0710 - Hetzt den Drachen!
habt, die schon beim Anschauen das Zeitliche segnen, beziehungsweise seitenweise auseinander bröseln. Im Moment gibt es von diesen Geräten nur zwei weltweit. Seid also vorsichtig damit.«
Sprachs, hatte das Gerät installiert, die Software angepasst, ein Testbuch eingescannt und war wieder von dannen gezogen.
Da Nicole nicht nur Zamorras Kampfgefährtin und Geliebte war, sondern nebenbei auch noch seine Sekretärin, blieben solche Dinge naturgemäß an ihr hängen. Manchmal klemmte sich inzwischen auch Rhett an einen der Computer, um sie zu unterstützen.
Für ihn war es kein Problem gewesen, die Arbeitsweise des neuen Gerätes und der Software zu verstehen.
Nicole erhob sich und reckte sich.
Nach dieser Sitzorgie benötigte sie Bewegung. Deshalb hatte sie auch diesen Ruf ausgesandt. Der galt nämlich Zamorra, der sich im »Zauberzimmer« befand, um mal wieder über ein paar Pülverchen und Wässerchen zu grübeln, die man gegen Schwarzblütige verwenden konnte, oder die bei Zaubersprüchen Anwendung fanden.
Auch das durften sie keineswegs vernachlässigen. Sie besaßen zwar noch die EBlaster und das Amulett, aber beides hatte manchmal den Nachteil, im entscheidenden Moment leer geschossen zu sein oder sich einfach abzuschalten.
Warum sie aber auf Rundruf geschaltet hatte, und Zamorra nicht direkt im »Zauberzimmer« angerufen hatte, wusste Nicole nicht. Es war einfach eine Eingebung gewesen.
Als Folterkeller bezeichnete sie den Fitnessraum, in dem sich jeder Bewohner des Châteaus austoben konnte. Nicole war sich nicht sicher, aber sie vermutete fast, dass selbst William den Fitnessraum mehr oder minder regelmäßig benutzte.
Acht Minuten später fand sie sich im Folterkeller ein.
Auf ihren schwarzen Kampfanzug hatte sie verzichtet, statt dessen trug sie einen Hakama, den Anzug eines Aikidomeisters. Dämonen und Besessene gehörten oft genug zu ihren Gegnern, und die ließen sich auch nicht mit hohlen Worten zum Aufgeben zwingen.
Nicole absolvierte ein paar Lockerungsübungen, dann kniete sie sich hin und konzentrierte sich.
Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Kurze Zeit später kniete Zamorra neben ihr.
Auch er trug seinen Hakama. So wie sie es vorher verabredet hatten.
»Wollen wir anfangen?«, fragte er.
»Natürlich«, sagte sie, griff nach seiner Hand, drehte sie, packte seinen Anzug und hebelte ihn über sich hinweg. Dann sprang sie auf.
Zamorra landete auf der Matte, rollte sich ab, sprang wieder auf.
»Du wirst alt, mein Lieber«, sagte Nicole grinsend.
»Na warte«, grummelte er, machte einen Ausfallschritt, bekam Nicoles linkes Handgelenk zu fassen, drehte es, machte einen Sidestep und drückte sie gegen die Matte.
»Touche«, grinste er und versuchte, ihr mit einer galanten Bewegung beim Aufstehen zu helfen. Natürlich konnte Nicole der Versuchung nicht widerstehen, ihn erneut auf die Matte zu legen, doch Zamorra war diesmal gewappnet. Er konterte ihren Angriff und erneut klatschte seine Gefährtin auf die harte Matte.
»Uff!«, entfuhr es ihr, als ihre Lungen durch den Aufprall zusammengepresst wurden, und sie blieb reglos liegen.
Besorgt beugte Zamorra sich über sie, und noch ehe er sich versah, hatte sie ihn auf den Rücken geworfen und sich rittlings auf ihn gesetzt.
»Reingelegt«, hauchte sie ihm ins Ohr, dann begann sie daran zu knabbern.
»Ich habe gedacht, wir wollen üben?«
»Tun wir doch auch. Wir üben Wie vernasche ich meinen Partner ohne dass er genug von mir bekommen kann!«, flüsterte Nicole in sein Ohr.
»Darf ich mitmachen?«, fragte eine Stimme.
Trotz des schnelleren Herzschlags, dem Rauschen des Blutes in den Ohren und des schnelleren Atmens registrierten Nicole und Zamorra sofort, dass ihnen diese Stimme unbekannt war.
Synchron ruckten ihre Köpfe zum Sprecher herum.
Der Sprecher war eine Frau, eindeutig. Und eben so eindeutig war diese Frau nackt.
Eine nackte Unbekannte im Château Montagne.
***
Seltsames geschah, während Mawra dem Kabel folgte.
Sie bewegte sich durch einen in den Felsen gehauenen Gang. Vor ihr war immer tiefste Dunkelheit, und trotzdem flammte ein Licht auf, wenn sie diese Stelle erreicht hatte. Am Anfang war sie darüber erschrocken, hatte minutenlang gezögert und auf eine Gefahr gelauscht, doch es war nichts geschehen. Dafür war das Licht wieder ausgegangen. Als sie sich aber wieder bewegte, flammte es erneut auf. Und immer, wenn sie sich mehrere Schritte weiter in den Gang hinein bewegte, erlosch hinter ihr das Licht,
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