Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
Ponte de Pantin!«
    Und bevor Zamorra es verhindern konnte, hatte der ältere Mann in dem eleganten Anzug den Waggon verlassen und den Bahnsteig betreten.
    Zamorra schnellte hinter ihm her, hielt ihn an der Schulter zurück.
    »Gehen Sie bitte wieder in den Wagen, Monsieur!«
    »Monsieur?«
    Der grau Melierte maß den Geisterjäger mit einem arroganten Blick von Kopf bis Fuß. Zamorra war sportlich gekleidet. Er trug eine Cargo-Hose, feste Schuhe, ein Polohemd und eine Windjacke. Professoral wirkte er mit seiner kräftigen, breitschultrigen Figur nun nicht gerade. Und er hatte auch keinen Schlips umgebunden.
    »Ich glaube nicht, dass Sie mir etwas zu befehlen haben, Monsieur«, fuhr der Figaro -Leser fort. »Oder bekleiden Sie eine Funktion bei der Métro-Gesellschaft? Dann allerdings muss ich offiziell Beschwerde einlegen wegen dieses…«
    »Ich bekleide überhaupt nichts!«, raunzte Zamorra. »Aber ich war schon öfter in Situationen wie dieser! Und es kann…«
    »Mein Name ist Gustave Renard. Ich bin Finanzbeamter«, fiel der grau Melierte Zamorra indigniert ins Wort. »Unter zivilisierten Menschen gehört es sich, dass man sich zunächst bekannt macht. Und wie ist ihr werter Name, Monsieur?«
    »Ich bin Professor Zamorra. Parapsychologie. Ach - verdammt!«
    Zamorra hatte die Nase voll von der gezierten Plauderei. Denn während er noch sprach, kroch eine widerliche Bestie aus dem Führerstand der Métro.
    Das Monster hatte einen glänzenden, schwärzlichen Leib, der dem einer riesigen Raupe glich. Vorne an dem ekelhaften Schädel waren zwei kreisrunde Mäuler mit nadelspitzen Zähnen zu erkennen.
    Die Kreatur glitt auf den Bahnsteig und näherte sich Zamorra und Renard. Der Finanzbeamte hatte das Monster noch nicht gesehen, weil er ihm den Rücken zukehrte. Allerdings hätte ihm der beißende Gestank auffallen können, den die Bestie verströmte.
    Der Dämonenjäger handelte. Er stieß Gustave Renard ohne lange Vorreden zur Seite. Zamorra brauchte ein freies Kampffeld.
    Die raupenartige Bestie kroch nun hurtig auf Zamorra zu. Sie riss ihr Zwillingsmaul weit auf.
    Der Dämonenjäger griff mit beiden Händen nach Merlins Stern. Das Amulett hing wie üblich an einer Kette, die er um den Hals trug. Zamorra verschob einige der geheimnisvollen Hieroglyphen auf der erhabenen Oberfläche.
    Auf dem handtellergroßen Kleinod waren außerdem die zwölf Tierkreiszeichen und im Zentrum ein Drudenfuß zu erkennen.
    Das Monster witterte instinktiv die immense magische Kraft, die von dem Amulett ausging. Die Kreatur zog ihre Muskeln zusammen und schnellte auf Zamorra zu!
    Der Dämonenjäger steppte einen Schritt zurück. Gleichzeitig leuchtete Merlins Stern auf. Silberne Blitze zuckten aus der Mitte des Kleinods. Ein kurzes Trommelfeuer schlug in den Körper des Raupendämons.
    Die schwarzmagische Bestie krümmte sich zusammen. Fetter schwarzer Rauch stieg auf, als die magische Energie diesen Spuk für immer beendete. Nur Fragmente eines zerfetzten Kadavers blieben auf dem Bahnsteig zurück.
    Gustave Renard hatte den Kampf mit angehaltenem Atem verfolgt. Nun tasteten seine Finger mit einer Reflexbewegung in seine Westentasche. Der Finanzbeamte zog eine Gauloises aus dem blauen Päckchen und schob sie zwischen seine bleichen Lippen.
    »W… was, um Gottes Willen, war das, Monsieur Zamorra?«
    »Ein Dämon«, entgegnete Zamorra lakonisch. »Mehr kann ich Ihnen im Moment auch nicht sagen.«
    Nicole und die anderen Passagiere standen an den. Türen des Waggons zusammengedrängt. Die Menschen schienen unter Schock zu stehen. Abgesehen von Nicole hatte mit Sicherheit keiner von ihnen bisher mit solchen Monstern zu tun gehabt.
    »Sorge dafür, dass keiner den Wagen verlässt, Cherie!«, bat Zamorra seine Gefährtin. »Ich sehe mich mal um. - Monsieur Renard, gehen Sie bitte auch wieder in die Métro zurück!«
    Der Finanzbeamte beeilte sich, Zamorra Anweisung zu folgen. Er schien nicht besonders wild darauf zu sein, einer anderen Raupenbestie zu begegnen.
    Zamorra schlich den Bahnsteig auf und ab, die Nerven bis zum Zerreißen angespannt. Was für Wesen mochten das sein, deren abgeschlagene Köpfe diese Métro-Station zierten? Jedenfalls gab es diese Kreaturen nirgendwo auf der Welt. Das Gleiche traf auch auf das soeben vernichtete Monster zu.
    Sollten sie mitsamt des U-Bahn-Zuges in eine Paralleldimension oder eine andere Welt des Multiversums gezogen worden sein?
    So etwas konnte geschehen…
    Jedenfalls war das hier wirklich nicht

Weitere Kostenlose Bücher