0721 - Stärker als der Teufel?
ausgerechnet ich, das Kind also, soll einen Menschen in deinem Auftrag töten?«
»Ja.«
»Wie denn?«
»Du gehst hin und vernichtest sie. Das ist alles.«
»Sie?«
»Ja, es ist eine Frau, um so leichter für dich, sie zu töten. Hättest du normalerweise gesagt.«
Asmodis versuchte zu grinsen, was ihm einigermaßen mißlang. »Es spielt keine Rolle, was ich gesagt hätte. Ich kann diese Person aus bestimmten Gründen nicht töten.«
»Ist sie dir über?«
Satan schäumte. Aus seinen Augen fuhren kleine Blitze. »Niemand ist mir über. Sage so etwas nie wieder!«
»Schon gut, schon gut. Aber du mußt mich auch verstehen, daß ich mich darüber wundere. Normalerweise wäre ich ja bereit, dir einen Gefallen zu tun, aber auch ich stelle jetzt eine kleine Bedingung. Wenn ich sie töten soll, möchte ich meine Gestalt hier und jetzt wieder zurückhaben. Ich werde als Erwachsener nach Paris reisen und sie…«
Suko konnte nicht mehr weitersprechen, weil ihn das Lachen der Gestalt unterbrach. Der Teufel wollte sich ausschütten, er kriegte sich nicht mehr ein, er schlug dabei sogar mit den Armen auf und nieder, aber er amüsierte sich nicht wirklich. »Nein, darauf werde ich nicht eingehen. Du wirst sie in deiner Kindsgestalt umbringen, das mache ich zur Bedingung. Ansonsten hast du deine letzte Chance verspielt.«
Suko sprach dagegen. »Ich kann mich nicht so verhalten wie…«
»Brauchst du auch nicht. Denk an die Vorteile, die dir deine Gestalt auch bringt. Du bist doch harmlos. Ein jeder wird dich so einstufen, ein jeder nimmt ein Kind nicht ernst. Willst du eine bessere Chance haben?«
»Ja. Aber darüber kann ich mit dir nicht reden.« Suko hatte sich längst entschlossen. Er würde auf das Angebot des Teufels eingehen, allerdings nur zum Schein. Und er hoffte, daß es dem Satan nicht auffiel, deshalb dachte er auch nicht daran, denn dieses Wesen schaffte es noch, in seine Gedanken hineinzukriechen.
»Du willst es tun?«
Suko nickte.
Asmodis zeigte keine Freude. Er gab sich gelassen. »Das ist ausgezeichnet«, stellte er fest, bevor er sich räusperte. »Ich werde dich nach Paris bringen, wo du alles in die Wege leiten kannst. Du mußt zunächst in die Nähe der Person gelangen.«
»Wie heißt die Frau denn?«
»Yannah!«
Den Namen hatte Suko noch nie gehört, und das sagte er dem Teufel auch.
»Sie ist hier nicht bekannt. In Paris aber sieht das anders aus, darauf kannst du dich verlassen.«
»Wie soll ich dir einen Erfolg melden?«
»Ich merke es, keine Sorge.«
»Und wenn diese Yannah tot ist, bekomme ich meine alte Gestalt wieder zurück.«
»So ist es.«
»Das wird John Sinclair freuen und…«
»Halt!« schrie ihn der Teufel an. »Keinen Laut mehr, kein Wort, keinen John Sinclair. Er wird und muß einfach aus dem Spiel bleiben, hast du verstanden?«
»Nein…«
»Er hat mit deinem Auftrag nichts zu tun. Alles, was du machst, wird heimlich geschehen. Du wirst diese Wohnung verlassen, ich werde dich nach Paris bringen und dort kannst du dann schalten und walten, wie du willst.«
»Wann soll das geschehen?«
»So rasch wie möglich.«
»Also heute?«
Asmodis nickte.
»Dann muß ich noch einige Vorbereitungen treffen. Ich muß mir eine Waffe besorgen und…«
»Kannst du in Paris alles bekommen. Du wirst diese Stadt im Bauch erleben, dir werden die Attraktionen der Touristen erspart bleiben. Du wirst eintauchen in die Szene, und du wirst Yannah erleben, bevor du sie vernichtest. Du kannst ihr eine Kugel geben, du kannst ihr ein Messer in den Hals stoßen, mir ist es gleich. Ich möchte nur eines. Ich will sie tot sehen.«
Suko nickte. Er war jetzt ganz Ohr, hatte seine eigenen Gedanken zurückgestellt, konzentrierte sich auf den Teufel und wollte trotz allem wissen, was ihm diese Person angetan hatte.
»Es ist eine Sache zwischen ihr und mir. Mach du deine Arbeit, dann reden wir weiter.«
»Und ich darf niemandem sagen, wohin ich gehe?«
»Nein!«
Suko hob die Schultern. Er stand auf. »Gut, dann möchte ich es so rasch wie möglich hinter mich bringen.« Er ging in den schmalen Flur, wo seine Jacke hing, die er überstreifte. Dabei zog er einen Kugelschreiber aus der Innentasche und kritzelte hastig drei Worte an die Wand. Alles war so schnell gegangen, daß der Teufel eigentlich keinen Verdacht schöpfen konnte.
Mit der übergestreiften Jacke kehrte er zurück. Sie bestand aus dunklem Leder und wies Kindergröße auf.
Asmodis schaute auf ihn nieder.
Suko lächelte nicht.
Weitere Kostenlose Bücher