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0713 - Roboter lügen nicht

Titel: 0713 - Roboter lügen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in der Strategie der Kelosker gegenüber der SOL eine wichtige Rolle. Aber man wußte nicht, welches die Strategie der Kelosker war, und noch viel weniger, welche Funktion das verschwundene Gadget versah. Überall gab es nur Fragen, Fragen... und nirgendwo auch nur eine einzige Antwort. SENECA, wenn er angesprochen wurde, antwortete er so freundlich und zielbewußt, wie man es von ihm gewöhnt war.
    Aber auch er wußte nichts. Schlimmer noch: Seine Kombinatorik versagte völlig, wenn es darum ging, verschiedene Deutungsmöglichkeiten der keloskischen Strategie zu ermitteln.
    Wahrscheinlich, dachte Deighton, sagt SENECA uns die Unwahrheit. Er muß zumindest eine Ahnung haben, worum es den Keloskern gehen könnte. Es ist bekannt, daß sie die SOL für sich haben wollen, um damit ins Weltall hinauszufliegen und ihre Ideologie von der Allgewalt ihrer Denkweise überall zu verbreiten.
    Aber was genau haben sie vor? Wie wollen sie uns dazu bewegen, die SOL aufzugeben?
    Er ertappte sich dabei, wie er mit Bitterkeit über SENECA nachdachte. SENECA war mehr als nur eine Maschine. Die riesigen Mengen an Plasma von der Hundertsonnenwelt gaben ihm so etwas wie den Status einer Persönlichkeit. Er war von Anfang an mehr Gefährte als Werkzeug gewesen, ein loyales Geschöpf, das die eigene Intelligenz nicht dazu mißbrauchte, Konflikte mit anderen heraufzubeschwören. Erst vor kurzem hatte sich, so meinte Deighton, die Lage geändert, erst seit der Landung auf Last Stop.
    SENECA war aufsässig geworden. Und je aufsässiger er wurde, um so mehr erschien er als Persönlichkeit, als ein persönlicher Gegner, den man hassen und über den man bitter sein konnte. Dabei kam dem Rechner zustatten, daß man ihm schon bei seinem Entwurf - in der Gewißheit, er werde immer ein treuer Gefährte sein - ein hohes Maß an Selbstbestimmungsrecht zugestanden hatte, mehr als je einem anderen Hybridrechner zuvor. SENECA konnte zum Beispiel von außen her nicht abgeschaltet werden, es sei denn, es lägen deutliche Anzeichen dafür vor, daß der Plasmabestandteil dem Wahnsinn verfallen war. SENECAS Energieversorgung war autark und befand sich im Innern der Riesenkugel, die auch den Rechner selbst beherbergte. Auf der anderen Seite hatte SENECA selbst darüber zu bestimmen, wann ihm Gefahr drohte, und konnte dann entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Allerdings hatte man dafür gesorgt, daß der Rechner Personen, die einem bestimmten Kreis angehörten, niemals als Feinde betrachten konnte, es sei denn - und hier erwies sich das Prinzip der Gleichberechtigung, das in den Design des Rechners eingegangen war - es lägen deutliche Anzeichen dafür vor, daß diese Personen wahnsinnig geworden waren.
    Der Weg zur Beseitigung der Schwierigkeiten, daran bestand kein Zweifel, führte über SENECA selbst. Bevor man sich an die Lösung des keloskischen Problems machte, mußte man erfahren haben, was es war, das den Rechner zu seinem merkwürdigen Verhalten veranlaßte. Und das, erkannte Galbraith Deighton klar, war alles andere als eine angenehme Aufgabe.
    So weit war er in seinen Gedanken gekommen, als ein Summer ertönte. In seinem Privatquartier pflegte Deighton sich nicht mit Adjutanten und Ordonnanzen zu umgeben. Er ging selbst, um nachzusehen, wer ihn da zu so ungewöhnlicher Stunde besuchen komme. Das Bildgerät, das den Eingang überwachte, zeigte einen mittelgroßen, drahtigen jungen Mann mit dichtgelocktem, tiefschwarzem Haar, der aufmerksam in die Kamera sah, als wisse er genau, daß er in diesem Augenblick beobachtet wurde.
    Deighton öffnete das Schott.
    „Kommen Sie herein, Hellmut!" rief er dem Besucher zu.
    Joscan Hellmut, Betreuer des Roboterpärchens Romeo und Julia, trat ein. Wie immer wirkte er verschlossen und zurückhaltend.
    „Ihr Anliegen muß wichtig sein", bemerkte Deighton, auf die Uhrzeit anspielend.
    „Das ist es, Sir", bestätigte Joscan Hellmut ernst. „Ich bin gekommen, um ein Geständnis zu machen."
     
    5.
     
    Das Ereignis, von dem Joscan Hellmut Kenntnis besaß, hatte vor dreieinhalb Wochen stattgefunden, also unmittelbar nach der Landung des Raumschiffs auf Last Stop. In ein paar Worten ließ sich beschreiben, was damals stattgefunden hatte. Bei einer Durchsuchung der Umgebung des Landeplatzes waren Romeo und Julia auf ein keloskisches Gadget gestoßen. Sie hatten das fremdartige Gerät sofort und so gründlich vernichtet, daß keine Spur mehr davon übrigblieb. Joscan Hellmut war Zeuge dieses Vorgangs gewesen. Er hatte

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