichnen ist. Zieht man in Betracht, dass diese ›andere Wirklichkeit‹ zumindest theoretisch, die Vorstellungen sämtlicher Menschen, die diese Märchen kennen, abbilden und quasi realisieren könnte, dann musste man sogar von einer Art Kosmos sprechen, in dem viele Welten nebeneinander existieren.«
    Er bemerkte Staggs unwillige Miene und hob

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