071 - Der Hexer mit der Schlangenhand
Existenz
wußte.
Er würde
diese Organisation vernichten müssen. Sie stellte eine Bedrohung für ihn und
seine Ziele dar.
Er mußte sie
daran hindern, ihm gefährlich zu werden. Nur durch ein Mittel war das möglich.
Der Dolch war die einzige Waffe, die Lao To Hiau oder denjenigen, der den
Schlangengott in seinem Körper beherbergte, noch gefährlich werden konnte.
Zum Glück
hatte X-RAY-17 von dem Dolch gewußt - und sein Wissen an ihn weiterverraten.
Tsin Schi
Huang unterbrach seine Meditation, um drei seiner Gehilfen zu sich zu rufen. Er
schickte sie mit dem Befehl weg, ihm den Dolch umgehend zu beschaffen.
Dann
versenkte er sich wieder in Trance.
Schade, daß
er die Macht Lao To Hiaus nicht benutzen konnte, um sich in den Besitz des
Dolches zu setzen. Aber der Schlangengott war unruhig. Während er seine Kräfte
regenerierte, schien er zu spüren, daß der Mensch, in dessen Körper er nun
wohnte, ihn hintergehen wollte.
Ja, gestand
Tsin Schi Hang sich ein, das ist in der Tat meine Absicht. Nicht das Reich des
Schlangengottes auferstehen zu lassen, sondern mein eigenes zu erschaffen,
größer und prächtiger, als das Reich Lao To Hiaus es jemals gewesen war.
Er mußte
einen Teil seiner Kraft dazu verwenden, das Aufbegehren des Schlangengottes zu
unterdrücken. Ganz seiner sicher konnte er erst sein, sobald er das Ritual
vollzogen hatte, das Lao To Hiau entmachtete und ihn zum Nachfolger der
Schlangengottheit werden ließ.
Aber auch in
dieser Hinsicht waren alle Vorbereitungen getroffen. Er brauchte nur in sich
hineinzuhören, um den Ruf zu vernehmen, den er ausgeschickt hatte - den Ruf an
Clair Bellow, seiner zukünftigen Priesterin!
Bald schon
würde er sie völlig unterwerfen.
Da riß ihn
etwas aus seiner Konzentration. Sein Körper erzitterte, und lautlos schrie er
auf.
Lao To Hiau
glaubte, genug Kraft gewonnen zu haben, um es mit seinem verräterischen Diener,
der seine eigenen Wege ging, aufnehmen zu können.
Der Angriff
der Schlangengottheit erschütterte ihn zutiefst.
Tsin Schi
Huang setzte sich zur Wehr, so gut er konnte. Er bemerkte, daß er kräftemäßig
ebenbürtig war. Er mußte gegen Lao To Hiau kämpfen, bis die Priesterin hier
war!
In aller
Lautlosigkeit vollzog sich die furchtbare Auseinandersetzung zwischen Mensch
und Gottheit in seinem Innern...
●
»Hier entlang
bitte, Sir«, sagte William Henderson, der Museumsdirektor. »Scotland Yard hat
Ihr Eintreffen bereits angekündigt. Wie kann ich Ihnen helfen, Sir ?«
Henderson war
ein distinguierter Mann mittleren Alters, der genau dem Bild entsprach, was sich
Larry Brent von einem typischen Engländer machte: zurückhaltend, korrekt,
irgendwie würdevoll, ohne arrogant zu wirken, aber gleichzeitig auch freundlich
und hilfsbereit.
Larry
lächelte und reichte ihm die Hand. »Die China-Ausstellung«, entgegnete er.
»Natürlich.«
Henderson führte ihn durch große, hell erleuchtete Räume, bis sie zu einem Saal
gelangten, in dem gedämpftes Zwielicht herrschte. Farbige Strahler erhellten
die Austeilungsstücke auf fast gespenstische Weise.
Hier hat das
Unheil seinen Lauf genommen, dachte Larry. Hier wurde das Schlangenidol
gestohlen.
Nein,
korrigierte er sich im gleichen Moment selbst. Eigentlich begann es schon bei
den Ausgrabungen.
Henderson
wies auf die ausgestellten Artefakte in ihren Glasvitrinen. Nach dem Diebstahl
des Schlangenidols waren die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden. Überall
standen uniformierte Polizisten, Pistolen in den Halftern oder sogar
Maschinenpistolen unter dem Arm, im London der traditionell unbewaffneten
Bobbies eine Seltenheit. Aber hier ging es um unersetzliche Kunstgegenstände.
Larry
musterte die Artefakte. Die geheimnisvolle Atmosphäre zog ihn unwillkürlich in
ihren Bann, obwohl sie künstlich erzeugt war und er schon wesentlich
unheimlicheren Erscheinungen in Natura begegnet war. Er fühlte sich
unbehaglich, was sicher daran lag, daß ihm keines der Ausstellungsstücke
vertraut vorkam, obwohl er sie vor knapp einem Jahr eigenhändig untersucht und
für das PSA-Archiv katalogisiert hatte.
Die
Erinnerung an sie war verschwunden - genau wie die an die Alpträume. Der
Schlangengott Lao To Hiau hatte den geringen Rest seiner Macht, der ihm in
seiner steinernen Ausprägung noch verblieben war, dazu benutzt, seine Existenz
denen vergessen zu machen, die ihm gefährlich werden konnten. Und Larry mußte
er sofort als potentielle Gegner eingeschätzt haben.
»Verzeihen
Sie«, sagte
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