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0720 - Teufelsnächte

0720 - Teufelsnächte

Titel: 0720 - Teufelsnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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zu Boden. Sie waren zu sich selbst wohl nicht so brutal ehrlich, wie Debbie es zu sein schien.
    »Aber wir haben uns selbst eingesperrt«, sagte Ian. »Sicherlich haben wir alle das Ziel unserer Träume erreicht, doch in all den Jahren sind wir immer Lugosis Gefangene geblieben. Du, Johnny, hast sogar deinen Club nach ihm benannt, als wolltest du dich selbst daran erinnern, wem er eigentlich gehört.«
    Unwillkürlich kam in Ian die Erinnerung an jene Nacht vor zwanzig Jahren auf, als sie gemeinsam im Dreck knieten und er nach dem Namen seines neuen Herrn gefragt hatte. Die Antwort war ein lakonisch dahergesagtes »Lugosi« gewesen, offensichtlich ein falscher Name, der von der Musik inspiriert worden war. Trotzdem war er auf merkwürdige Weise passend, denn wie der Vampir, den Bela Lugosi so oft verkörpert hatte, saugte auch dieser Lugosi seine Opfer aus - zumindest im übertragenen Sinn.
    Auch die anderen schienen sich in Erinnerungen zu verlieren, denn niemand sagte etwas.
    Ian brach das Schweigen. »Ich habe die Nacht damit verbracht, mich im Internet über diesen Experten, den Johnny beobachtet hat, zu informieren. Sein Name ist Zamorra und in den einschlägigen Kreisen genießt er einen sehr guten Ruf. Das meiste, was man dort findet, ist sicherlich übertrieben, aber er gilt als Magier und Dämonenjäger.«
    »Davon habe ich gestern Abend aber nicht viel gesehen«, warf Johnny ein.
    Ian neigte den Kopf. »Wir sind alle schon einmal überrascht worden.«
    Debbie stellte ihre Teetasse ab und sah ihn mit einem merkwürdig angespannten Blick an.
    »Du nimmst einen Mann in Schutz, den du überhaupt nicht kennst«, sagte sie. »Das muss einen Grund haben und deshalb würde ich gerne wissen, weshalb wir über ihn reden?«
    Ian unterdrückte einen Fluch. Debbie gehörte nicht umsonst zu den Staranwalten in dieser Stadt. Sie erkannte ein Plädoyer, wenn sie es hörte.
    »Ich möchte Zamorra bitten, uns zu helfen.«
    Der erwartete Aufschrei blieb aus. Debbie lehnte sich nur nickend zurück, Rachel starrte ihn mit offenem Mund an und Johnnys Gesicht zeigte keinerlei Regung, als er eine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und eine neue aus der Packung nahm.
    »Das ist Irrsinn«, sagte er, nachdem er sie angezündet hatte. »Lugosi bringt uns um, wenn wir ihn verraten.«
    Ian öffnete den Mund, um zu antworten, aber Debbie kam ihm zuvor. »Das tut er vielleicht, aber was ist die Alternative? So weitermachen und jedes Jahr mit der Furcht leben, dass einer von uns das Ritual nicht überlebt? Ian hat Recht, wir sind Gefangene und das wird sich auch nie ändern, wenn wir weiterhin so feige sind!«
    Johnny duckte sich förmlich unter ihren Worten. Er schien widersprechen zu wollen, schüttelte dann aber nur den Kopf. »Wenn ihr meint, dass man einen Wildfremden in unser Geheimnis einweihen sollte…«
    »Wen sollen wir denn sonst um Hilfe bitten?«, fragte Rachel. Sie klang resigniert, aber Ian war froh, dass sie sich überhaupt zu Wort meldete.
    Er sah in die Runde. »Heißt das, wir sind uns einig?«
    Debbie nickte vehement und Rachel nach einigem Zögern. Johnny hob nur die Schultern.
    Ian stand auf und ging zum Telefon. »Dann ist es beschlossen«, sagte er. »Ich habe Charlie gebeten, sich durch die Hotels zu telefonieren. Er glaubt, dass ich Zamorra wegen der Recherche zu einem Buch kontaktieren will. Sobald ich die Nummer habe, rufe ich ihn an. Ich hoffe, wir können ihn noch vor heute Abend treffen.«
    Es überraschte ihn, wie leicht sich die anderen zu dieser Tat hatten überreden lassen. Ein wenig, das gestand er sich ein, hatte er gehofft, von ihnen gestoppt zu werden. Aber dazu war es jetzt zu spät.
    ***
    Johnny winkte Ian zum Abschied kurz zu, dann stieg er in seinen Jaguar und verließ das Anwesen. Bereits nach einer knappen Meile lenkte er den Wagen in einen kleinen Waldweg und schaltete den Motor ab. Seine Gedanken kehrten zum letzten Abend zurück, zu dem Menschen, der hilflos durch die Luft geflogen war. Er begriff nicht, wie Ian und die anderen dieser Beobachtung weniger Wert zumessen konnten, als irgendwelchen Spekulationen, die im Internet kursierten. Er hatte die Realität gesehen. Dieser Zamorra hatte keine Chance gegen Lugosi.
    Trotzdem hatte Johnny zugestimmt, denn in der Konstellation, in der sie sich befunden hatten, wäre er doch nur überstimmt worden. Debbie war seit über zwanzig Jahren in Ian verliebt, auch wenn er nicht glaubte, dass der davon wusste, und Rachel tat ohnehin nur, was Debbie

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