071 - Die weisse Wölfin
treiben. Nach dem Verschwinden der weißen Wölfin waren sie ganz ruhig geworden.
Einer der Beamten entdeckte im ersten Stock den getöteten Wolf und den halb zerfallenen Jörg Eklund.
„Das ist Jörg Eklund“, sagte Miß Pickford. „Einer von Hunters Brüdern, und Jennifer Jennings war die weiße Wölfin, die jetzt spurlos verschwunden ist.“
Der O.I. starrte den Toten an. Rund um ihn lagen Haarbüschel. Sein Gesicht war verzerrt und sah unmenschlich aus. Es löste sich immer mehr auf. Die blanken Knochen kamen zum Vorschein.
„Er war ein Werwolf“, sagte Coco Zamis und der O.I. nickte.
„Wo ist Hunter hingegangen?“ fragte der O.I.
„Er verfolgte die weiße Wölfin“, sagte Miß Pickford.
„Geben Sie mir einen genauen Bericht, Miß Pickford“, sagte der O.I., als alle wieder im großen Saal versammelt waren.
Phillip stand noch immer unbeweglich wie eine Statue da.
Schweigend hörten sie Miß Pickfords Bericht an.
„Das würde bedeuten, daß Hunter tatsächlich keine Schuld an dem Mord trägt“, sagte der O.I.
„Da gibt es keinen Zweifel“, sagte Miß Pickford.
„Wir müssen Hunter suchen“, sagte der O.I.
Sie durchsuchten den Garten, fanden von Hunter jedoch keine Spur. Auch der Rover war verschwunden. Hunter hatte sich aus dem Staub gemacht.
Der Rover wurde eine Stunde später neben dem Glockenturm in St. Albans gefunden.
„Was nur mit Phillip los ist?“ fragte Coco. „Er bewegt sich überhaupt nicht.“
Coco, der O.I. und Miß Pickford folgten ihm. Er ging quer durch den Garten und blieb nach einigen Schritten stehen.
Neben einer alten Eiche blühte eine Wolfsblume, um die einige Büschel weißer Haare herumlagen. Der O.I. knipste seine Stablampe an.
„Diese Blume wuchs aus Phillips Brust“, sagte Miß Pickford erregt. „Die weiße Wölfin fraß sie und…“
Der Stengel war dünn, die Blätter waren fleischig, und die Blüte hatte die Form einer Wolfsschnauze.
Coco bückte sich.
Die Blume war schwarz, aber bei genauer Betrachtung sah sie die weißen Stellen. Und die Blüte hatte auch eine etwas andere Form als die, die aus Phillips Brust gewachsen war. Die Blüte hatte Augen. Bernsteinfarbene Augen.
„Die Geschehnisse dieser Nacht werden wohl immer ein Rätsel bleiben“, sagte der O.I.
Coco grub die Blume mit beiden Händen aus. Die Wolfsblüte versuchte, sie in die Hand zu beißen, doch es gelang Coco, sie auszugraben. Der Knollen hatte die Form einer Frau.
Coco hob die Blume hoch. Innerhalb weniger Augenblicke verwelkte die Blüte, der Stengel brach ab, und der Knollen zerfiel zu Staub.
Ich hatte den Rover beim Glockenturm stehengelassen und ging nun die High Street entlang, bis ich einen Telefonautomaten sah, der auch für Ferngespräche geeignet war.
Ich wählte eine Londoner Nummer. Es dauerte ziemlich lange, bis endlich abgehoben wurde.
„Ja?“ sagte eine Stimme.
„Ich möchte mit Trevor sprechen“, sagte ich.
„Am Apparat.“
„Hier spricht Hunter.“
„Ja?“
„Ihr Wunsch ging in Erfüllung, Trevor. Eklund ist tot. Youngs Tod ist also gerächt.“
Ich hörte leises Keuchen. „Ich danke Ihnen, Hunter. Ich danke Ihnen.“
Ich legte auf, trat aus der Telefonzelle, hielt ein Taxi an und ließ mich nach London bringen. Ich wollte einige Tage in London untertauchen und dann in die Schweiz fliegen, wo ich ein Konto hatte. Es war warm im Wagen, und nach wenigen Minuten schlief ich ein. Ich ließ mich in einem Hotel in der Oxford Street absetzen. Am nächsten Tag kaufte ich mir neue Kleider und buchte einen Flug nach Zürich. Dann nahm ich mir die Zeitungen vor. Ich war rehabilitiert. Als Mörder wurde Jörg Eklund angegeben.
Ich verspürte den Wunsch, mit Coco zu sprechen, doch ich unterdrückte ihn. Niemand sollte etwas über meine Pläne erfahren. Auch Coco nicht.
Ich besorgte mir einen falschen Paß, und einige Stunden später verließ ich London. Die Maschine hob ab, und ich flog einer ungewissen Zukunft entgegen.
ENDE
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