072 - Auf Leben und Tod
warne dich - wenn auch nur einer deiner Leute Mist baut, bist du ein toter Mann!«
Inzwischen hatten auch Atorrn und die anderen Krieger auf der Plattform mitbekommen, was geschehen war. Sie zückten ihre Waffen, wagten jedoch aus Sorge um ihr Oberhaupt nicht, den Attentäter anzugreifen.
»Keinen Schritt«, warnte Mr. Black, »oder ihr könnt euch einen neuen Häuptling suchen!«
»Verräter«, zischte Atorrn. »Du bist kein Ostmann!«
»Schlaues Kerlchen«, konterte der Running Man und lüftete seine Maske - das Ding war ihm ohnehin ziemlich unbequem geworden.
»Ein Spion!«, ächzte Atorrn entsetzt.
»Auch er gehört zu den Feinden der Götter!«
»Verschone mich mit dem Quatsch, okay?«, sagte Mr. Black. »Und du, Golkhan, mach endlich das Maul auf, damit meine Freunde gehen können.«
Der fleischige Koloss von einem Heerführer bebte am ganzen Leib. Ächzend holte er Luft, wollte den entsprechenden Befehl erteilen - doch Atorrn ließ ihn nicht dazu kommen.
»Sag es nicht, Golkhan«, schärfte er ihm ein. »Die Götter wollen nicht, dass die Feinde entkommen.«
»A… aber er wird mich töten, wenn ich es nicht tue«, stammelte Golkhan, dessen Mut in umgekehrtem Verhältnis zu seiner Erscheinung zu stehen schien.
»Und wenn schon. Die Götter verlangen Opfer, Golkhan.«
»Schlechte Idee«, versetzte Mr. Black. »Wenn ich zusteche, bist du tot, Golkhan, und ich versichere dir, deine Götter werden dich nicht dafür belohnen.«
»Höre nicht auf ihn«, zischte Atorrn, während er sich langsam näherte, sein gekrümmtes Schwert in der Hand und gefolgt von den Kriegern der Leibwache.
»Es ist deine Pflicht, die Feinde der Götter zu bekämpfen, Golkhan, ohne Rücksicht auf dein eigenes Leben.«
»A… aber ich …«
»Los«, befahl Atorrn den Kriegern.
»Greift ihn an! Tötet den Spion, der es gewagt hat, die Götter herauszufordern.«
»Nein!«, widersprach Golkhan wimmernd vor Angst. »Zurück! Er wird mich töten!«
»Und wenn schon!«, schrie Atorrn mit fanatisch glänzenden Augen. »Tut, was die Götter von uns verlangen, oder ihr Zorn wird schrecklich sein!«
Das wirkte.
Die Furcht vor dem, was die Götter ihnen antun könnten, wenn die Feinde entkamen, überwog den Respekt, den die Ostmänner vor ihrem Anführer hatten.
Mit blank gezogenen Klingen stürmten sie vor und griffen Mr. Black an.
Von einem Augenblick zum anderen brach Chaos in der Häuptlingsloge aus…
***
»Mr. Black…?«
Matt traute seinen Augen nicht, als er den Grund dafür sah, dass Golkhans Hasstiraden plötzlich verstummt waren.
Ein hünenhafter Krieger war hinter dem Anführer der Ostmänner aufgetaucht und bedrohte dessen Leben.
Und dieser Krieger war kein anderer als Mr. Black!
Wie das Oberhaupt der Running Men sie gefunden hatte und hinauf auf die Loge gelangt war, interessierte Matt im Augenblick nicht - die Hauptsache war, dass Mr. Black gerade noch im richtigen Moment erschienen war.
Das Problem war nur, dass sich Golkhans Krieger nicht einschüchtern ließen. Von Atorrn aufgehetzt, griffen sie Mr. Black an, und man brauchte kein Mathematikgenie zu sein, um sich auszurechnen, dass er gegen die Übermacht von sieben, acht Kämpfern keine Chance hatte.
Sie mussten ihm helfen…
»Aruula!«, rief Matt - und die junge Frau an seiner Seite reagierte augenblicklich.
Wie ein Kreisel fuhr sie herum. Ihr rechtes Bein schnellte in die Höhe und schlug dem nächsten Posten den Speer aus der Hand. Blitzschnell hatte Aruula nach der Waffe gegriffen und stieß damit zu. Der Ostmann, dessen Brustpanzer durchstoßen wurde, kippte röchelnd zurück.
Matt hatte den Augenblick genutzt, um die Signalpistole zu zücken, die er unbemerkt hinter seinem Rücken in den Hosenbund gesteckt hatte. Jetzt riss er die behelfsmäßige Waffe heraus und entsicherte sie, schoss die letzte verbliebene Leuchtkugel hinauf in Golkhans Loge.
Von einem Augenblick zum anderen war die Häuptlingsloge von grellem Licht erfüllt. Geblendet wandten sich die Krieger ab, Golkhan brach in wütendes Geschrei aus.
Nur Mr. Black reagierte augenblicklich.
Mit einem todesmutigen Sprung setzte der Anführer der Running Men von der Loge in die Arena, kam federnd auf und rollte sich ab - ein weniger durchtrainierter Mann hätte sich bei einem Sprung aus solcher Höhe vermutlich alle Knochen gebrochen.
So jedoch stand Mr. Black schon im nächsten Moment wieder auf den Beinen und griff nach seinen Waffen. Den Driller warf er Matt zu, der seine eigene
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