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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Erde, er sah alles, er strömte Gefahr aus.
    Sie atmete tief durch. Nur nicht durchdrehen, hämmerte sie sich immer wieder ein. Bitte nicht durchdrehen, du hast es bisher geschafft, du wirst es auch weiterhin schaffen.
    Vor ihr lag der hintere Teil des Grundstücks. Sie schaute gegen die Fassade, sie sah in den verwilderten Garten, in dem auch Bäume wuchsen, die irgendwo zu klein geraten waren, als hätten sie sich nicht entscheiden können, ob sie nun weitermachen sollten oder nicht. Sie wirkten mehr wie ein düsteres Gehölz.
    Harriet Slade wartete.
    Plötzlich kam sie sich sehr einsam und allein vor. Keiner stand mehr zu ihr, das Haus mit dem Lichtflecken stieß sie ab, und sie erinnerte sich daran, daß es verdammt nicht einfach war, ein Held zu sein.
    Aber sie mußte es tun. Nur nicht abbrechen, immer weitergehen. Der Gefahr ins Auge sehen.
    Das Fauchen klang schlimm.
    Es war so plötzlich aufgeklungen, daß Harriet zusammenzuckte und auch einen leisen Schrei nicht unterdrücken konnte. Hastig preßte sie die Hand auf den Mund.
    Katzen fauchten. Katzen hatte sie nicht nur auf dem Friedhof gesehen, sondern auch hier im verwilderten Garten.
    Harriet drehte sich um.
    Sie sah ein Maul, daß sich öffnete, als wollte die Katze gähnen. Darüber schimmerten die Augen, für sie beinahe schon ein tödliches Funkeln, und ihr wurde klar, daß sie es nicht geschafft hatte, die Tiere zu verscheuchen. Sie waren noch da, sie hielten hier Wache, sie kontrollierten alles, sie waren die Wachtposten der Witwe.
    Harriet Slade drehte sich auf der Stelle, richtete den Blick zu Boden, wo sich die Schatten zusammenballten, als wollten sie Inseln bilden, wo eine in die andere überging.
    Lauerten sie da?
    Harriet hörte sie nicht.
    Aber stehenbleiben konnte sie auch nicht. Sie mußte weitergehen, sie hatte eine Mission zu erfüllen, denn sie war diejenige Person, die alles verändern konnte.
    Eine Retterin!
    Immer war sie belächelt worden, die Menschen im Ort tuschelten hinter ihrem Rücken. Sie nahmen sie nicht ernst, aber das alles sollte bald vorbei sein, wenn sie es geschafft hatte.
    Und so baute sie sich innerlich auf. Sie holte dabei tief Luft, sie kam sich vor wie jemand, der plötzlich an seiner Aufgabe wuchs, und sie ging weiter.
    Es mußte ihr einfach gelingen, die Anwesenheit der Katzen aus ihrem Hirn zu bannen.
    Die Füße durch das Gras. Es hörte sich an, als sollte das Leder abgewischt werden.
    Über ihr entstand eine Decke aus schmalen Ästen und noch schmaleren Zweigen. Zwei Bäume standen dicht beisammen.
    Sie bildeten so etwas wie ein starkes Netz, in dem an einer besonders starken Stelle ein dunkler Klumpen hockte, der aussah, als hätte man ihn dorthin geschleudert.
    Der Klumpen bewegte sich nicht. Aber in seinem oberen Drittel leuchteten zwei blaugrüne Punkte.
    Katzenaugen!
    Und dann bewegte sich der Klumpen.
    Nicht einmal ein leises Rascheln oder Knistern war zu hören, als er seinen geschmeidigen Körper nach vorn drückte, bis er eine bestimmte Position erreicht hatte.
    Er saß ziemlich weit vorn.
    Dann fiel er.
    Harriet merkte es, als es zu spät war. Da aber kam sie nicht mehr weg. Die Katze landete genau in ihrem Nacken, schlug die Vorderpfoten nach oben und krallte sich im Haar der Frau fest.
    Harriet Slade war dermaßen überrascht, daß sie nicht einmal schreien konnte. Aber die verdammten Krallen waren wie kleine Messer, denen ihr Haar keinen Widerstand hatte entgegensetzen können.
    Sie rissen die Kopfhaut an verschiedenen Stellen auf, so daß kleine Wunden entstanden.
    Vielleicht für drei, vier Sekunden hatte Harriet dieses schreckliche Erlebnis.
    Erst dann kam Bewegung in sie. Ihre. Arme schnellten in die Höhe, Finger wühlten sich in weiches Katzenfell. Sie griff so hart zu, wie sie konnte, hörte dieses wilde aggressive Fauchen, packte noch einmal nach und zerrte den Körper von ihrem Kopf.
    Daß dabei einige Haare herausgerissen wurden, störte sie in diesem Augenblick nicht. Sie wollte nur so rasch wie möglich das Vieh loswerden.
    Sie schrie und schleuderte es weg.
    Der Körper überschlug sich in der Luft. Er krachte in ein Gebüsch, dessen Zweige unter seinem Gewicht nachgaben und zerknickten. Es war einfach verrückt, sie wollte an die verfluchte Witwe heran und schlug sich mit deren Katzen herum.
    Das Tier war gereizt worden. Es überschlug sich fauchend und huschte dann davon.
    Für einen langen Augenblick blieb Harriet Slade stehen und holte tief Luft. Sie hatte die Hände gespreizt,

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