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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Dämonen in Menschengestalt zu bekämpfen. Ich hatte einige recht gute Ergebnisse erzielt, aber es war mir noch nicht gelungen, die Schwarze Familie entscheidend zu treffen. Ich mußte das Oberhaupt, Asmodi, vernichten. Nur dann hatte ich die Chance, die Schwarze Familie zu entzweien und sie in ihrer Schlagkraft zu beeinträchtigen.
    Es wurde schon dunkel, als wir St. Albans erreichten. Der Taxifahrer verließ die Nationalstraße und verlangsamte die Geschwindigkeit.
    „Wo soll ich Sie absetzen, Sir?“ fragte er.
    „Vor dem Clock Tower in der High Street“, sagte ich.
    Zehn Minuten später hielt der Fahrer vor dem Glockenturm. Ich zahlte, stieg aus und wartete, bis das Taxi gewendet hatte, um zurück nach London zu fahren.
    St. Albans war ein verschlafenes Städtchen, an dem die Zeit spurlos vorbeigegangen war.
    Ich überlegte, ob ich mich in einem Hotel oder einer Pension einquartieren sollte, verwarf aber den Gedanken. Vorerst wollte ich mich mal um Jennifer Jennings kümmern.
    Ich ging nur wenige Minuten, bis ich das Fighting Cocks Inn erreichte. Eine Tafel neben dem Eingang verkündete stolz, daß es das älteste Gasthaus Englands war, was mich nur wenig beeindruckte. Es war ein uraltes Gebäude, das schon einige Male renoviert worden war und trotz allem wenig einladend aussah.
    Ich betrat die Schankstube und stellte mich an den Tresen. Der Barkeeper war ein junges Bürschchen mit Pickeln im Gesicht. Ich bestellte einen Scotch mit viel Eis und Wasser. Vorsichtig nippte ich an meinem Drink, gewann ihm aber wenig Geschmack ab. Wenn man Bourbon-Trinker ist, so wie ich, dann kommt einem auch der beste Scotch wie scheußlicher Fusel vor. Meine Geschmacksnerven rebellierten, doch mit Todesverachtung stürzte ich den Drink hinunter und bestellte noch einen.
    „Wollen Sie auch einen?“ fragte ich den pickeligen Jüngling.
    „Keinen Scotch“, sagte er. „Ein Gingerale?“
    Ich nickte. „Und mir geben Sie noch einen Scotch. Einen doppelten.“
    Er nickte, stellte den doppelten Scotch vor mich und nahm sich ein Gingerale. Unwillkürlich preßte ich die Lippen zusammen. Leute, die Gingerale trinken, waren mir schon immer suspekt gewesen. Ich zahlte und gab dem Gingerale-Jüngling ein viel zu hohes Trinkgeld. Sein häßliches Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte.
    „Wie komme ich zu Jennifer Jennings?“ fragte ich ihn.
    Er stützte sich mit beiden Händen auf die Bar auf.
    „Das ist ganz einfach, Sir“, sagte er mit quakender Stimme. „Sie nehmen die Straße rechts neben dem Glockenturm. Sie führt direkt zum Anwesen von Miß Jennings.“
    „Danke“, sagte ich.
    Der Anblick des Gingerales verursachte mir Magendrücken.
    „Sie sind wohl zu ihrer Party eingeladen, was?“
    Ich nickte grimmig. Wenn ich etwas haßte, dann waren es plumpe Vertraulichkeiten von Barkeepern.
    „Sie ist eine wunderschöne Frau“, schwärmte der Barkeeper.
    Sein häßliches Gesicht verzerrte sich wieder, und seine Augen bekamen einen sehnsüchtigen Ausdruck. Wahrscheinlich stellte er sich vor, wie er mit Miß Jennings ins Bettchen hüpfte.
    „Ja“, sagte ich knapp.
    „Sie kommt gelegentlich zu uns“, fuhr er fort.
    „So?“ ich zog überrascht die linke Braue hoch.
    „Ja“, sagte er und beugte sich noch mehr vor.
    Ich wandte mich schaudernd ab. Der Gingeralegeruch war zu stark.
    „Sie ist sehr freundlich. Eine echte Dame.“
    „Hm“. Ich griff nach meinem Glas und kippte heldenmütig den Scotch hinunter.
    „Kennen Sie Miß Jennings schon lange, Sir?“
    „Einige Zeit“, sagte ich lässig. „Hat sie noch immer die Wölfe?“
    „Ja“, sagte der Jüngling. „Es sollen mehr als zwanzig sein. Sie laufen frei in ihrem Garten herum. Haben Sie vielleicht auch etwas mit Tieren zu tun, Sir?“
    Ich nickte mit ernster Miene. „Ja. Deshalb will ich ja mit Miß Jennings sprechen.“
    „Da haben Sie sich aber heute keinen guten Tag ausgesucht, Sir“, sagte er. „Sie gibt eine große Party.“
    „Ich will ihr ein paar Wölfe abkaufen.“
    Der Barkeeper schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, daß Sie da viel Erfolg haben werden, Sir. Sie trennt sich nicht von ihren Wölfen.“
    „Ich kann es ja probieren.“ Ich schob das leere Glas über die Theke und richtete mich auf. „Wiedersehen“, sagte ich und verließ das Lokal.
    Die Straßenbeleuchtung war eingeschaltet. Ich schlenderte zum Glockenturm, steckte eine Zigarette an und sah die Auslagen der umliegenden Geschäfte. Es war

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