0716 - Vyrna, die Grausame
»entkommen kann ich ja sowieso nicht…«
»Seid ruhig!«, wies Zamorra seine Stiefel zurecht. Er bedeutete Mohammed und Renard, zurückzubleiben. Denn er hatte nun den Rand des Zaubersumpfes von Gaatu erreicht.
Seinen Duellplatz.
Plötzlich erklang eine helle Frauenstimme. Spöttisches Gelächter ertönte.
Über dem Sumpf materialisierte sich Vyrna die Grausame!
***
Zamorra stapfte in den Sumpf.
Sofort kam Leben in die dumpfige, brodelnde und blubbernde Masse unter seinen Sohlen.
Dämonisches Leben.
Der Zaubersumpf von Gaatu bestand offenbar aus Tausenden und Abertausenden von winzigen, schleimigen Kreaturen mit rasiermesserscharfen Zähnen. Sie stürzten sich gierig auf Zamorras Stiefel, um sie in Stücke zu reißen und dann Zamorra das Fleisch von den Zehen fressen zu können.
Doch die Stiefel hielten stand.
»Oh Mann!«, jammerte Lefty. »Jetzt wird es ernst!«
»Denk an deinen Zauber und konzentrier dich!«, mahnte Righty. »Du bist ein verdammter Zauberstiefel und kein alter Schnürschuh ohne Brandsohle.«
Die Sumpfkreaturen wurden offenbar immer wütender. Aber sie konnten das Leder des Vaaro-Stiers nicht zerstören.
Immerhin hielten die Stiefel sich jetzt mit ihren dummen Sprüchen zurück. Denn Zamorra musste sich ganz auf Vyrna konzentrieren.
Die Dämonin sah genauso aus wie auf dem Bild in seiner Zeitschau.
Dunkelhaarig und wunderschön. Ihr nackter Körper mit den langen Oberschenkßln und den wohl geformten Brüsten war eine Phantombild gewordene Versuchung.
Denn Zamorra zweifelte nicht für eine Sekunde daran, dass Vyrna in Wirklichkeit ein abstoßend hässliches Monstrum war. Sie zeigte sich ihm nur in dieser Gestalt, um ihn zu verwirren.
»Wo ist denn dein Sekundant, Zamorra?«, höhnte sie.
»Und wo ist deiner, Vyrna?«, gab er trocken zurück.
Natürlich wusste Zamorra nicht genau, ob sich Woida nicht doch irgendwo am Rande des Duellplatzes verbarg. Aber er war eigentlich sicher, dass Nicole ihn inzwischen erledigt hatte. Auf seine Gefährtin konnte er sich hundertprozentig verlassen.
Und Nicole selbst konnte nichts wirklich Schlimmes geschehen sein. Das hätte Zamorra sofort selber gemerkt, wegen des untrennbaren starken inneren Bandes, das zwischen ihnen geknüpft war.
»Wir brauchen keine Sekundanten, nicht wahr?«, zischte Vyrna. Sie hasste es, sich eingestehen zu müssen, dass diese Nicole Duval Woida offenbar besiegt hatte…
»Wir werden kämpfen, bis einer von uns krepiert ist. Und das wirst du sein, Zamorra!«
Mit diesen Worten schoss sie ohne Vorwarnung eine Energieladung auf den Dämonenjäger ab.
Doch Zamorra hatte bereits die geheimnisvollen Hieroglyphen auf der erhabenen Oberfläche seines Amuletts verschoben. Eine grünlich schimmernde durchsichtige Schutzhülle umgab ihn plötzlich. Der Energieangriff ging ins Leere. Die tödlichen Strahlen wurden abgelenkt.
Unter lautem Quäken wurden Hunderte von den scharfzahnigen Sumpfbewohnern durcheinander gewirbelt und emporgeschleudert, als die Blitze zwischen sie fuhren.
Zamorra machte einen weiten Schritt zur Seite. Das war auf dem rutschigen Untergrund nicht einfach. Er wollte auf keinen Fall stürzen, denn das wäre sein sofortiges qualvolles Ende gewesen. Die Stiefel schützten nur seine Füße und Beine, nicht den Rest vom Körper. Wenn er in den Sumpf fiel, würden ihn die Minidämonen im Handumdrehen gefressen haben.
Kreischend verstärkte Vyrna ihre Bemühungen, Zamorra zu vernichten. Sie hielt beide Hände mit ausgestreckten Fingern auf ihn gerichtet. Während sie Beschwörungen hervorstieß, zuckten neue Energieladüngen in die Richtung des Dämonenjägers.
Zamorra hielt stand, obwohl er die Macht der Dämonin nun deutlich spüren konnte.
Jetzt startete sein Amulett zum Gegenangriff! Wild leuchtete es auf, und silberne Blitze schossen aus der Mitte des geheimnisvollen Kleinods auf die Schwarzblüterin zu.
Die ersten Energieblitze konnte Vyrna noch halbwegs verkraften. Doch sie wurde nun schwächer.
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
Und dann kam plötzlich eine dunkle Gestalt durch die Luft geschossen. Es war Monsieur Renard, der genau wie Mohammed am Rand des Sumpfes gewartet hatte.
Vyrna ließ den Finanzbeamten nicht nur über dem Sumpf schweben. Sie dirigierte ihn auch so, dass sein Körper einen Schutzschild vor der Dämonin bildete.
Vyrna ahnte, dass Zamorra nicht das Leben eines unbeteiligten Menschen riskieren würde. Sie selbst hatte solche Hemmungen natürlich nicht.
Renard schrie
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