0722 - Böser Zauber in Montmartre
sicherheitshalber auf, denn diese Gegend hier war einfach zu schmal und verwinkelt.
»Gut«, lobte ich ihn.
»Und was machen wir?«
»Holt den Arzt! Ansonsten haltet euch ruhig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Teufel noch etwas von euch will. Für ihn ist es wichtig, an Yannah heranzukommen und natürlich auch an ihre heiligen Ringe, die ich mir ebenfalls gern ansehen möchte.«
Damit hatte ich alles gesagt. Ich drehte mich um und wollte zum Ausgang, als ich ein Geräusch hörte, das überhaupt nicht hierher passte. Es war aus dem Nachbarraum gedrungen.
Da knisterte und schabte die Kunststoffplane, mit der die Leiche abgedeckt worden war.
Der Gelackte, mittlerweile hatte ich gehört, dass er Bebe gerufen wurde, hob plötzlich einen Arm.
Er saß so günstig, dass er in den Nebenraum und auf die dort liegende Plane schauen konnte.
Die hatte sich bewegt, allerdings nicht von allein.
Unter ihr kroch der angeblich Tote hervor, um als Geschöpf des Teufels dessen Werk zu vollenden…
***
Yannah erlitt einen Wutanfall!
Zuerst hatte sie nur auf die Reste des Hörers gestarrt, die sich als zusammengeschmolzene Masse auf dem Boden abzeichnete.
Dann drehte sie durch.
Sie fing an zu schreien. Es waren Laute einer irren Wut und Enttäuschung, die aus ihrem weit geöffneten Mund drangen. Sie schüttelte dabei den Kopf, die Schreie nahmen schließlich sirenenartige Klänge an, sie irrten durch den Raum und brandeten als Echos wahrscheinlich durch das gesamte Haus, Ihre roten Haare schienen sich noch mehr aufrichten zu wollen, obwohl das nicht möglich war. Sie stand breitbeinig auf der Stelle, den Kopf in den Nacken gelegt, und sie schrie weiter. Das Brüllen steigerte sich zu einem wahren Inferno, sodass Suko Furcht bekam. Nicht dass er sich in eine Ecke verkrochen hätte, er duckte sich zusammen und sah so, wie die Person immer wieder mit dem rechten Fuß aufstampfte und dabei einen Namen schrie.
»Satan! Satan! Satan!«
Sie verfluchte ihn, sie schien Blitze zu sprühen, dabei waren es nur die Ringe, die um ihre Arme tanzten und dabei goldene Reflexe von sich schleuderten.
Dann brach das Schreien ab.
Gleichzeitig sank Yannah zusammen. Sie ging in die Knie, stierte nach vorn, atmete heftig, pumpte die Luft ein und aus und kam wieder hoch.
Suko behielt seinen Standort bei. Er befürchtete, dass dieser Anfall noch nicht vorüber war. Die Frau stand noch immer unter Strom.
Er sollte sich nicht getäuscht haben. Plötzlich schüttelte sie den Kopf. Aus ihrer Kehle drang ein tiefes Röhren, kein Laut mehr, der stimmlich zu einer Frau gepasst hätte. Er war so etwas wie ein Startsignal, denn sie schüttelte beide Arme zugleich und ließ die goldenen Ringe der Reihe nach hinabgleiten.
Die mit den großen Öffnungen berührten ihre Arme nicht einmal, die kleinen glitten darüber hinweg wie Kufen über Eis. Sie fing die Ringe hintereinander auf, als wäre sie ein Artist.
Dann schleuderte sie die Ringe in die Höhe.
Nicht nur der Decke entgegen, sie warf sie auch in das Zimmer hinein, sodass Suko Deckung nehmen musste. Er presste sich an den Boden und schielte aus den Augenwinkeln hoch. Er sah die glänzenden Spuren, die von den Ringen hinterlassen wurden, als sie die Luft durchfegten, sie zerschnitten, Muster hineinzeichneten, ihren Weg suchten, von ihren geistigen Kräften gelenkt wurden und sich auf ihren schnellen Wegen nicht einmal berührten.
Suko begriff den Sinn dieser Handlungsweise nicht. Möglich war nur, dass sie ihm eine Demonstration ihrer Macht zeigen wollte.
Sie warf keinen Ring mehr, hatte alle auf die Reise geschickt und leitete sie allein mit dem eigenen Willen.
Für einen Moment dachte Suko daran, dass sie jetzt wehrlos war. Der Teufel hatte von ihm verlangt, dass er Yannah tötete. Jetzt hätte er die Chance gehabt.
Er tat es nicht.
Erstens weil er es einfach nicht konnte, und zweitens besaß er keine Waffe, mit der er sie hätte umbringen können. Er blieb weiterhin passiv.
Sie fing die Ringe wieder auf.
Geschickt machte sie das.
Beide Arme hielt sie vorgestreckt, die Hände gespreizt, sodass die Ringe in sie hineinwirbeln konnten.
Dann rutschten sie wieder hoch bis zu ihren Schultern, wo sie auch blieben.
Suko sagte nichts. Er wollte, dass Yannah eine Erklärung abgab. Die sparte sie sich zunächst, trat noch einmal wütend auf und fuhr herum.
Suko stand vor ihr. Er lächelte, bevor er sagte: »Das war schon beeindruckend, wirklich.«
»Und es musste
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