0719 - Myxins Henker
als ich seine Schritte hörte. Myxin hatte den Platz zwischen den abgestellten Wagen verlassen und bewegte sich auf der freien Fläche des Hofes, als wollte er bewußt eine Zielscheibe abgeben. Er hielt den Kopf gesenkt, sein Blick war zu Boden gerichtet und machte den Eindruck einer Person, die sich geschlagen gegeben hatte.
Das aber nahm ich ihm nicht ab. Zudem hielt er seine rechte Hand noch immer unter dem Mantel verborgen. Ich lauerte nur darauf, daß er die Totenmaske hervorholte, um sie aufzusetzen. Ich an seiner Stelle hätte es getan.
Wieder war eine Minute verstrichen.
Die Geräusche vor dem Gebäude hörten wir kaum. - Sie verschwammen und zerflossen, als würden sie in irgendeinen Nebel eintauchen oder wären von Watte gedämpft worden.
Sehr allein kamen wir uns vor…
Ich ging ebenfalls vor. Doch Myxin hatte mich unter Kontrolle gehalten. »Nicht, John, bleib stehen.«
»Warum denn?«
»Er ist da!«
»Und wo?«
Myxins linker Arm schnellte vor. Gleichzeitig streckte er den Zeigefinger aus und wies auf eine bestimmte Stelle.
Wie aus dem Nichts erschien der Henker. Es kam mir vor, als würde seine Gestalt aus dem Boden emporsteigen und sich innerhalb einer Sekunde zu einer festen Größe materialisieren.
Da stand er nun.
Nur war er nicht allein, denn er hatte sich eine Geisel geholt.
Meinen Freund Suko!
***
Verdammt, auch das noch. Suko, das Kind - Suko der Wehrlose. An ihn hätten wir denken müssen.
Das Bild schnitt wie ein Messer durch mein Herz. Dieser Teufel hatte Suko keine Chance gegeben.
Mein Freund sah im Griff des Henkers noch kleiner aus, er gab ein jämmerliches Bild ab. Der Henker brauchte sich nicht einmal anzustrengen. Er hielt den linken Arm ausgestreckt und Suko mit einer Hand umklammert, als wollte er ihn verhungern lassen.
Ich drehte den Kopf, damit ich Myxin ansehen konnte. Er hatte dieselbe Idee gehabt wie ich. Unsere Blicke trafen sich, und ich stellte eine Frage. »Wieso?«
»Ich weiß es nicht.«
»Er hat es gewußt, verdammt! Er hat alles gewußt, und er hat sich sehr genau über dich informiert. Er weiß genau, wie er uns treffen kann, verflucht.«
Ja, das wußte der Henker, und das gab er auch durch sein breites Grinsen bekannt.
Seine Augen zeigten eine erbarmungslose Härte. Sie starrten mich gnadenlos an, als wollten sie mich sezieren. Dann winkte er Myxin näher an sich heran. Er tat es mit der rechten Hand, zwischen deren Finger er zudem noch seine Waffe geklemmt hatte.
»Sieh dich vor«, flüsterte ich Myxin zu, als dieser sich in Bewegung setzte.
»Ich weiß Bescheid.«
Er ging weiter. Auf mich achtete der Henker nicht. Für ihn war Myxin wichtig. Seinetwegen hatte er die langen Jahre dahinvegetiert. Der Schwarze Tod hatte den kleinen Magier nur in einen Tiefschlaf versenken können, anders sein Henker, der für seinen Herrn und Meister in die Bresche springen wollte.
Er würde ihn vernichten.
Ein Fremder hätte nie an eine Chance geglaubt. Zu unterschiedlich waren die beiden Gegner.
Myxin so klein, der Henker alles überragend.
Aber auch er hatte Federn lassen müssen. Er schaute nur mehr aus dem rechten Auge, und in seiner Brust bestand ein tiefer Einschnitt, den der Bohrer hinterlassen hatte. Die Wunde war sehr groß, nur sah ich kein Blut oder eine andere Flüssigkeit. Das Innere seines verfluchten Körpers konnte man als trocken bezeichnen. Keine Gedärme, keine Muskeln, kein Fleisch.
Er senkte den Stab.
Er richtete die Spitze auf Myxin.
Der kleine Magier war stehengeblieben. Er schien die Ruhe selbst zu sein, kümmerte sich um nichts, was mich wiederum aufregte. Verdammt noch mal, warum tat er denn nichts.
Nur die Hand steckte noch unter dem Mantel.
Und dann zog er sie hervor. Mit ihr die Maske.
Im selben Augenblick schickte der Henker das atlantische Feuer!
***
Bisher hatte ich es nur als Flammenzungen erlebt. Diesmal änderte es sich. Ein regelrechter Sturm fauchte dem kleinen Magier entgegen. Blitzschnell riß er die Maske vor sein Gesicht.
Eine Totenmaske, die fünf Ecken, aber auch fünf verschiedenfarbige Augen besaß.
Und sie wiederum zogen das Feuer an wie ein starker Magnet. Die Flammenwelle jagte nicht gegen den Körper. Noch auf dem Weg zu Myxin wurde sie zusammengedrängt, so daß sie eine Linie bildete, die haargenau auf die Mitte der Totenmaske zielte.
Sie traf voll!
Jetzt, jetzt mußte Myxin einfach kippen, in Flammen aufgehen, aber das geschah nicht.
Die Maske hielt das Feuer.
Sie saugte es auf. In den Augen
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