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0709 - Märchenfluch

0709 - Märchenfluch

Titel: 0709 - Märchenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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lebensgefährlich. Aber trotz Nicoles Erster-Hilfe-Versorgung würde Stagg noch ärztliche Behandlung nötig haben.
    »Sie werden mich für verrückt halten«, sagte er, als Zamorra ihn fragte, was geschehen war.
    »Ich kann Ihnen versprechen, dass wir das nicht tun werden.«
    Und während Nicole seine Wunden behandelte, erzählte Amory Stagg alles, von Anfang an. Die ganze Geschichte, die er 75 Jahre lang für sich behalten hatte und die ihm zur Bürde seines Lebens geworden war.
    Schließlich endete er. »Ob Sie's mir glauben oder nicht, jetzt fühle ich mich besser als je zuvor - auch wenn es noch nicht vorbei ist.«
    »Das glaube ich Ihnen«, antwortete Zamorra, »und alles andere auch. Jedes Wort.«
    »Wirklich?« Stagg sah ihn an, als würde er jetzt im Gegenzug dem Professor nicht glauben. »Aber- warum?«
    »Wir hatten schon häufiger mit solchen Dingen zu tun und wissen, dass so etwas wie ›unmöglich‹ nicht gibt«, erwiderte Zamorra, ohne weiter ins Detail zu gehen. »Gibt es diese Kirche noch, in deren Keller Sie Ihre Märchensammlung versteckt haben?«
    Er hatte am Nachmittag zwar eine alte Kirche auf dieser Seite des Baches gesehen, aber es musste ja nicht die sein, von der Stagg gesprochen hatte.
    Sie war es. Und als Zamorra erklärte, dass er sich dort umsehen wollte, sagte Stagg: »Ich komme mit.«
    »Sie sollten sich hinlegen und ausruhen«, riet Nicole. »Wir rufen Ihnen einen Arzt.«
    »Kommt nicht in Frage, Ma'am!«
    »Na schön«, meinte Zamorra. »Vielleicht können Sie uns sogar behilflich sein.«
    Stagg stand auf. Seine Verletzungen mussten höllisch wehtun, aber er verbiss sich jeden Schmerzenslaut.
    »Das hoffe ich, Herr Professor«, sagte er leise, und es klang fast wie ein Schwur. »Das hoffe ich bei Gott…«
    ***
    »Da lang haben sich diese Teufelszwerge samt Schneewittchen verkrümelt«, stellte Zamorra fest.
    Er hielt den Strahl seiner Taschenlampe auf die feuchten Spuren, die über die Stufen der Kirchentreppe nach oben verliefen.
    Den Dodge Durango hatten sie vor dem alten Gebäude abgestellt. Jetzt gingen sie zu dritt die Treppe hoch. Zamorra trug neben der Lampe auch seinen Einsatzkoffer bei sich, in dem sich diverse magische Hilfsmittel befanden.
    Die Kirche war nicht sehr groß und auch anderweitig nicht sonderlich beeindruckend.
    Einer jener Bauten, wie sie in den vergangenen Jahrhunderten fast an jedem Ort entstanden waren, wo sich Siedler in der Neuen Welt niedergelassen hatten. In der Zwischenzeit hatten Generationen von Spinnen und Mäusen das aufgegebene Gotteshaus zu ihrem Heim erkoren.
    Den Keller erreichte man durch die Sakristei, die nur mehr eine verstaubte Rumpelkammer war.
    Dass mit dem Keller etwas nicht stimmte, war Zamorra und Nicole klar, noch ehe Stagg staunend aufkeuchte. »Aber- das gibt's doch nicht! Das ist nicht der Keller von damals…!«
    Das glaubten sie dem alten Mann aufs Wort.
    Ein unterirdisches Gewölbe wie dieses hatte man beim Bau der Kirche ganz bestimmt nicht angelegt. So es sich im Schein der Taschenlampe erkennen ließ, war es offenbar weit verzweigt und reichte deutlich über die Grundrisse der alten Kirche hinaus. Eine Anlage wie diese hätte man viel eher unter einem Schloss oder einer Burg vermutet.
    Sie standen auf den untersten Stufen einer Treppe. Zamorra ließ den Taschenlampenstrahl wandern. Etliche Gänge unterschiedlicher Breite führten von hier ab, Treppen in irgendwelche Höhen, die es eigentlich nicht geben konnte.
    Das Gewölbe stand kniehoch unter Wasser. Auf der Oberfläche und darunter trieben neben irgendwelchem Unrat auch helle Gebilde umher.
    »Das dürften die Seiten Ihrer Weird Tales sein«, vermutete Zamorra an Stagg gewandt.
    »Ja, das mag schon sein«, erwiderte der alte Mann. »Aber ich verstehe trotzdem nicht -«
    »Ich schon«, sagte Zamorra und sah sich im Lichtkegel seiner Lampe weiter um, sog die Luft wie witternd ein und nahm den schwachen Geruch von Zimt und Sandelholz war, der ihm heute schon mehrfach begegnet war und den er jetzt einzuordnen wusste - so roch pulp paper, wenn es sich auflöste. »Ich glaube jedenfalls, dass ich es allmählich verstehe.«
    Sein Denken jonglierte mit den Fakten, verarbeitete sämtliche Informationen, die sie heute gesammelt hatten, verwertete selbst scheinbare Nebensächlichkeiten.
    Zamorra hatte das sichere und vor allem gute Gefühl, jetzt über alle nötigen Teile zu verfügen. Es war nur noch eine Frage ihrer richtigen Anordnung. Und endlich kristallisierte sich ein

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