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0710 - Raumschiff in Fesseln

Titel: 0710 - Raumschiff in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Interkoms hatte sich erhellt. Diese Schaltung war über die Alarmleitung von der Zentrale ausgelöst worden - ein höchst ungewöhnlicher Vorfall.
    Eine Sekunde später brach im Schiff die Hölle los.
    Von allen Richtungen aus begannen Sirenen zu heulen. Das wimmernde, qualvolle Geräusch riß die Frauen und Männer aus dem Schlaf. Dazwischen ertönte das blökende Knarren der Summer. Schotte krachten zu. Schritte waren auf den breiten Korridoren zu hören. Überall gab es Stimmen. Langsam stand Joscan auf, blickte zwischen dem Bildschirm und dem geschlossenen Schott hin und her. Noch immer kam kein Ton aus dem integrierten Lautsprecher.
    Mit zwei schnellen Schritten war Hellmut am Schott, packte den Hebel und riß die Platte auf.
    „Was ist los?" schrie er in den Lärm hinaus. Lachende Besatzungsmitglieder rannten an ihm vorbei in die Richtung des Schiffszentrums.
    Niemand antwortete ihm.
     
    *
     
    Der Lautsprecher hinter ihm pfiff übersteuert auf. Dann erschien das Bild Rhodans auf dem Schirm. Als der scharfe Pfeifton ausgeblendet wurde, sagte Rhodan laut und deutlich: „Meine Freunde! Der Augenblick, den wir alle fast vier Jahrzehnte lang mit allen Fasern herbeigesehnt haben, ist mit Sicherheit gekommen. Unser SPARTAC hat die Heimatgalaxis entdeckt."
    Rhodan sprach noch einige Worte, aber die Zentrale, von der aus die Sendung gestartet wurde, verwandelte sich in ein Tollhaus. Besatzungsmitglieder stürmten den Raum und begannen wild durcheinanderzuschreien. Der Lärm von Hunderten Stimmen übertönte Rhodan. Er begann breit zu lachen und drehte sich herum. Zu dem Linsensatz des Aufnahmegeräts hin machte er eine halb resignierende, halb belustigte Handbewegung.
    „Das kann nicht wahr sein!" flüsterte Joscan überrascht. Es hatte ihn zu plötzlich getroffen.
    Rhodan machte nicht mehr den Versuch, weiterzusprechen. In einigen Stunden würde über die Kommunikationsanlage des Schiffes die gesamte Dokumentation erfolgen; im Augenblick löste sich die Spannung von vier Jahrzehnten einer mühsamen Suche in einem Freudentaumel auf.
    Joscan verließ seine Kabine.
    Sein erster Weg führte ihn in die kybernetische Abteilung des Schiffes. Er brauchte Ruhe und die beruhigende Gegenwart seiner beiden Roboter. Manchmal glaubte er zu wissen, daß er im Begriff war, die Maschinen zu vermenschlichen.
    Der Jubel rund um ihn schien ihn nicht zu berühren. Aber dies war unrichtig; seine Freude ging ohne dramatische Äußerungen vor sich.
     
    *
     
    Über die jubelnde Menge hinweg betrachtete Rhodan den riesigen Bildschirm. Perry hielt ein halbgeleertes Sektglas in der Hand und hatte Mühe, seine Aufregung und seine uneingeschränkte Freude ein wenig zu unterdrücken.
    Achtunddreißig Jahre! dachte er halb verzweifelt. Endlich wissen wir, wo wir sind!
    Auf dem Bildschirm stand deutlich und klar die Formation eines Kugelsternhaufens von ziemlich genau dreieinhalbtausend Sonnen. Eine selbständige kleine Galaxis inmitten des gewaltigen, unermeßlich ereignislosen leeren Raumes zwischen den Milchstraßen. Aber Rhodan wußte, daß auch dieses nur scheinbar leblose und leere Medium sein eigenes Leben, seine eigenen, unverwechselbaren Charakteristika hatte. Auch dies war ein Universum.
    „Das also ist Balayndagar!" sagte der Chef der Astrogationszentrale. „Die Bezeichnung wenigstens stellt einen nicht unwesentlichen Bezug zu unserem Ziel her, Sir!"
    „Richtig!" murmelte Rhodan. „Sehr richtig."
    Einige Minuten, nachdem sämtliche Beobachtungsdaten und Informationen zum drittenmal, jedesmal mit einer anderen Fragestellung, durch die Rechner gelaufen waren, hatte einer der Semantiker diesen Namen ausgesprochen. Der Mann war auf einem Kolonialplaneten geboren worden, und das Wort gehörte zu der eigenständig gewordenen Sprache dieser Welt.
    Sinngemäß bedeutete der Begriff „einsamer Kleiner", und genauso wirkte die winzige Galaxis vor dem Hintergrund der vierhunderttausend Lichtjahre fernen Großgalaxis.
    Rhodan sagte lachend: „Der ,einsame Kleine' hier ist ebenso einsam wie unser Schiff.
    Und ich fühle mich im Augenblick ebenso wie der Atäos der griechischen Sage."
    „Ich verstehe es. Sehr gut sogar!" erklärte der Navigator.
    Immer wieder gingen ihre Blicke zu dem Kugelsternhaufen vor der großartigen Galaxis, die einen effektvollen Hintergrund bildete. Dieses Bild war keineswegs identisch mit dem ersehnten Ziel, aber es war Teil des Zielgebiets. Von hier aus konnte der Bordrechner das Schiff allein an den genauen

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