0722 - Böser Zauber in Montmartre
Kreuz hervorgeholt.
Und das präsentierte ich ihm!
Diesmal brüllte der Teufel. Er riss die Hände hoch, weil er den Anblick nicht ertragen konnte. Als ich ihn an der Schulter herumreißen wollte, fasste ich ins Leere.
Asmodis war verschwunden!
Nur der Geruch war geblieben, dieser Gestank nach Schwefeldampf und anderem Zeug.
Ich schaute die leere Gasse hinab, die mir wie eine Allee aus Licht und Schatten vorkam.
Keine Spur mehr von ihm.
Langsam drehte ich mich um.
Marcel hatte sich über Baby gebeugt. Der junge Mann weinte, denn er schaute in ein schrecklich verbranntes Gesicht, in dem die Augen wie bleiche Kugeln lagen und eine schreckliche Farbe in diese zerstörte Haut brachten.
Baby würde nie mehr schreien, er war tot!
Marcel schaute mich an. Seine Lippen zuckten. Er schluchzte. »Scheiße, er ist tot. Es hat ihn erwischt. Dieser - dieser Teufel hat ihn gekillt. Wie schon die anderen.«
»Leider. Ich kam zu spät.« Das Kreuz lag schwer in meiner Hand. Es hatte den Teufel zwar vertrieben, aber dessen Tat nicht verhindern können. Und so etwas schmerzte.
»Was soll ich denn jetzt machen?«, keuchte Marcel. »Wir können ihn doch nicht liegen lassen.«
»Nein, schafft ihn weg.«
»Zu den Bullen?«
»Noch nicht. Ich will keinen Aufruhr. Der Teufel gibt nicht auf. Er wird seine Pläne auch weiterhin verfolgen. Es ist jetzt von großer Wichtigkeit, dass ich Yannah finde.«
Marcel nickte.
»Wo ist sie?«
»Das sage ich später. Ich will erst Baby wegbringen.« Er schrie die anderen an. »Los, ihr verfluchten Penner! Helft mir mit tragen! Soll er hier liegen bleiben?«
Die anderen beiden erwachten mit kalkbleichen Gesichtern aus ihrer Erstarrung. Sie bückten sich zitternd und halfen Marcel.
Ich beobachtete, wo sie hingingen, und stand dabei neben dem Verwundeten. Der zitterte wie Espenlaub, seine Zähne klapperten aufeinander. Seine Stirn war rot, die übrigen Teile des Gesichts bleich wie altes Rinderfett.
»Kennst du einen Arzt?«, fragte ich. »Er muss allerdings sehr verschwiegen sein.«
»Ja, ich weiß einen.«
»Dann ruf ihn an, dass er sich um deine Wunden kümmert. Ich hoffe, dass nach dieser Nacht alles vorbei ist. Dann kann ich mich um andere Dinge kümmern.«
»Willst du den Teufel stellen?«
Ich schaute dorthin, wo die anderen verschwunden waren. Die Tür hatten sie offen gelassen. »So ist es.« Ich bückte mich und streckte dem Gelackten den Arm entgegen. »Versuch aufzustehen. Halt dich an mir fest, dann wird dir nichts passieren.«
»Ich kann nicht laufen.«
»Auf einem Bein wird es schon gehen. Ich stütze dich ja.«
Er schaffte es tatsächlich, aber ich musste ihn fast tragen. Wir drückten uns in den stinkenden Flur hinein. Jemand schien ihn als Toilette benutzt zu haben.
Wir mussten eine dreistufige Treppe hoch und bis zu einer offen stehenden Tür gehen.
Marcel stand auf der Schwelle. Er kam uns entgegen und half mir dabei, den Verwundeten in die Wohnung zu führen, die bis auf ein paar alte Matratzen fast leer war. Über den Toten hatten sie eine dunkle Plastikplane gelegt und sie mit zwei Ziegelsteinen beschwert.
Ich legte den Verletzten auf eine Matratze und erklärte, dass unbedingt ein Arzt kommen musste.
»Ja, machen wir.«
Die Antwort war apathisch gegeben worden. Sie gefiel mir überhaupt nicht. Hart zerrte ich Marcel hoch. Sein Gesicht lag direkt im Schein der Deckenleuchte.
Der Schweiß leuchtete als kleine Perlen, seine Augen zuckten einige Male. »Hör mal zu, das ist kein Spaß. Reißt euch zusammen! Es hätte euch auch nichts ausgemacht, mich zu töten.«
»Wir sahen dich nicht als Mensch an.«
»Trotzdem, ihr seid alt genug, um unterscheiden zu können. Das Töten ist keine Lösung.«
»Was ist, wenn wir einen Arzt geholt haben?«
»Er muss verschwiegen sein. Zumindest in den folgenden Stunden. Und auch nur dann, wenn ich weiß, wo ich Yannah finden kann. Ich muss es einfach wissen.«
Sie schauten einander an.
Marcel nickte schließlich. »Ja, ich sage es dir. Aber ich weiß nicht, ob sie noch dort ist.«
»Wieso? Gibt es mehrere Orte?«
»Ja, sie lebt auch dort, wo sie arbeitet. Sie ist sehr berühmt hier. Viele kommen zu ihr, um sich von ihr die Zukunft voraussagen zu lassen. Das ist jetzt alles vorbei.«
»Die Adresse!«
Ich erhielt sie. Und auch die zweite Adresse, die gar nicht mal weit von hier entfernt lag. Das Haus war ein schmaler Anbau. Ein paar Ecken weiter sollte er in einem Hinterhof stehen. Marcel zeichnete es mir
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