0720 - Teufelsnächte
versetzt.
»Scheiße!«, fluchte er und trat wütend gegen einen Pizzakarton. Seine Gedanken kehrten zurück zu ihnen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals außerhalb des Rituals aktiv geworden waren. In seinen Gedanken war daraus eine Sicherheit geworden, die ihm abgesehen von einem Tag des Jahres Schutz versprach. Doch heute Nacht hatten sie angegriffen, weit weg vom Friedhof und einen Tag vor dem Ritual.
Die trügerische Sicherheit war verschwunden. Timble wusste jetzt, dass er immer und überall angreifbar war - ebenso wie die anderen. Er sah zum Telefon, überlegte kurz, ob er Johnny oder Kenneth anrufen sollte, entschloss sich dann jedoch, bis zum nächsten Morgen zu warten. So lange er nicht wusste, ob Zamorra wirklich tot war, konnte er keine Entscheidung treffen.
Timble trank den Rest Whisky aus und legte sich auf die Couch. Sein Blick fiel auf die schwarze Karte neben dem aufgerissenen Umschlag.
Nur noch einmal, dachte er, dann ist es vorbei.
***
»Und das Amulett hat nicht reagiert?«, fragte Nicole aus dem Telefonhörer.
Zamorra gähnte.
»Nein«, sagte er dann. »Nichts, deshalb glaube ich ja auch an keinen dämonischen Angriff, sondern an etwas Paranormales.«
Die Idee war ihm während des Duschens gekommen, als die Kälte langsam aus seinem Körper verschwand und die Lebensgeister zurückkehrten. Zwar gab es einige schwarzmagische Phänomene, auf die das Amulett nicht ansprach, aber im Umfeld eines Satanskultes war er diesem Problem nie begegnet. Jemand, der seine Macht durch Menschenopfer oder durch die Hilfe eines Dämons erhielt, setzte reine schwarze Magie ein. Und die erkannte das Amulett.
»Was?«, fragte Zamorra schuldbewusst nach, als ihm klar wurde, dass er Nicoles Entgegnung verpasst hatte.
»Ich fragte, ob du jemanden oder etwas gesehen hast, von dem eine solche Kraft ausgehen könnte?«
»Da war niemand, obwohl Kathy Harrold der Meinung zu sein scheint, Timble hätte mich verfolgt.« Er setzte sich auf. »Vielleicht hat er das auch und ich habe ihn nicht bemerkt. Dann hätte er den Angriff auf mich sehen müssen.«
»Und da er Polizist ist«, stimmte Nicole zu, »hätte er wohl nicht tatenlos zugesehen oder sich doch zumindest darüber gewundert, dass ein Mensch auf einmal durch die Luft fliegt. Ich frage mich, warum er keine Verstärkung angefordert hat?«
Zamorra unterdrückte ein weiteres Gähnen. Er war so müde, dass er sich kaum noch konzentrieren konnte.
»Timble hat mich ja nicht offiziell beschattet«, sagte er. »Er konnte keine Verstärkung anfordern, ohne sich selbst zu verraten. Das heißt allerdings auch, dass er bereit war, meinen Tod in Kauf zu nehmen.«
Nicole schwieg einen Moment, schien über etwas nachzudenken. »Cheri, es gefällt mir nicht, dass du allein dort bist. Mit ein bisschen Glück kann ich in zwei Stunden in Manchester sein.«
Zamorra lächelte über die Besorgnis in ihrer Stimme. »Ich komme schon klar. Du…«
»So wie du heute Abend klargekommen bist?«
Die Spitze saß. Ihm gefror das Lächeln auf dem Gesicht, als er sich plötzlich in der Defensive wiederfand.
»Ich war nicht vorbereitet, das ist alles«, sagte er. »Das nächste Mal…«
»…wirst du die gleichen Probleme haben«, unterbrach ihn Nicole. Sie hatte sich wohl in Rage geredet. »Du hast weder einen Dhyarra-Kristall, noch einen Blaster. Das Amulett hilft dir gegen einen paranormalen Angriff herzlich wenig und…«
Dieses Mal war es Zamorra, der ihr das Wort abschnitt. »Deshalb brauche ich ja Informationen über solche Fälle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der eine so große Macht hat, völlig unerkannt geblieben ist. Also muss es Hinweise geben, die sich im Zweifelsfall in unserer Datenbank befinden. Und mit der kennst du dich nun mal am besten aus.«
Wieder herrschte Schweigen am anderen Ende.
»Du hast Recht«, sagte Nicole schließlich. »Wir brauchen mehr Informationen. Bei einer so ungenauen Anfrage kann es ein paar Stunden dauern, bis ich etwas herausfinde. Rufst du mich morgen früh an?«
Zamorra warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war bereits ein Uhr morgens. Nicole würde in dieser Nacht wohl kaum Schlaf finden, wenn sie jetzt mit der Suche begann, aber er benötigte die Informationen so schnell wie möglich.
»Okay, ich melde mich gegen neun.« Er zögerte kurz. »Mach dir keine Sorgen, Nici. Ich werde erst etwas unternehmen, wenn ich weiß, womit ich es zu tun habe.«
»Hoffentlich wartet die gegnerische Seite so
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