0714 - Attacke der Doppelgänger
Doppelgängern von den Regenbogenblumen wissen konnte, fand aber keine Antwort. Die beiden Männer, die ihn jetzt abwartend musterten, gehörten möglicherweise zu einem Geheimdienst oder einer anderen mächtigen Organisation.
Vielleicht war das aber auch nur der Eindruck, den sie erwecken wollten. Zumindest war er sicher, dass sie nicht zu Zamorra gehörten, denn dessen Leute hätten ihn einfach umgebracht und selbst die Wohnung belegt.
Solange ich nicht für Zamorra arbeiten soll, ist mir egal, wer dahintersteckt, dachte er, ohne das so richtig zu glauben.
Er hob den Kopf. »Einverstanden.«
Die beiden Männer nickten knapp. Der eine ging bereits zur Wohnungstür, der andere legte eine Visitenkarte auf den Tisch, die abgesehen von einer klein gedruckten Telefonnummer völlig leer war.
»Diese Nummer rufen Sie im Bedarfsfall an. Es steht Tag und Nacht jemand bereit, um Ihre Meldung entgegenzunehmen. Ich muss wohl nicht betonen, dass Sie mit niemandem über Ihre Aufgabe reden dürfen.«
»Schon klar«, sagte Yves, der die beiden jetzt definitiv einem Geheimdienst zuordnete, und schloss die Tür hinter ihnen. Dann griff er nach einem Stuhl, stellte ihn an der Hintertür ab und setzte sich.
Ich bewache doch nur ein paar Blumen, beruhigte er sein schlechtes Gewissen. Was soll schon passieren?
***
Gegenwart
Es kann soviel passieren, dachte Nicole besorgt. Die Spiegelwelt war nicht nur wegen ihrer Doppelgänger gefährlich, sondern vor allem, weil sie sich dort nicht auskannten. Es gab keine Ressourcen, auf die sie bei Schwierigkeiten zurückgreifen konnten, keinen Ort, der ihnen sicher erschien. In dieser Welt waren sic Gejagte, die sich nur aufeinander verlassen konnten. Solange sie zusammen waren…
Nicole sah zum dritten Mal innerhalb von fünf Minuten auf die Uhr. Sie hatte sich vorgenommen, Zamorra zwei Stunden Zeit zu geben, bevor sie ihm in die Spiegelwelt folgte, aber je länger sie darüber nachdachte, desto weniger sinnvoll erschien ihr der Plan. Schließlich konnte sie allein nicht mehr gegen einen potentiellen Gegner ausrichten als Zamorra, und wenn der tatsächlich in eine Falle geraten war, hatten ihm seine Fähigkeiten nicht geholfen.
Also würde ich ebenfalls scheitern, erkannte Nicole. Es macht keinen Sinn, allein in die Spiegelwelt zu gehen.
Der Gedanke gab den Ausschlag. Sie trat zwischen die Regenbogenblumen, konzentrierte sich einen Moment und öffnete die Augen in einem anderen Keller einige hundert Kilometer entfernt.
Es war still in dem großen Gewölbe. Nicole verließ die Blumen und warf einen kurzen Blick auf eine offenstehende Tür und das Arsenal, das sich dahinter erstreckte. Einige Hornissen, die kleinen und wendigen Fluggeräte der DYNASTIE DER EWIGEN, standen seit Jahrhunderten startbereit darin. Leere silbergraue Uniformen und Schutzanzüge hingen schlaff an den Wänden. Die verspiegelten Helme saßen riesenhaft auf ihren Schultern, wirkten wie grotesk überdimensionale Köpfe auf skelettierten Körpern.
Nicole wandte sich ab und verließ den Keller. Sie hoffte, dass Ted Ewigk, dem diese Villa in der Nähe von Rom gehörte, zu Hause war. Der Reporter und ehemalige ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN war zwar seit einigen Jahren nicht mehr auf seinen Beruf angewiesen, fand aber immer noch Stories, die ihn interessierten und denen er auf der ganzen Welt nachging.
Immerhin, vor zwei Tagen erst waren sie alle von der Stützpunktwelt der Meeghs zurückgekehrt, somit bestand die Hoffnung, dass Ted nicht gleich wieder auf Reisen gegangen war.
»Ted?«, rief Nicole und schloss die Kellertür hinter sich. Sie blinzelte in das helle Sonnenlicht, das in den Gang fiel.
»Ted? Carlotta? Jemand zu Hause?«
Sie hörte Geräusche aus der oberen Etage, eine sich öffnende Tür, dumpfe Schritte, dann stand Ted Ewigk barfuß und in Boxershorts am oberen Treppenabsatz. Er hatte offensichtlich geschlafen, denn seine halblangen blonden Haare standen wirr vom Kopf ab. In einer Hand hielt er einen Dhyarra-Kristall.
Nicole trat erleichtert aus den Schatten.
»Ich hatte schon befürchtet, du wärst nicht da«, sagte sie.
Ted hob überrascht und fast schon ein wenig erschrocken den Kristall.
»Was…«, begann er, aber Nicole ließ ihn nicht ausreden.
»Es gibt vielleicht ein Problem. Zamorra ist allein in die Spiegelwelt gereist und ich befürchte, dass er in eine Falle geraten könnte. Mit ein wenig Glück passiert das nicht, aber wenn doch…«
Sie hob die Schultern. »Hast du heute schon
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