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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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stand auf. „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.“
    Ich verließ sein Zimmer, betrat den dunklen Korridor, erreichte mein Zimmer, legte mich aufs Bett und, dachte nach.
    Es war unwahrscheinlich, daß die Polizei auf meine Spur kam, aber ich war sicher, daß die Schwarze Familie wußte, wo ich mich aufhielt. Nochmals ging ich die Ereignisse der vergangenen Tage durch, konnte mir aber nicht erklären, welches Mitglied der Schwarzen Familie dahintersteckte. Lange konnte ich nicht ruhig liegen bleiben. Also stand ich wieder auf und wanderte im Zimmer auf und ab.
    Nach zwei Stunden trat Young ein. Ich sah ihn erwartungsvoll an.
    „Sagt Ihnen der Name Jennifer Jennings etwas, Mr. Hunter?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nichts.“
    „Sie ist die Besitzerin der Villa, in der der Mord begangen wurde.“
    „Haben Sie sonst noch etwas erfahren, Mr. Young?“
    „Nicht viel“, sagte der Krüppel. „Sie lebt in St. Albans. Dort besitzt sie ein großes Landhaus inmitten eines riesigen Parks. Die Villa in London hat sie Freunden zur Verfügung gestellt.“
    „Ist Ihnen etwas über sie bekannt?“
    „Nicht viel“, sagte Young vorsichtig.
    „Erzählen Sie mir, bitte, was Sie über sie wissen!“
    Young setzte sich aufs Bett.
    „Sie ist eine seltsame Frau“, sagte er. „Ich sah sie vor Jahren. Da war sie noch ein ganz junges Mädchen. Bildhübsch. Sie arbeitete damals in einem Wanderzirkus, der ihrem Vater gehörte, mit großen Raubkatzen, Tigern, Löwen und Leoparden. Später dressierte sie Wölfe. Die Wölfe folgten ihr praktisch aufs Wort. Aber das ist alles schon Jahre her. Nach dem Tod ihres Vaters verkaufte sie den
    Zirkus und zog sich nach St. Albans zurück.“
    „Wölfe“, sagte ich nachdenklich.
    Young schwieg.
    „Ist sie ein Werwolf?“ fragte ich.
    „Darauf kann ich leider keine Antwort geben“, meinte Young mit reservierter Stimme.
    „Können oder wollen Sie nicht antworten?“
    „Das dürfen Sie auslegen, wie immer Sie wollen, Mr. Hunter.“
    „Eine Frage noch: Gehört sie der Schwarzen Familie an?“
    „Auch darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben, Mr. Hunter.“
    Young hatte Angst. Er fürchtete die Rache der Schwarzen Familie. Und ich konnte ihn nur zu gut verstehen.
    „Wie lange wollen Sie noch bei mir bleiben, Mr. Hunter?“
    Seine Stimme bebte. Er hatte noch größere Angst, als ich vermutet hatte.
    „Ich möchte dieser Jennifer Jennings einen Besuch abstatten“, sagte ich. „Und zwar noch diese Nacht.“
    „Und wo wollen Sie übernachten?“
    „Ich werde mir in St. Albans ein Quartier suchen“, sagte ich.
    Von Young hatte ich keine weitere Hilfe zu erwarten. Er hatte getan, was für ihn möglich war. Und diese Jennings war mein einziger Anhaltspunkt.
    „Das ist gut“, sagte Young, und Erleichterung schwang in seiner Stimme mit.
    Aus einer Tasche seines Umhangs zog er eine Zeitung, die er aufs Bett legte. Es war die Evening News.
    Young stand auf.
    „Ich erwarte Besuch“, sagte er. „Es wird nicht lange dauern. Lesen Sie einstweilen die Zeitung!“
    Ich sah ihm nach, dann nahm ich die Zeitung zur Hand. Mein Bild sprang mir von der Titelseite entgegen. Mörder entflohen, lautete die Überschrift. Diesmal war es der Zeitung gelungen, ein halbwegs gutes Bild von mir aufzutreiben. Ich las den Bericht durch. Er brachte nichts Neues. Ich wurde dringend der Tat verdächtigt.
    Es war kurz nach siebzehn Uhr. Ich wollte noch eine Stunde warten und mir dann ein Taxi nach St. Albans nehmen. Plötzlich wurde ich jedoch seltsam unruhig. Ich stand auf, ging zur Tür, die Young geschlossen hatte, und öffnete sie einen Spalt. Es war dunkel im Korridor. Kein Laut war zu hören. Mein Unbehagen stieg. Ich trommelte nervös mit der rechten Hand gegen die Tür. Dann hörte ich Stimmen. Ich erkannte Youngs Stimme, verstand aber nicht, was er sagte.
    Schwere Schritte stiegen die Treppe hoch. Vorsichtig steckte ich den Kopf heraus. Young öffnete eben die Tür zu seinem Arbeitszimmer, und für einen kurzen Augenblick konnte ich seinen Besucher erkennen. Es war ein hochgewachsener Mann, dessen langes Haar im Nacken zusammengebunden war. Das Gesicht des Mannes konnte ich nicht sehen. Er trat in Youngs Zimmer, und die Tür wurde geschlossen.
    Ich zog den Kopf zurück und atmete schwer. Die Gestalt hatte mich an jemand erinnert. Ich ging im Zimmer auf und ab und versuchte mich zu erinnern, wer dieser Mann war, und wo ich ihn gesehen hatte. Ich spürte die Gefahr fast körperlich.
    Bevor ich

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