Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
zu machen, der sich Ty Seneca nannte. So wie Tendyke von der Feeninsel aus in die Spiegelwelt geraten war, so war Seneca in die richtige Welt geraten - ein glatter Austausch.
    Die Spiegelwelt war ein negatives Abbild der Realität, und so war auch Seneca böse. Das genaue Gegenteil seines Originals.
    Er hatte in Tendykes unfreiwilliger Abwesenheit dessen Firma auf einen düsteren Expansionskurs gebracht, gemordet und mit Mördern paktiert. Als Zamorra nun mit Tendyke und Ted Ewigk versuchte, Seneca gefangenzunehmen und in die Spiegelwelt zurückzuschicken, war das gewaltig in die Hose gegangen. Zwar hatte Tendyke sich wieder etablieren können, aber Seneca war entkommen und seither untergetaucht. Nicht nur das - auch sein Security-Chef Rico Calderone war spurlos verschwunden. Ein Mann, der sich wie es aussah langsam aber sicher in einen Dämon verwandelte.
    Und es hatte Tote gegeben. Im Firmengebäude und außerhalb. Seneca hatte einen Hubschrauber mit einem Reporterteam an Bord über einer belebten Straße der Stadt El Paso abgeschossen. Zamorra selbst hatte eine Schussverletzung auskurieren müssen, die ihm Seneca beigebracht hatte. Das FBI war eingeschaltet, TV-Sender und Printmedien hatten Sensationsberichte über die Aktion gebracht, die fast wie ein Anti-Terror-Einsatz eines mobilen Einsatzkommandos der Polizei abgelaufen war - und anschließend hatten wochenlang die Juristen das Wort gehabt. [1]
    Zeitweise hatte es so ausgesehen, als würde ein eifriger Staatsanwalt Anklage erheben - sowohl gegen Tendyke, als auch gegen Zamorra und Ted Ewigk. Unterstützt wurde er dabei vom FBI-Agenten Morrow, der bei der Aktion anwesend war und dem einige Dinge gar nicht gefallen hatten.
    Für mehr oder weniger Außenstehende sah die ganze Sache tatsächlich recht dubios aus.
    Aber schließlich war der Staatsanwaltschaft nichts anderes übrig geblieben, als die Ermittlungsverfahren einzustellen. Vordringlich war dies ein Verdienst des Firmenanwalts der Tendyke Industries, Dr. William J. Hawkins. Zamorra begann diesen Mann immer mehr zu schätzen, je länger und öfter er mit ihm zu tun hatte.
    Jedenfalls war nun Ruhe eingekehrt, und über die ganze Angelegenheit konnte Gras wachsen.
    Aber das Grundproblem blieb ungelöst - Ty Seneca, der Mann aus der Spiegelwelt, befand sich nach wie vor in der realen Welt und würde ganz bestimmt nicht untätig auf den Jüngsten Tag warten. Sicher brütete er schon Pläne aus- wie er seinem Doppelgänger Tendyke und der Zamorra-Crew so viel Schaden wie nur möglich zufügen konnte.
    Wahrscheinlich dauerte es nicht mehr sehr lange, bis er wieder zuschlug.
    Aber bis es dazu kam, gab es auch noch andere Dinge zu erledigen.
    Wie zum Beispiel jetzt die Sache mit dem Spukhaus, zu dem sie unterwegs waren.
    Nicole Duval verzog das Gesicht. Die Körperausdünstungen einiger Mitpassagiere erinnerten an den fauligen Modergeruch eines Moorplaneten, auf dem sie einst gewesen war. Außerdem hatte ihr elegantes graues Citykostüm mit dem dreiviertellangen Rock bereits ziemlich unter dem U-Bahn-Trip gelitten. Ihr Outfit sah aus, als ob sie darin geschlafen hätte, verknittert und zerdrückt wie es war.
    Zamorra entging Nicoles Widerwillen natürlich nicht. Erstens kannte er die attraktive Französin besser als jeden anderen Menschen auf der Welt. Und zweitens liebte er sie.
    »Cool bleiben, Cherie«, raunte er ihr ins Ohr. Die beiden standen unmittelbar nebeneinander. »Heute abend im Hotel kannst du mindestens drei Stunden lang baden.«
    »Nur drei Stunden? Ich werde nicht mehr aus dem Wasser steigen, bevor ich mich in eine Nixe verwandele.«
    »Warum willst du denn unbedingt eine Nixe werden, Nicole?«
    »Weil Nixen nicht mit der Métro fahren müssen, Chef. Oder falls doch, bekommen sie wenigstens einen Sitzplatz angeboten. Schließlich können sie mit ihrer Schwanzflosse nicht stehen.«
    »Diese U-Bahn hat Sitzplätze? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
    Zamorra und Nicole standen in eine Ecke neben den Automatiktüren gequetscht. Um sie herum drängten sich dermaßen viele Menschen, dass sie kaum die Köpfe drehen konnten.
    Doch allmählich wurde es besser. An der Station République mussten die beiden Dämonenjäger umsteigen, genau wie ein Großteil der anderen Passagiere. Sie fuhren zum Gare de l'Est, von dort aus zur Station Jaurés. Als sie dort in die Linie 5 Richtung Pantin stiegen, hatten sie den Métro-Waggon fast für sich allein.
    Nur ein Nordafrikaner mit Schnurrbart und Uniform der

Weitere Kostenlose Bücher