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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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freute mich, daß ich es doch geschafft hatte.
    »Warum das alles…?«
    Es dauerte, bis sie mir eine Antwort gab. »Warum, John Sinclair? Weil ich es muß, weil man es mir befiehlt. Wenn du kannst, dann schau zum Himmel. Dort siehst du den wunderbaren Vollmond, dem ich verpflichtet bin. Er gibt mir die Kraft, er ist mein Freund, er ist mein Beschützer. Der Mond ist einfach wundervoll, John. Schon immer habe ich ihn geliebt, ich wußte, daß mein Schicksal sehr eng mit ihm verknüpft ist.«
    Ich hatte Mühe, die nächste Frage zu formulieren. »Wie ist es möglich, daß dir der Mond die Kraft gibt. Bist du ein Vampir, ein Werwolf?«
    Sie mußte über meine Vermutung lachen. »Nein, das bin ich nicht, mein Lieber, aber ich sehe mich als Kind des Mondes an, denn er gibt mir etwas, das du nicht begreifen kannst. Es ist die Erneuerung, die ich jeden Monat bekomme. Erst saugt er mich aus, dann werde ich ihm dienen und danach bin ich wieder eine andere.«
    Sie hatte in Rätseln gesprochen. Ich kam da nicht mit, wollte zwar nachfragen, stellte aber fest, daß es mir zuviel Mühe bereitete und ließ es deshalb bleiben.
    Ich schaute sie nur an.
    Selma hatte sich wieder aufgerichtet. Sie strich durch ihr Haar, dann zeichneten die Handflächen die Linien ihres Körpers nach, als wollte sie sich auf einen Strip vorbereiten. Mit einer grazilen Bewegung schwang sie zur Seite, streckte sich und ging auf leisen Sohlen dem Fenster entgegen, durch dessen Scheibe der Mond schien.
    Selma drehte mir dabei den Rücken zu. Sie tat es ohne jede Scheu, weil sie sich auf ihr verdammtes Gift verließ, das sie mir in das Getränk gekippt hatte.
    Wenn ich auf ihren Rücken schaute, dann kam sie mir vor wie eine hochgewachsene feenhafte Erscheinung, die ihre verzauberte Märchenwelt verlassen und die Realität betreten hatte. Doch das Feenhafte war nur rein äußerlich. In ihrem Innern war sie kalt, brutal und grausam. Sie schaute auch weiterhin in den Garten hinein und fing an, mit mir zu sprechen. Dabei sagte sie Worte, die wie ein Geständnis klangen.
    »Der Friedhof, der Tod und der Mond, diese drei Dinge gehören zusammen. Sie sind sehr wichtig für mich, wobei der Mond an erster Stelle steht. Um sein Vertrauen immer wieder von neuem zu gewinnen, bin ich gezwungen, ihm Opfer zu bringen, verstehst du?«
    »Nein!« lautete meine schwache Antwort.
    Selma Scott schüttelte den Kopf. »Ich hatte mehr von dir erwartet, Geisterjäger.«
    »Viele täuschen sich in mir, denn ich bin auch nur ein Mensch und kein Überfliegen«
    »Nun ja, wie dem auch sei. Daß der Mond so zu mir steht, hat seine Gründe. Ich bin fest davon überzeugt, daß ich von ihm abstamme, daß er mich am Leben hält, und man bekommt keine Leistung ohne eine entsprechende Gegenleistung.«
    »Das ist mir bekannt.«
    »Gut, dann wirst du mich ja begreifen. Ich muß Gegenleistungen bringen, damit der Mond auch weiterhin auf meiner Seite steht und mir meine Existenz garantiert. Ich muß Opfer bringen. Ich muß gewisse Taten im Licht des Vollmondes begehen.«
    »Morde?« fragte ich.
    »Du siehst also, ich sehe es anders. Ja, es werden Menschen getötet, ihr Blut muß fließen. Es ist Saft, ihr Leben, das für eine Veränderung sorgen wird.«
    »Ein Mord ist durch nichts zu rechtfertigen«, sagte ich mit schwach klingender Stimme.
    Selma Scott lachte gegen die Scheibe. »Ich weiß, daß du so denkst, John Sinclair. Ich habe oft genug mit Hyram über dich gesprochen, aber ich denke anders darüber, denn der Tod garantiert mein Leben, meine Existenz. Würde ich es nicht tun, gäbe es mich nicht mehr.«
    Ich sah zwar nicht klar, aber ich kam allmählich dahinter, auch wenn sich in meinem Kopf etwas ausgebreitet hatte, das sich anfühlte wie Pudding.
    »Und dein Mann?« flüsterte ich. »Er war nicht so wie du. Ich kannte ihn, er war…«
    »Ein Idiot, pardon, wenn ich das so sage. Er war ein Wissenschaftler, der sich durch mich noch einmal so etwas wie Jugend ins Haus holen wollte, obwohl dies relativ ist und ich ebenfalls nicht mehr die Jüngste bin. Für ihn war ich es, für ihn war ich das Leben, für ihn war ich der Sonnenschein, die Triebfeder, die den Motor in Bewegung hielt, der ihm sein Leben garantierte.«
    »Warum hast du ihn geheiratet?«
    Sie breitete die Arme aus und streckte sich. »Ich ihn geheiratet, John? Nein, es war umgekehrt. Er hat mich geheiratet, verstehst du das? Er hat mich geholt.«
    »Und du warst einverstanden?«
    »Natürlich. Hätte ich es besser haben

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