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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und hinter ihr fiel die Tür allmählich ins Schloß.
    Sie wollte weitergehen, aber Selma Scott versperrte ihr plötzlich den Weg. »Nein, Miß Slade, nicht hierher.«
    Harriet schüttelte den Kopf. »Wo… wo dann?«
    »Schauen Sie mal nach rechts, meine Liebe.« Während sie das sagte, ging sie vor und öffnete eine Tür.
    Dahinter lag ebenfalls eine Treppe. Sie führte in den Keller. Schon die dritte Stufe war nicht mehr zu sehen, weil sie in der wattigen Düsternis verschwand.
    »Dort?« keuchte die Besucherin.
    »Ja«, sagte Selma und drosch ihre flache Hand gegen den Rücken der Frau.
    Harriet kam sich vor wie ein Vogel. Sie flog nach vorn, die Arme gestreckt und ausgebreitet, die Augen weit geöffnet.
    Und dann schlug sie mit brutaler Wucht gegen die erste Stufenkante…
    ***
    Ich hatte die verfluchte Antwort der Frau gehört, konnte sie einfach nicht fassen, und der Begriff Friedhof rotierte in meinem Kopf herum, ohne daß ich näher darüber nachdenken konnte, was er für mich persönlich zu bedeuten hatte.
    Es würde schlimm werden, das stand fest. Sehr schlimm sogar, aber meine Gehirnzellen machten nicht mehr mit. Ich bekam keine Folge in meine Gedanken, da war einfach nur der Begriff Friedhof, mehr nicht, und das machte mich verrückt.
    Ich lag im Sessel, denn bei dieser Haltung konnte man von einem Sitzen nicht mehr sprechen. Die Augen hielt ich weit offen, spürte das Brennen darin, als wäre Säure hineingeschüttet worden und glaubte daran, allmählich abzutauchen.
    Ich saß und schwebte zugleich.
    Es war nicht mehr zu fassen. Ich taumelte weg, ich drehte mich, ich hatte den Eindruck, alles zu verlieren, was mir bisher wichtig gewesen war, und die Gestalt vor mir lachte mich leise aus.
    Leise und hämisch…
    Ich rang nach Luft. Die Gestalt der Selma Scott schwankte. Irgend etwas war mit meinem Blickfeld nicht in Ordnung. Es war ebenso angeschlagen wie meine Glieder.
    Auch wenn ich es gewollt hätte, aus dem Sessel wäre ich nicht mehr hochgekommen. Ich war dieser Person in die Falle gegangen und dachte daran, daß sich Männer in all den Jahrhunderten schon so oft in den Fallstricken der Frauen verirrt hatten.
    Mir erging es da nicht anders.
    Sie stand noch immer da, trank selbst, lachte leise und böse auf, dann stellte sie ihr Glas ab und ging dicht vor mir in die Knie.
    »Hast du gehört, John, was ich dir sagte? Hast du es genau gehört?«
    »Ja, ich..«
    »Ich wiederhole mich gern. Ich habe von diesem Friedhof gesprochen, auf den ich dich bringen werde. Es ist der Friedhof, den du kennst, ein wunderschöner Ort. Es ist Vollmond, und ich bin deine Totengräberin, John Sinclair. Ja, ich werde die Totengräberin des großen Geisterjägers sein. Glaube nur- nicht, daß ich dich nicht schon kannte. Hyram hat oft von dir gesprochen, von seinem Studenten, der einen besonderen Weg eingeschlagen hat, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Geister, Dämonen und nichtmenschliche Wesen zu jagen. Eine sehr löbliche Aufgabe, wie ich finde, aber du hättest nicht meine Kreise stören dürfen. Nicht die Kreise der Totengräberin, das ist nicht nur gefährlich, sondern tödlich.«
    Trotz meines Zustands bekam ich jedes Wort mit. Allerdings mit einer gewissen Zeitverzögerung, als würde ich mit Australien telefonieren, doch den Sinn der Worte verstand ich genau.
    »Nun - verstanden?«
    »Ja, verdammt.«
    »Es war dein Fehler, mich zu stören. Ich habe meine Kreise gezogen, ich werde davon nicht abgehen, und ich bin die Frau, die dich endlich begraben wird.«
    Begraben wird…
    Die letzten beiden Worte hallten in meinem Kopf nach. Sie hätten mir den Angstschweiß aus den Poren treiben müssen, aber ich nahm sie irgendwie gelassen hin. Eigentlich schon zu gelassen, ein Zeichen dafür, daß mein eigener Wille ausgeschaltet worden war.
    Und sie lächelte.
    Ihr Gesicht zerfloß dabei. Es wurde für mich zu einer Gummimaske, die sich dann wieder zusammenzog, so daß der Mund sein normales Aussehen annahm.
    Ich tat nichts, was sie hätte irritieren können. Ich versuchte auch nicht, mich zu bewegen, sondern saß nach wie vor wie angeklebt in diesem großen Sessel.
    Selma legte beide Hände flach auf meine Knie. »Du bist jünger als mein ehemaliger Mann. Ich glaube, wir beide hätten gut zueinander gepaßt, John. Schade, daß es vorbei ist.«
    Bisher hatte nur sie gesprochen, das aber wollte ich ändern und versuchte, aus den Worten, die mir einfielen, einen Satz zu bilden. Ich sprach dabei sehr langsam und flüsternd,

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