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0719 - Myxins Henker

0719 - Myxins Henker

Titel: 0719 - Myxins Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Messer all die Spuren und Kratzer auf der »Haut« hinterlassen hatte.
    An manchen Stellen wirkte sie wie ein Strickmuster, durchkreuzt und durchzogen von geraden und schiefen Linien, die sich berührten, überkreuzten oder Gitter bildeten.
    Sein Kopf schraubte sich hoch. Das Gesicht war rund, und es wirkte trotzdem eckig. Bei ihm war nichts mehr normal. Das war auch kein Atlantide oder Atlanter, er war ein böses Geschöpf der Schwarzen Magie und erst durch den Tod eines Menschen wiedergeboren.
    Das Wasser rann über sein Gesicht. Kleine Schmutzbäche verteilten sich dort, liefen zitternd durch die schmalen Rinnen, die Augen und…
    Meine Gedanken stockten.
    Die Augen!
    Verdammt, das war es.
    Es ging um die Augen des Monstrums. Diese kalten, brutalen Lichter innerhalb der Höhlen, die zudem etwas vorstanden, damit sie ja nicht übersehen werden konnten.
    War das die Lösung?
    Ich hatte es nicht einmal richtig registriert, aber ich hielt plötzlich den Dolch in der Hand. Es mußte der im Unterbewußtsein steckende Überlebenswille gewesen sein, der mich so reagieren ließ. Das Gehirn arbeitete, es meldete eine Lösung.
    Der Dolch, die Augen!
    Das Gesicht kam noch näher, der Mund öffnete sich, als wollte mich der Henker ansprechen.
    Er stand jetzt günstig.
    Dann bewegte ich meinen rechten Arm und natürlich auch die Hand mit dem Dolch.
    Es war der Wille, der mich dazu zwang. Ich mußte einfach überleben, und ich kam mir trotzdem vor wie ein Schauspieler, der seine Anweisungen bekommen hatte.
    Alles ging sehr langsam, fast bedächtig. Ich fühlte mich eingepackt wie in Watte. In meinem Kopf hämmerte es, als sollten die dünnen Stellen gesprengt werden.
    Aber ich stieß zu.
    Ich drehte meine rechte Hand hoch, um genau die Mitte zu treffen. Und die Klinge stieß tief in das linke Auge des Henkers hinein, das mir keinen Widerstand entgegensetzte.
    Es blieb für einen Moment stecken, bis ein Zucken durch meinen Arm lief und ich die Waffe wieder hervorzog.
    An ihr blieben einige Schleimfäden hängen, ich sah das Loch, aber ich sah kein Auge mehr. Die Klinge hatte es zerstört.
    Dann bewegte ich mich zur Seite. Zeit, um das zweite Auge auch noch zu erwischen, würde mir der Henker nicht geben. Er war angeschlagen, er war jetzt halbblind, aber er würde nicht aufgeben, das stand fest.
    Ich zog mich noch weiter zurück und hatte großes Glück, daß ich auf einem Buckel unter dem schäumenden Wasser nicht das Gleichgewicht verlor.
    Mit dem Rücken schleifte ich an der Wand entlang, hielt die linke Hand dagegengedrückt, in der rechten aber den Dolch.
    Ich hatte den verfluchten Henker aus dem Konzept gebracht, und das war gut so.
    Er stand noch im Flußbett, umwirbelt von den schäumenden Schmutzfluten. In diesem Augenblick war er nicht mehr in der Lage, an seinen Job zu denken. Er bewegte sich auf der Stelle, trampelnd, wie mir schien. Den linken Arm hob er an, drehte ihn so, daß seine Hand gegen das Gesicht zeigte, und das wollte er auch. Er preßte den Handballen auf das Auge, mußte unter dieser Verletzung und Behinderung wohl schwerer leiden, als es den Anschein gehabt hatte.
    In den folgenden Sekunden verwandelte er sich beinahe in eine tragische Figur, in ein Jahrmarktwesen, das jemand erschaffen und in eine fremde Welt gestellt hatte.
    Der Vergleich mit einem schwerfälligen Tanzbär fiel mir ebenso ein wie der mit einem aufgedrehten Roboter, bei dem es noch dauerte, bis sein Uhrwerk abgelaufen war.
    Trotz der miesen Luft atmete ich tief durch. Die Beklemmung bei mir war verschwunden, sie hatte wieder der Hoffnung Platz geschaffen. Ich wußte, daß ich mich auf dem richtigen Weg befand.
    Nur mußte ich jetzt an das zweite Auge herankommen. Ob er mir diese Chance ermöglichen würde, war fraglich. Er war jetzt gewarnt, und seine Waffe besaß er noch immer.
    Seine Bewegungen verlangsamten sich. Wenig später stand er still, nur umrauscht vom schäumenden Wasser.
    Er gab keinen Laut von sich. Er senkte den Kopf. Zeigte er Schwäche?
    Ich hoffte es. Darauf bauen konnte ich nicht, wie ich einen Moment später erlebte. Da schraubte er sich wieder hoch, seine linke Hand sank auch nach unten, so daß ich sein Gesicht sehen konnte. Aus der Augenhöhle rann noch eine Schleimspur hervor. Es waren wohl die letzten Reste, die er verlor.
    Trotzdem wollte er nicht aufgeben.
    Noch hatte er die Waffe.
    Sein rechter Arm schwang herum. Er suchte ein Ziel, das er auch mit einem Auge erkennen konnte.
    Das Ziel war ich.
    Plötzlich

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