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0717 - Das Treibhaus des Schreckens

0717 - Das Treibhaus des Schreckens

Titel: 0717 - Das Treibhaus des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Seele wehgetan hatte. Jetzt musste er sich bei seinen Lieblingen entschuldigen und er wollte ihnen auch versprechen, dass sich dies nicht mehr wiederholte.
    Er hatte die beiden Eingänge geschlossen. Wer ihn jetzt besuchen wollte, gelangte nur mit einem Schlüssel hinein. Da gab es keinen außer Raskowski.
    Willy ging dorthin, wo der die Orchidee aus dem Beet geholt hatte. Das kleine, leere Stück Erde sah aus wie ein Brandmal. Er fühlte sich selbst geschändet, er merkte, dass ihm der Schweiß ausbrach, und nur mühsam schaute er hoch.
    Vor ihm wuchsen die anderen Pflanzen aus dem gedüngten Boden. Hohe Gebilde, einige speziell gezüchtete Farben befanden sich darunter, die durch den Dünger aber anders aussahen.
    Sie wirkten wie breite Schlangen, waren wesentlich fester geworden, längst nicht mehr so dünn. Ihre Spitzen waren nach unten geneigt, und dort verzweigten sie sich auch.
    Er streichelte sie. Seine Hände glitten dabei von oben nach unten.
    Er redete mit ihnen, entschuldigte sich für seine Tat. Es ließ sich nicht verhindern, dass Tränen in seine Augen traten.
    Hoffentlich verziehen ihm die Pflanzen.
    »Noch einmal werde ich es nicht tun!«, flüsterte er. »Nein, da braucht ihr keine Angst zu haben. Niemand nimmt euch mir weg. Wir werden den Anfang machen, ihr und ich…«
    Er schaute zu, wie ihm die Pflanzen zunickten. Sie bewegten sich über ihm, sie schwangen wie Pendel von einer Seite zur anderen, als wollten sie ihn streicheln. Manche von ihnen streckten sich ihm entgegen. Er spürte, wie ihre Blätter über die Haut in seinem Gesicht glitten, und empfand dies als Antwort auf seine Entschuldigung.
    Ja, sie würden ihm verzeihen. Er hatte schon zu viel für sie getan, und auch die großen, tulpenähnlichen Blütenkelche waren ihm zugeneigt, wobei ihm auffiel, dass eine Blüte fehlte.
    Das war heute Morgen noch nicht der Fall gewesen. Wer hatte sie vernichtet?
    Vorbei war der Zauber. Willy trat zurück. Er suchte den Gangboden ab und entdeckte sehr schnell einige matschige Reste. Er wusste genau, was dieser Rückstand einmal gewesen war.
    Die Wut durchströmte ihn wie heiße Lava. »Raskowski, du Mörder!« hörte er sich keuchen. »Du hast sie umgebracht! Du hast meine Pflanze verletzt! Dafür wirst du büßen! Du bist nicht würdig, ein derartiges Geschäft zu führen. Du nicht!«
    Scharf saugte er die Luft ein. Für einen Moment packte ihn ein wilder Schwindel. Er dachte an seinen Chef, schaute auf die kräftigen Hände und drückte sie zu Fäusten zusammen, wobei er sich vorstellte, dass sich Raskowskis Hals dazwischen befand.
    »Ich räche euch, meine Lieblinge. Ich werde dafür sorgen, dass ihr neue Nahrung bekommt. Das Blut und der Saft Mandragoros werden nicht ohne Wirkung bleiben. Ich hole euch die Nahrung noch in dieser Nacht. Lasst es nur erst dunkel werden…«
    Er hatte sich beinahe verausgabt, so erregt war er innerlich. Er wollte weitersprechen, aber das gelang ihm nicht mehr, denn etwas unterbrach seine Gedanken.
    Es waren Schritte! Und sie kamen genau auf ihn zu…
    ***
    Paul Raskowski konnte es nicht fassen. Es wollte einfach nicht in seinen Schädel, dass so etwas passiert war. Er war irgendwie von der Rolle, und das hatte sich auch nicht geändert, als die Kundin sehr zufrieden mit ihrer Orchidee die Gärtnerei verlassen hatte.
    Als Raskowski von seiner Frau angesprochen wurde, kam er sich vor, als würde er aus einer Höhle an die Oberfläche kriechen und die normale Welt erst jetzt wahrnehmen. Er hatte sich in den kleinen Arbeitsraum hinter dem Laden verzogen und trank den Wodka aus der Flasche.
    »He, was ist denn mit dir los, Paul?«
    »Nichts, gar nichts.«
    »Das kannst du mir nicht erzählen. Ich kenne dich lange genug. Los, rück mit der Sprache heraus!«
    Raskowski schaute hoch. Er schluckte, er atmete durch die Nase, er hob die Schultern.
    »Womit kommst du nicht zurecht, Paul?«
    »Mit den Pflanzen und Blumen.«
    Maria Raskowski lachte. Es hörte sich unecht an. Sie fühlte sich reingelegt. »Wieso das denn nicht?«
    »Ganz einfach, Maria. Ich – ich bin überrascht und auch überfragt. Ich begreife es nicht.«
    »Was denn?«
    »Dass die Pflanzen so wachsen können.«
    Maria Raskowski fing an zu lachen. »Was hast du da gesagt? Du verstehst den Wachstum der Pflanzen nicht?«
    »So ist es.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn, Paul. Wir sind Gärtner. Wir müssen akzeptieren, dass die Pflanzen wachsen.«
    »Im Prinzip schon. Dagegen habe ich auch nichts. Aber nicht,

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