0721 - Stärker als der Teufel?
und wallte sie, dort verdichtete sie sich auch, und allmählich zeichnete sich dort der Umriß einer Gestalt ab.
Es war der Teufel!
Er konnte in tausend und mehr Verkleidungen auftreten, das wußte Suko auch. In diesem Fall kam er als schwarz gekleideter, bleichgesichtiger Jüngling, dessen Augen einen roten Schein angenommen hatten, als würden sich dort Blutschlieren bewegen.
Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt, schaute sich interessiert um, nickte einige Male und schaute zu, wie sich die Wolke allmählich verflüchtigte.
Suko wunderte sich über sich selbst, daß er so gut wie keine Furcht vor dieser Gestalt zeigte. Doch er spürte, daß dieses Wesen etwas ausstrahlte, das es vorher in dieser Wohnung nicht gegeben hatte.
Es war der Hauch des Bösen.
Ein Stück Grauen, das sich zwischen den vier Wänden verteilte und alles einnahm.
Der Teufel lachte, als er mit einer Hand über einen Sesselstoff strich, dann gegen den Tisch trat, als wäre das alles nichts und nur der allerletzte Dreck.
»Und hier lebst du, Suko.«
»Ja, hier lebe ich.«
»Gern?«
»Was soll das?«
»Ich habe dich etwas gefragt.«
»Und ich will nicht antworten. Du weißt genau, warum, denn du bist derjenige, dem ich dieses Schicksal zu verdanken habe.«
»Tatsächlich, Suko?«
»Willst du es abstreiten?«
Asmodis, diesmal ganz menschlich eingestellt, nickte. »Ja, ich streite es ab. Ich streite es tatsächlich ab, denn so, wie du bist, hast du dir selbst und deiner Neugierde zuzuschreiben. Aber darüber will ich nicht mit dir reden.«
»Dann verschwinde.«
Asmodis lächelte. Er setzte sich auf eine Sessellehne und richtete die Feueraugen auf Suko. »Ich an deiner Stelle würde mit den Worten wählerischer umgehen, denn das große Mundwerk kannst du dir nicht leisten, du Kind, du!«
Es war eine Demütigung, eine Beleidigung, die Suko hart erwischte. Er schrak zusammen, das Blut schoß in sein Gesicht und rötete es. Er ballte die Hände, seine Nägel gruben sich scharf in das Fleisch, aber er hielt den Mund.
Der Teufel grinste ihn an. Dann öffnete er seinen Mund. Spinnen krabbelten hervor. Er sprach, während er den Mund offen hielt und eine Spinne zerknackte. »Kann man kleinen Kindern mit Spinnen nicht Angst einjagen?«
Suko schaute auf die Tiere, die zu Boden gefallen waren und dann auf ihn zukrochen.
Es waren vier, die sich in seine Richtung bewegten, aber das »Kind« rührte sich nicht vom Fleck.
»Mutig, wie?«
Er hob die Schultern.
Im nächsten Augenblick wuchsen die Spinnen zur ungefähr zehnfachen Größe an. Unter dem Lachen des Teufels plusterten sie sich regelrecht auf, und sie erreichten mit ihrer Höhe Sukos Kniescheiben. Die erste war da, sie richtete sich auf und wollte an Sukos Körper in die Höhe krabbeln.
Das geschah nicht mehr.
Suko rührte sich nicht, und der Teufel reagierte ebenfalls. Er setzte eine Gegenmagie an. Ein kurzes Zucken in seinen Augen, dann zerplatzten die vier Spinnen.
Nicht einmal Rauch blieb zurück.
»Na, hat es dir gefallen?«
»Kaum«, sagte Suko.
»Das kann ich sogar verstehen!« Der Teufel rieb seine Hände. »Aber es hatte ein Test sein sollen.«
»Das ist mir egal.«
»Du hast ihn sogar bestanden.«
»Ist mir auch egal.«
Ob Asmodis sich ärgerte oder nicht, war für Suko nicht festzustellen. Jedenfalls schüttelte er wütend den Kopf und fuhr den »Kleinen« an, nicht so störrisch zu sein. »Wenn du weiterhin so dumm reagierst, überlege ich es mir noch anders.«
Der letzte Satz war bestimmt nicht nur so dahingesagt worden, und Suko dachte über ihn nach. Er hatte sich schon die ganze Zeit über gefragt, weshalb der Teufel überhaupt bei ihm erschienen war.
Sicherlich nicht, um ihn einem Spinnentest zu unterziehen. Nein, das mußte andere Gründe haben.
»Was willst du dir denn überlegen?«
»Ich denke über das Verhältnis zwischen uns beiden nach.«
»Das existiert nicht.«
»Für mich schon.«
»Aber ich paktiere nicht mit dir. Du hast ja einmal versucht, mich auf deine Seite zu ziehen. Es ist dir nicht gelungen, deshalb kann man nicht von einem Verhältnis sprechen. Was willst du?«
»Dir einen Vorschlag machen.«
Suko spitzte die Lippen. »Tatsächlich? Mir - einem Kind? Da kommt der mächtige Höllenfürst und will etwas von mir? Das ist doch Schwachsinn, du willst mich reinlegen!«
»Überhaupt nicht.«
»Dem Teufel kann man nicht trauen. Das wäre das gleiche, als würde ich einem Wärter glauben, der mir sagt, der Käfig mit den vier
Weitere Kostenlose Bücher