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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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sie auch Blume des Schwarzen Blutes. Dieser Blume werden Zauberkräfte zugeschrieben. Die hier ist aus Ton. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob die Nachbildung Ihnen nützen wird, aber vielleicht stoßen Sie auf eine lebende Wolfsblume, die könnte Ihnen sehr helfen.“
    Ich hatte schon von so einer Blume gehört, sie aber noch nie gesehen. Ihr wurde eine unglaublich magische Kraft zugeschrieben.
    „Gehen Sie jetzt, Hunter!“ sagte er. „Wir werden uns wahrscheinlich nie mehr sehen, aber ich hoffe, daß es Ihnen gelingt, Eklund zu erledigen, und daß ich so lange lebe und diese Nachricht noch höre.“
    Ich steckte die Tonblume in die Tasche und fragte: „Sie haben nicht vielleicht zufällig Silberkugeln?“
    Trevor schüttelte den Kopf und kniff die großen Augen zusammen.
    „Nein“, sagte er. „Aber Young hatte einen …“
    Er kniete vor dem Schreibtisch nieder und riß die Laden auf. Nach kurzem Suchen stand er auf. „Hier!“ sagte er. „Das wird Ihnen vielleicht helfen.“
    Er reichte mir einen silbernen Brieföffner, der fast zwanzig Zentimeter lang war. Der Griff war kunstvoll verziert.
    Ich steckte den Brieföffner in die Innentasche meiner Jacke.
    „Und jetzt gehen Sie, Hunter!“
    Er öffnete die Tür, und ich trat in den dunklen Gang hinaus. Keiner der Krüppel war zu sehen.
    „Ich werde mein Bestes tun, Trevor“, versprach ich.
    „Ich drücke Ihnen die Daumen.“
     

     

Undurchdringliche Dunkelheit umgab mich. Langsam stieg ich die Stufen hinunter, tastete mich vorsichtig weiter und erreichte die Haustür. Die Riegel waren zurückgezogen und das Schloß war auf. Ich öffnete die Tür und trat auf die Straße.
    Grelles Sonnenlicht stach mir in die Augen. Ich schloß sie und blieb einige Sekunden lang stehen. Dann drückte ich die Tür langsam zu.
    Meine Augen schmerzten, daran war aber nicht nur das Sonnenlicht schuld, sondern es waren vor allem die Haftschalen, die meine Augen tränen ließen. Ich sah alles wie durch einen Schleier.
    Und wieder war ich auf mich allein gestellt. Ich wanderte ziellos durch die Straßen, kaufte ein Päckchen Zigaretten, trank in einem Pub ein Glas Bier und aß zwei Toasts. Nach achtzehn Uhr hielt ich ein Taxi an und kletterte hinein.
    „Ich möchte nach St. Albans“, sagte ich.
    Der Fahrer blickte mich überrascht an.
    „Das sind aber über zwanzig Meilen, Sir“, sagte er. „Da müssen Sie die Rückfahrt bezahlen.“
    „Ich weiß“, sagte ich. „Fahren Sie los!’’
    Ich hatte genügend Geld bei mir. Das Geld stammte von Cohen und dem O.I. Ich würde es ihnen einmal zurückgeben – falls ich am Leben blieb.
    Das Taxi kam quälend langsam vorwärts. Wir fuhren die Oxford Street entlang, und der Fahrer wandte sich nach Norden in Richtung Nationalstraße 5.
    Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis wir endlich die Nationalstraße erreichten. Ich lehnte mich bequem zurück und hing meinen Gedanken nach.
    Es war schon Jahre her, seit ich das letztemal in St. Albans gewesen war. Es war eine recht interessante Stadt, die schon zu römischen Zeiten besiedelt war. Damals hieß sie Verulamium. Mit zehn Jahren hatte ich St. Albans zum erstenmal gesehen. Damals waren wir von der Schule aus hingefahren. Ich konnte mich noch deutlich an den Lehrer erinnern, ein schmächtiges Bürschchen, dessen Stimme vor Begeisterung fast übergeschnappt war, als er uns die Vergangenheit des Städtchens erklärt hatte.
    Ich schloß die Augen und erinnerte mich an die Zeit vor zwanzig Jahren. Damals war ich ein hochaufgeschossener Junge gewesen, der sich für alles interessiert hatte. Ich war wie ein Hund hinter dem Lehrer hergelaufen und hatte begierig jedes seiner Worte geschluckt. Deutlich hörte ich noch seine Stimme in meinen Ohren.
    Ich schlug die Augen wieder auf. Der Verkehr auf der Nationalstraße 5 war ziemlich stark, trotzdem kamen wir zügig vorwärts.
    Schon damals – vor zwanzig Jahren – hatte ich mich sehr mit allem Übersinnlichen und Geheimnisvollen beschäftigt. Anfangs hatte ich die Geschichten von Werwölfen, Vampiren und lebenden Toten als Phantasiegeschichten abgetan, doch je mehr ich mich mit okkulten Dingen beschäftigte, je deutlicher war mir damals bewußt geworden, daß mehr als bloßer Aberglaube dahinterstecken mußte. Und jetzt wußte ich, daß es tatsächlich über die ganze Welt verteilt die unheimlichsten Geschöpfe gab, die eine Maske trugen und teilweise die Geschicke der Menschheit leiteten. Und ich hatte es mir zur Aufgabe gestellt, diese

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