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0711 - Die Nacht der Wölfe

0711 - Die Nacht der Wölfe

Titel: 0711 - Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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spürte, dass die Gedanken seines Untergebenen bereits bei der Schlacht waren. Er machte ihm keinen Vorwurf. In seiner Situation hätte er nicht anders reagiert.
    »Wir sehen uns vor Sonnenaufgang«, sagte er.
    Dann wandte er sich von den Kriegern ab und lief der Straße entgegen. Hinter ihm ertönte das Kampfgeschrei der Tulis-Yon.
    Jorge verschwendete keine Sekunde.
    Er befahl den Angriff.
    ***
    Yellowfeather überquerte die Straße. Vorsichtig sah er sich nach allen Seiten um, dann betrat er die Bar. Wie die meisten Einwohner von Dusty Heaven schloss auch Hank nie die Türen ab.
    Das Innere der Bar hatte er notdürftig mit einigen Petroleumlampen erhellt, die auf der langen Theke standen. Yellowfeather nahm sich eine davon und ging durch den Raum auf eine Tür zu, die mit dem Hinweis Keep Out versehen war.
    Er ignorierte das Verbot und trat ein. Das Zimmer, in das er gelangte, diente als Lager für die Bar. Kartons mit Chips und Erdnüsse stapelten sich an den Wänden, Ersatzgläser standen in den Regalen.
    Zufällig streifte das Licht der Petroleumlampe einen der Kartons so, dass Yellowfeather das eingestanzte Verfallsdatum erkennen konnte.
    08/99
    Er schüttelte sich, als er daran dachte, wie oft er schon beim Billardspielen herzhaft zu den Erdnüssen gegriffen hatte.
    Yellowfeather öffnete eine zweite Tür, hinter der eine Treppe nach unten führte. Er hatte den Fuß gerade auf die erste Stufe gesetzt, als ein langanhaltendes Heulen ihn zusammenzucken ließ. Es schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen.
    Er schluckte.
    Für einen Moment dachte er darüber nach, die Bar sofort wieder zu verlassen, aber der Generator war nur noch wenige Stufen entfernt. Schon von hier aus konnte er den roten Schriftzug erkennen.
    Entschlossen brachte er die letzten Stufen hinter sich und packte den Generator an einem Griff.
    »Shit«, murmelte er. Das Gerät war so schwer, dass er es nicht mit einer Hand tragen konnte. Er klemmte sich den Bügel der Petroleumlampe zwischen die Zähne und stemmte den Generator hoch. Die Lampe schlug gegen seine Brust, die erhitzte Luft, die aus den Löchern des Metalldeckels emporstieg, brachte seine Augen zum Tränen.
    Das geht so nicht, dachte er und verfluchte Hank, der auf seine Frage nach dem Gewicht nur »Hab ihn, seit der Kundenservice ihn geliefert hat, noch nicht hochgehoben. Kann aber nicht so schwer sein« geantwortet hatte.
    Er stellte den Generator und die Petroleumlampe wieder ab und lehnte sich gegen die Wand. Vage erinnerte er sich daran, eine Sackkarre hinter der Theke gesehen zu haben. Damit war der Transport ein Kinderspiel.
    Yellowfeather überwand die Treppe mit drei Sprüngen und stieß die Tür zum Lager auf.
    Ein lautes Klirren, Poltern.
    Er presste sich gegen die Wand und hörte Schritte, die aus der Bar zu kommen schienen. Weitere Geräusche mischten sich hinein. Knurren, Heulen und Reißen. Das Knarren von Türen, die aufgerissen wurden, das Bersten von Fensterscheiben.
    Yellowfeather unterdrückte ein Zittern, als ihm klar wurde, dass die Tulis-Yon die Stadt erreicht hatten.
    Er dachte an die Möglichkeiten, die er jetzt hatte. Auf die Straße konnte er sich nicht wagen, zumindest nicht durch den Vordereingang. Den Generator konnte er auch abschreiben. Das Fenster im Lager war zwar breit genug, aber ohne Sackkarre war dahinter Endstation. Andererseits konnte er sich im Keller verstecken und darauf hoffen, dass die Tulis-Yon ihn nicht entdeckten. Aber wenn sie es doch taten, saß er in der Falle.
    In der Bar zerbrachen Flaschen, dann näherten sich Schritte, blieben stehen.
    Er hielt den Atem an. Vor dem Lager knurrte etwas, dann flog die Tür ihm mit einem lauten Krachen entgegen.
    Yellowfeather warf die Lampe.
    ***
    Jorge von den Tulis-Yon lief an der Spitze seiner Krieger in die Stadt. Die einzige Straße lag dunkel und verlassen vor ihnen.
    »Durchsucht die Häuser!«, brüllte er und trat eine Tür ein. Er stürmte in den schmalen Flur, riss einige Bilder von den Wänden und atmete den warmen menschlichen Geruch ein. Die Bewohner mussten noch vor kurzer Zeit hier gewesen sein, hatten aber das Haus verlassen.
    Er ging hinaus auf die Straße. Die frisch Verwandelten schienen Amok zu laufen. Mit der Zerstörungswut eines Tornados fegten sie durch die Häuser. Sie traten Türen und Fenster ein, zerrissen Kleidung, zerrten Gegenstände aus den wenigen Schaufenstern und zertrampelten sie auf dem Asphalt.
    Es war, als wären sie so voller Hass auf ihre frühere

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