071 - Der Hexer mit der Schlangenhand
dafür, daß ein Mensch tot war!
Doch Duncan
Kilbee hatte nicht die Zeit, sich über diese ungeheuerliche Tatsache Gedanken
zu machen.
Der Fremde
ließ ihn nicht zum Nachdenken und nicht zum Atmen kommen.
Der Untote
sprang ihn an und versuchte auch ihm, die Kehle zuzudrücken.
Duncan Kilbee
konnte den ersten Angriff abwehren.
Der Student
lag mit dem unheimlichen Gegner im Clinch, wälzte sich mit ihm am Boden, und
dabei gelangten beide in Claires kleinen Wohn-Schlaf- raum.
Die Studentin
der Psychologie schien den Kampf, der sich in ihrer Wohnung abspielte,
überhaupt nicht zu registrieren.
Während
Duncan Kilbee und der Zombie John Modesty miteinander kämpften, verließ sie wie
eine Schlafwandlerin die Wohnung.
Der fremde
Wille hatte sie wieder fest im Griff und lockte sie aus dem Haus, ohne daß es
ihr bewußt wurde...
In Clair Bellows
Wohnung flogen die Fetzen.
Ein
Schränkchen kippte um. Vasen, Gläser und eine Stehlampe gaben ihren Geist auf.
Kilbee wurde
zum Fenster gedrängt.
Dort ereilte
ihn sein Schicksal.
John Modestys
Hände legten sich wie Stahlklammern um seinen Hals, und alle Gegenwehr erlosch
in dem Moment, als der rituelle Griff im Nacken erfolgte.
Kilbees Hals
wurde weiß wie Mehl.
Alle
Lebenskraft wurde ihm von einer Sekunde zur anderen abgesaugt. Ein Nachtwesen
nahm die Energie auf.
Modesty stieß
den ausgelaugten Körper mit harter Hand zurück.
Der tote
Student krachte gegen das Fenster. Die Scheibe zersprang, und Modesty drückte
sein Opfer so weit zurück, daß es nach hinten kippte und aus dem Fenster
stürzte.
Dumpf schlug
der Körper auf dem Dach des Nachbargebäudes auf und blieb dort reglos liegen.
Der Zombie,
dessen Körper von der unheiligen Kraft des Schlangengottes Lao To Hiau gelenkt
wurde, hielt sich keine Sekunde länger als notwendig in der Wohnung auf.
Er hatte sein
Ziel nicht erreicht, die Nebenbuhlerin nicht ausgelöscht.
Er mußte die
Suche nach ihr fortsetzen.
Als er wieder
unten auf der Straße lief und versuchte, Clair Bellows Spur aufzunehmen, kam
ihm noch eine andere Erinnerung in den Sinn.
Wer den Dolch
besaß, hatte die Macht über Tod und Leben. Selbst wenn es ihm nicht gelang, die
Nebenbuhlerin, die von Tsin Schi Huang auserwählte Priesterin nicht sofort zu
finden, gab es eine Möglichkeit für ihn, die Macht auszuüben.
Der
Opferdolch machte ihn zum Herrn.
Was in ihm
vorging, war - nach menschlicher Logik - unverständlich und unsinnig.
Es war das
Wesen der widersprüchlichen Schlangengottheit.
Falsch und
verlogen ...
Wie die
Schlange, die sich selbst in den Schwanz biß, so liefen Lao To Hiaus
Lebensäußerungen in sich selbst zurück.
Sie kämpfte
für sich und gegen sich, und nur einer konnte den Sieg davontragen. Der
Stärkste, der Schlaueste ...
In der
Gestalt des Zombies Modesty schien diese schlangenhafte Schlauheit sich am
ehesten zu verwirklichen.
Der Untote
änderte seine Richtung ...
●
Tsin Schi
Huang nahm auf dem Altar Platz und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein
grausames Lächeln drückte Zufriedenheit aus.
Er hatte
erfahren, was er wissen wollte. Inzwischen hatte er gelernt, seine
Schlangenfinger fast bis zur Perfektion zu beherrschen. Wenn er die kleinen
Schlangen beißen ließ, mußte ihre Berührung für das Opfer nicht immer unbedingt
tödlich ausgehen. Eine leichte Dosierung des Giftes von Lao To Hiau war
imstande, sie nur zu lähmen.
Zu lähmen an
Körper und Geist.
Tsin Schi
Huang hatte seinen Feind, dessen Name Tanaka Kasuki und dessen geheime
Bezeichnung X-RAY-17 lautete, gelähmt. Sein Körper war jetzt noch starr.
Aber sein
Geist war nur teilweise erfaßt worden. Der Biß der Schlange hatte seine
Widerstandskraft ausgeschaltet, ohne sein Erinnerungsvermögen zu
beeinträchtigen.
Genau
umgekehrt wie damals bei Larry Brent alias X-RAY-3, dachte der Hexer mit den
Schlangenhänden. Damals hatte Lao To Hiau dem PSA-Agenten die Erinnerung nehmen
können, nicht aber seine Widerstandskraft.
Die PSA ...
Tsin Schi Huang war erstaunt, was er über diese Organisation und all ihre
Machtmittel erfuhr. X- RAY-17 hatte gegen seinen Willen, der völlig blockiert
war, geplaudert.
Der Hexer mit
der Schlangenhand hatte viel über die PSA erfahren. Bei ihr handelte es sich um
eine Organisation, die nur dazu geschaffen war, gegen die gefährlichen Mächte
des Übersinnlichen in der Welt anzukämpfen ... und er war der einzige
Außenstehende, der ihre Geheimnisse nun kannte, ja überhaupt von ihrer
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