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0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

Titel: 0720 - Zwei Verdammte aus Aibon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nein.«
    »Versuchen Sie es doch später noch einmal.«
    »Mal sehen.«
    Die Wirtin nickte. Sie trug einen Kittel mit Blümchenmuster. »Und Sie wollen uns morgen früh wirklich schon wieder verlassen?«
    »Ja.«
    »Aber Sie wollten doch…«
    »Es haben sich eben andere Umstände ergeben, wissen Sie.« Jessica blieb an ihrer Zimmertür stehen, die hellgrün gestrichen war und den Rücken einer kleinen Nische bildete. Der Flur war eng. Es roch nach Bohnerwachs und scharf angebranntem Fleisch. Es gab Lamm, das hatten die Wirtsleute in einem Geschäft kaufen müssen und waren dafür zwanzig Meilen gefahren.
    »Schade«, sagte Gladys McGuire, »Sie waren ein sehr netter Gast, Miß.«
    »Danke. Es kann durchaus sein, daß ich bald schon wieder bei Ihnen bin. Ich muß nur nach London.«
    »Soll ich Ihnen das Zimmer freihalten?« Gladys lachte über ihre eigene Aussage. »Unsinn, es ist sowieso frei. Hierher verirrt sich kaum ein Tourist.«
    »Dabei ist die Gegend so wunderbar.«
    »Ja, das stimmt, Miß Long.«
    »Nur eben ohne Tiere.«
    Das bleiche Gesicht der Frau verlor noch mehr an Farbe. »Es ist halt unser Problem«, murmelte sie.
    Dabei drehte sie den Kopf zur Seite und bückte sich, um den Henkel des Eimers zu umfassen. Das Thema war ihr offenbar sehr unangenehm.
    »Hängt es mit der Frau zusammen, die ich im Wald traf?« Jessica stellte die Frage wie nebenbei.
    »Welche Frau?«
    »Sie war dunkelhaarig. Ich sah sie im Wald und…«
    Gladys McGuire schlug hastig mehrere Kreuzzeichen. »Um Himmels willen, reden Sie nicht weiter! Versündigen Sie sich nicht. Nein, Sie dürfen darüber nicht sprechen!«
    »Warum nicht?«
    »Das will ich Ihnen sagen. Es ist… es ist ein«, sie schluckte. »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Es ist einfach gefährlich, darüber zu sprechen.«
    »Dann kennen Sie die Person.«
    Die Wirtin kam einen Schritt näher. »Ein jeder kennt sie«, flüsterte sie dann.
    »Und? Was ist mit ihr?«
    »Sie ist gefährlich.«
    »Ach ja? Wieso?«
    »Man sagt, daß sie alles haßt, was zwei und vier Beine hat. Sie… sie ist eine Einsiedlerin. Sie ernährt sich von gewissen Dingen. Sie soll eine Kannibalin sein.«
    »Nein!«
    »Doch, doch, doch…«. Aufgeregt fuhr die Zungenspitze der Frau über die dünnen Lippen hinweg.
    »Aber darüber darf ich nicht reden. Bitte, das müssen Sie verstehen.« Hastig raffte sie ihre Putzutensilien zusammen und verschwand rasch. Sie ließ sich durch Jessicas Fragen nicht aufhalten.
    »Seltsam«, murmelte die Künstlerin und öffnete die Tür ihres Zimmers. Das Wort Kannibalin wollte ihr nicht mehr aus dem Kopf, und sie dachte zwangsläufig an die Grube. Wenn sie nicht alles täuschte, hatten die Tiere angefressen ausgesehen, als wäre jemand satt gewesen und hätte die Reste weggeworfen.
    Sie schüttelte sich, als sie daran dachte. Jessica konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß die Menschen dazu fähig waren. Okay, wenn sie die Tiere gebraten hätten, aber roh verspeisen? Das war ihr einfach zuviel, und wieder mußte sie schlucken.
    Zudem hatten ja nicht nur Rehe und anderes Wild in der Grube gelegen. Sie hatte auch Katzen- und Hundekadaver gesehen, und das war mehr als schlimm.
    Plötzlich kam ihr die Luft in diesem kleinen Zimmer zum Schneiden dick vor. Obwohl sie ausgiebig geduscht hatte, lag der Geruch auch weiterhin in ihrer Nase. Er schien sich darin festgeätzt zu haben.
    Sie ging zum Fenster und öffnete es.
    Der Himmel zeigte kein herbstlichhelles Blau mehr. Statt dessen war er düster geworden, grau, schmutzig und bleiern. Jetzt sah er aus wie eine dicke Wand, in die keine Löcher hineingerissen worden waren, um das Licht der Sterne zu zeigen.
    Das konnte noch kommen, denn der Wetterbericht hatte keine Änderung vorausgesagt.
    Sie lehnte sich vor.
    Der Blick fiel auf die einzige Straße des Ortes. Es war kaum etwas los. Die Autos konnte sie an einer Hand abzählen. Wer hier unterwegs war, ging zu Fuß oder nahm das Rad. Ihr Fahrzeug stand vor der Pension wie ein Fremdkörper.
    Sie überlegte schon, ob sie jetzt noch fahren sollte. Das wäre nicht gut gewesen, sie fühlte sich einfach zu müde und abgeschlafft. Die Reise am nächsten Morgen anzutreten, war besser.
    Jessica schloß das Fenster wieder und legte sich auf das Bett. Sie wollte später noch etwas trinken, zunächst einmal ihre Gedanken in die Reihe bringen und dann…
    Die Augen fielen ihr zu.
    Der Tag war zu hart gewesen. Trotz der schrecklichen Erlebnisse siegte die

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