0719 - Myxins Henker
sie leichter gewesen war. Da hatte sie sich direkt auf die Magie konzentrieren können. In diesem neuen Leben nicht mehr. Es war einfach zuviel Zeit vergangen, die magischen Kräfte schwächten sich ab oder zogen sich zurück in andere Welten, die wiederum Grenzen besaßen.
An diese stieß Kara!
Sie konnte nicht hineindringen, nicht hindurchkommen. Es lag eine Klammer um die alte Vergangenheit, denn sie hatte Kara durchforschen wollen, um eine Spur des Henkers zu finden.
Der Kontakt wurde nicht hergestellt. Es gab kein magisches Netz, das sie Myxin versprochen hatte.
Statt dessen spürte sie den Blocker in ihrem Hirn, was zur Folge hatte, daß die Leuchtkraft der Steine allmählich abnahm.
Sie schaffte es nicht!
Bisher war sie stumm gewesen, hatte auch so gelitten. Als Kara merkte, daß sie machtlos war, öffnete sie den Mund. Das Stöhnen drang über ihre Lippen. Sie schwankte leicht. Hätte sie nicht das Schwert als Stütze gehabt, wäre sie gefallen.
Der Eiserne Engel handelte sofort. Er stürzte auf sie zu und hieltt sie fest.
»Ich… ich kann nicht mehr«, flüsterte Kara und lehnte sich gegen die mächtige Gestalt. »Es ist zu stark, zu schwer. Ich komme einfach nicht durch. Sie blocken ab.«
»Wer blockt ab.«
Kara räusperte sich, bevor sie mit flüsternder Stimme sagte: »Die Kräfte der Vergangenheit. Sie sind einfach noch zu stark und konzentriert. Ich kann dagegen nichts machen.« Mit etwas schwerfälligen Schritten verließ sie den Platz zwischen den Steinen. Sie richtete den Blick gegen den Himmel, als könnte sie dort die Lösung der Probleme finden. Aber der schwieg, er lag als unendliche, hellgraue Decke über diesem Gebiet, das für menschliche Augen unsichtbar war.
Man konnte es als magische Zone innerhalb der normalen Welt ansehen, ein wunderschöner Ort, von bewaldeten Bergen umgeben, der Grund bedeckt mit saftigem Gras, von einem kleinen Bach durchflossen.
Zwei Blockhäuser waren auch gebaut worden. Sie dienten als Unterkunft. Zu einem führte der Eiserne Kara hin. Er sprach mit ihr über Myxin, und Kara hob die Schultern.
»Das wird wohl auf die alte Vergangenheit hinauslaufen«, sagte sie. »Da stand Myxin auch allein und hat es nicht geschafft.«
»Und heute?«
Kara seufzte und sagte dann: »Der Henker des Schwarzen Tods hat nichts von seiner Kraft verloren…«
***
Plötzlich spannte Myxin seinen kleinen Körper und setzte sich sehr aufrecht hin.
»Was hast du?«
Er bewegte seinen Kopf nicht. Myxins Blick war gegen die Wand gerichtet. »Er ist da, John!«
Die Antwort elektrisierte mich. »Verdammt, wo denn?« Ich wollte schon die Tür aufstoßen, aber Myxin legte mir eine Hand auf den Arm.
»Nicht so hastig. Ich spüre ihn nur. Er hat mich gefunden. Ich habe seine Gedanken gespürt. Er ist in der Nähe und lauert darauf, mich töten zu können.«
»Dann wäre der Wagen eine Falle.«
»Wir steigen aus. Bitte nicht zu hektisch, nichts überstürzen. Wir müssen nur auf der Hut sein.«
Zugleich öffneten wir die Wagentüren. Ich hatte mir die Worte des kleinen Magiers gut gemerkt und erinnerte mich auch sehr deutlich an deren besorgten Klang.
Es würde alles werden, nur kein Kinderspiel. Selten hatte der kleine Magier einen dermaßen großen Respekt vor einem Gegner gezeigt. Ich drückte die Tür leise hinter mir ins Schloß.
Es war kühler geworden und dämmrig. Ich kam mir vor wie in einem großen Schacht, der nur nach oben hin offen war und als Decke den grauen Himmel besaß.
Von irgendwoher drang auch der Wind ein. Er strich wie ein kalter Hauch über mein Gesicht.
Zum Glück waren wir allein. Ich hoffte stark, daß es auch so blieb. Nur keine Unschuldigen in die Auseinandersetzung mit hineinziehen. Zwischendurch hatte ich vom Wagen aus kurz mit Sir James telefoniert und ihn eingeweiht. Möglicherweise hatte er auch dafür gesorgt, daß keiner der Kollegen dieses Gebiet hier betrat.
Die Stille umgab uns wie ein Tuch. Auch meine Spannung stieg, der Herzschlag beschleunigte sich leicht. Ich stank noch immer wie eine Kloake. Trotz der während der Fahrt eingestellten Heizung waren die Sachen nicht getrocknet. Sie klebten an mir wie alte, stinkende Lappen.
Ich war etwa zwei Schritte vor meinem Rover stehengeblieben. Langsam und sehr forschend ließ ich meinen Blick in die Runde gleiten. Ich suchte die Fassade der Rückseiten ab.
Fenster. Mauerwerk, wohin ich schaute. Es gab keinen Hinweis auf den Henker.
Hatte sich der kleine Magier geirrt?
Ich drehte mich um,
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